Die Schweizer sind genervt über die wechselnden Corona-Regeln ennet der Grenze und lassen die Umsätze der Paketshops einbrechen

Deutschland hat seine Grenzbestimmungen wegen Corona verschärft. Neu gilt die 3-G-Regel – einreisen kann nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist. Zwei Ausnahmen gibt es: Grenzgänger und Tagestouristen aus einem Land, das in Deutschland nicht auf der Liste der Virusvarianten- oder Hochrisikogebiete steht, können ohne Nachweis einreisen.

Die Schweiz steht derzeit nicht auf dieser Liste und so heisst es weiterhin: Freie Fahrt nach Deutschland für 24 Stunden. Damit bleibt auch das bei vielen beliebte «Grenzhopping» zum Grenzshopping weiter möglich. Ein Augenschein der AZ in badisch Laufenburg zeigt: Die Möglichkeit wird rege genutzt – und längst nicht nur von Aargauern. Auf dem Parkplatz im Laufencenter, der an diesem Morgen gut zur Hälfte belegt ist, trifft man neben AG-Kennzeichen auch auf BL, BS, BE, AI, LU und ZG. Die halbe Schweiz im Laufenpark.

Verunsicherung bei den Schweizer Kunden

Möglich bleibt es somit auch, seine an eine deutsche Lieferadresse bestellten Pakete abzuholen. Alles also im grünen Bereich? Nicht ganz. Simon Kühn, der «My Paketshop» in Bad Säckingen betreibt, stellt bei seinen über 20’000 Schweizer Kunden angesichts der dauernd ändernden Bestimmungen eine grosse Verunsicherung fest. Immer wieder werden seine Mitarbeitenden von Kunden, die ins Geschäft kommen, gefragt, ob sie ungeimpft und ohne Test überhaupt hier sein dürfen. Sie dürfen.

Zur Verunsicherung beigetragen hat auch, dass die Bestimmungen in den Bundesländern lange Zeit unterschiedlich waren. Dies ist nun anders; die Bundesministerien in Berlin geben den Coronatakt vor. «Das kann gut sein, weil es so einheitlich geregelt ist», sagt Kühn. Allerdings könne es so gerade für eine Grenzregion schwierige Entscheide geben.

«Berlin ist eben schon sehr weit weg.»

Die Verunsicherung spürt Kühn wie die gesamte Branche bei den Bestellungen und damit dem Wareneingang. Er lag bei ihm im letzten Monat um rund 30 Prozent unter einem normalen Juliwert – «und das, obwohl wir jedes Jahr stark wachsen». Auch Maik Gregl von «Paket Stop & Go» in badisch Rheinfelden spricht von einem Rückgang um rund 20 Prozent. Er stellt bei seinen Kunde fest:

«Viele nervt es, dass alle paar Wochen andere Vorschriften gelten.»

Hauptgrund für den Rückgang ist vor allem die Unsicherheit, wie es mit Corona und damit mit dem Grenzregime weitergeht. Gerade bei Produkten mit einer mehrwöchigen Lieferzeit, überlegen es sich viele zweimal, ob sie das Produkt im Ausland an eine deutsche Lieferadresse bestellen wollen. Gleichzeitig haben sich in einigen Bereichen die Preise zwischen Schweizer Detailhandel und Onlineshopping-Angeboten angenähert.

Maik Gregl vom Paketshop Paket Stop & Go.

Maik Gregl vom Paketshop Paket Stop & Go.

Horatio Gollin / Aargauer Zeitung

Die Lagerbestände sind bei beiden Paketshops derzeit denn auch «eher tief», wie Kühn sagt. Gregl schaut im System nach. 869 Pakete warteten bei ihm am Montag auf ihren Schweizer Besitzer – «das ist weniger als normal.»

Eine Prognose, wie sich der Paketeingang mit den neuen Grenzbestimmungen entwickeln wird, wagt Gregl nicht. «Diese Woche werden sicher noch viele Pakete eintreffen, denn die Ware wurde ja oft schon letzte Woche bestellt.» Was dann sein wird, stehe in den Sternen. Oder besser: in den Mausclicks der Schweizer Kunden.