
Die Taxonomie der Littering-Sünder (2/4): Der Zigaretten-Litterer
Der Zigi-Litterer ist völlig harmlos. Meint er. Schliesslich sind Zigarettenstummel so klein, dass es nicht der Rede wert ist, wenn man einen am Strassenrand, im Wald, unter dem Tisch in der Gartenbeiz oder im Sand am Strand entsorgt. Und sowieso, man drückt den Stummel ja normalerweise auf die Hälfte seiner ursprünglichen Grösse zusammen, was das Problem sicherlich halbiert, vermutet der intelligente Raucher. Ein weiterer Grund, warum Raucher, auch geistig weniger bemittelte, Zigaretten in der freien Wildbahn entsorgen: Sie stinken! Wer will denn mit Zigistummeln in der Hand durch die Stadt flanieren oder – noch schlimmer – diese im Hosensack transportieren?
Weil seine Passion ja mittlerweile an deutlich mehr öffentlichen Orten verboten als erlaubt ist, hat der Raucher – das arme, ausgestossene Opfer – allen Grund, sich selber zu bemitleiden. Das Selbstmitleid schlägt beim Zigi-Litterer gerne in Trotz um, nach dem Motto: Selber schuld, wenn die alle Aschenbecher abmontieren, da muss ich die Zigi ja wohl oder übel auf den Boden werfen! Schliesslich – und da unterscheidet sich die Gesinnung der Zigi-Litterer gar nicht von jener aller anderen Litterer – wird die Strasse ja so oder so gereinigt, also wozu die Aufregung?
Verbreitung: Man ahnt es: Kein Typ Litterer ist zahlenmässig auch nur ansatzweise so gut vertreten wie die Zigi-Litterer, und zwar überall auf der Welt. Es sind nicht Millionen, es sind Milliarden!
Schadenpotenzial: Um grob abschätzen zu können, welchen Schaden die schiere Menge an Zigi-Litterern verursacht, braucht es wenig Phantasie. Rund 500 Millionen Kilogramm Stummel werden laut WHO weltweit jährlich auf unsachgemässe Weise entsorgt, sprich weggeworfen. Das ist fast die Hälfte allen Mülls, der entlang von Strassen und an Küsten aufgesammelt wird. Und damit nicht genug: Zigistummel sind auch Gift für die Umwelt. Sie verunreinigen Grundwasser, Seen und Flüsse und schädigen alle darin lebenden Organismen in beunruhigendem Masse.
Kriminelle Energie: Als kriminell kann man den Zigi-Litterer nicht wirklich bezeichnen. Als faul und meist ignorant, was die Folgen seines Handelns angehen, allerdings schon.
Therapieansatz: Dem Zigi-Litterer müsste man aus alten Stummeln einen Filter basteln, durch den sein Hahnenwasser fliesst, bevor er es trinkt. Bald entwickelt sich das Mitgefühl für die Fische fast von selber.
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In den nächsten Wochen wird das ZT in einer Serie das Thema Littering in den Fokus rücken. Haben Sie in letzter Zeit selbst Erfahrungen mit Littering gemacht? Schicken Sie uns Ihre Bilder und Videos an ztredaktion@ztmedien.ch; die Redaktion wird die besten davon publizieren (Adresse und Telefon nicht vergessen). (zt)