
Die unbeugsamen «Truubeschränzer» halten die Aarburger Fasnacht am Leben
Tourenplan 2018 der Truubeschränzer
8. 2. Beizen-Tour in Lostorf und Obergösgen/Dulliken
9. 2. Maskenball in Obergösgen und Fischbach
10. 2. Maskenball in Kestenholz und Erlinsbach
11. 2. Umzug in Erlinsbach
16. 2. Beizen-Fasnacht in Aarburg Restaurant Bahnhöfli ab 20 Uhr mit Festzelt
17. 2. Beizen-Fasnacht und Kinderumzug Aarburg im Rest. Bahnhöfli: Kinderumzug 16.11 Uhr, anschliessend Beizen-Fasnacht; Freitag mit den Truubeschränzer Aarburg, Samstag mit der Gugge Langnasen Zofingen und Truubeschränzer Aarburg
18. 2. Umzug Zofingen
Weitere Infos: truubeschraenzer.ch
Wenn Roland Jaun nicht gerade als Grenzwächter in Basel die Übergänge sichert, dann wacht er als Präsident der Truubeschränzer über das Weiterbestehen der Fasnacht in Aarburg; und dies zusammengerechnet seit 16 Jahren. Das innere Feuer brennt noch. «Wir sind eben schon ein toller Haufen», sagt Jaun, für den mit seinen 51 Lenzen ein Aufhören als Guggenmusiker nicht zur Debatte steht. «Musik zu machen und den Leuten damit eine Freude zu machen, das macht für uns die Fasnacht aus», sagt der Präsident über das Brauchtum. Die Truubeschränzer, das ist eine aufgestellte und zusammengeschweisste Truppe – gerade auch, weil viele Familien mit dabei sind. Der Verein organisiert den alljährlichen Aarburger Kinderumzug. Alle zwei Jahre wechselt das selbst genähte Strassenkleid. Dieses Jahr «schränzen» die 16 Musikantinnen und Musikanten unter dem trocken klingenden, aber feuchtfröhlich gemeinten Motto «Chnochig on heavens door».
Ehrgeizig
Freilich: Früher war die Gruppe noch zahlreicher, zeitweise doppelt so gross. Gegründet wurde sie 1985 im Restaurant Traube – daher der Name. Sie sollte Aarburg aus seinem Fasnachts-Schlaf rütteln, wie es in der Vereinschronik geschrieben steht: «Eine kleine Anzahl tapferer Bewohner schmieden an dem runden Tisch ihrer Stammkneipe einen teuflisch fiesen Plan, welcher dazu dienen soll, der Ruhe ein Ende zu bereiten und das restliche Volk wieder aus den Häusern zu treiben … Eine Clique muss das Städtchen haben und den stolzen Namen Truubeschränzer soll die Aarburger Fasnacht mit schrägen Klängen wachrütteln.» Viele Jahre lang lebte die Aarburger Fasnacht tatsächlich. Bis immer mehr Guggen in der Region verschwanden und sich bald keiner mehr fand, eine Fasnacht zu organisieren.
2004 wurde die Aarburger Fasnacht mit Maskenball, Beizentour und Umzug von der Fasnachtskommission gar offiziell zu Grabe getragen. Allein eine von unbeugsamen Musikern bevölkerte Gugge hörte nicht auf, dem Aussterben Widerstand zu leisten: die Truubeschränzer. Oder wie Roland «Roli» Jaun sagt: «Ohne uns gäbe es wohl gar keine Fasnacht mehr.» Dass nebenbei auch viele Kinder mitwirken, zeichne die Gugge besonders aus. Auch der eigene Nachwuchs, «und meine älteste, 10-jährige Tochter spielt sogar an den Umzügen mit ihrem Saxofon mit», ergänzt er stolz. Gegen zehn Kinder ergänzen die Musikertruppe.
Besorgt
Die Truubeschränzer sind ehrgeizig – im April können sie gar an der GuggenSchweizermeisterschaft in Engelburg SG teilnehmen. Neue Mitglieder wären dennoch sehr willkommen – denn wie so oft ist auch hier die Vereinsträgheit der Gesellschaft spürbar. «Natürlich mache ich mir Sorgen um die Fasnacht, die in unserer Region leider einen immer noch kleineren Stellenwert hat», verrät Jaun. «Es ist wahnsinnig schade, wenn man die meiste Zeit nur auswärts spielen kann, weil es zu Hause keine richtige Fasnacht mehr gibt.» Auch die Oftringer Beizenfasnacht findet, nach einem letzten Spontanversuch im 2017, heuer nicht mehr statt. Was nicht heisst, dass die Truubeschränzer eine ruhige Kugel schieben können. Bevor am Wochenende des 16. bis 18. Februars in Aarburg «gefasnächtigt» wird, reist die Gruppe ins Solothurnische, wo sie mehrfach auftritt (siehe Box). «Wir üben nicht für lustig, wir wollen natürlich auch etwas leisten», erklärt Jaun. Seit Anfang September wird geprobt, ein- manchmal zweimal die Woche.
Motiviert
Teil einer Gugge zu sein verspricht Kameradschaft, Spass und eine vielseitige Abwechslung vom Alltag. Nach der Fasnachtszeit bis im Herbst bleibt dann jeweils Zeit für andere Dinge. Fraglich ist freilich, wie es mit der Aarburger Fasnacht weitergehen wird, wenn Roli Jaun und auch sein Mitstreiter Tambour Reto Huber ihre Ämter dereinst weitergeben möchten. «Ich würde mich als Präsident gerne zurückziehen, auch wenn ich das nicht einfach Knall auf Fall tun werde», verrät der Präsident. Die Fasnacht ist und bleibt ein Teil des motivierten Blasmusikers. «Ohne Fasnacht», sagt Roland Jaun, «so möchte ich nicht leben müssen.»