
«Die Zahlungsmoral in Reiden war mal besser»
Es ist ruhiger geworden auf dem Betreibungsamt in Reiden. Vor zwei Wochen sah die Situation diametral anders aus: Betreibungsbeamtin Renate Bättig hatte alle Hände voll zu tun. Es trafen massenhaft Betreibungsbegehren ein. «An einem Tag waren es allein über 100 Begehren.» Normalerweise erhalte sie rund 200 – in einem Monat.
Nachdem der Bundesrat vor zwölf Tagen den Lockdown verkündet hat, grassierte Unsicherheit. Unternehmen gerieten durch die Schliessung von Geschäften in finanzielle Schwierigkeiten. «Viele Gläubiger hatten Angst, dass sie ihr Geld von den Schuldnern nicht erhalten», sagt Bättig. Als Betreibungsbeamtin erfasst sie eintreffende Begehren und stellt sie den Schuldnern zu.
Wenige Tage nach dem Lockdown reagierte der Bundesrat auf diese Unsicherheit und ordnete letzte Woche einen Rechtsstillstand bis 19. April 2020 an. Während dieser Zeit dürfen dem Schuldner keine Betreibungsurkunden (Zahlungsbefehle, Pfändungsurkunden usw.) zugestellt werden. Die Anordnung des Rechtsstillstands bringe eine gewisse Entlastung, schrieb der Bund in einer Medienmitteilung.
Das Betreibungsamt Reiden ist das grösste Betreibungsamt im Wiggertal. Im letzten Jahr seien rund 2400 Betreibungen eingegangen. «Im Betreibungskreis Reiden gibt es viele Aktiengesellschaften, GmbH und Einzelfirmen, wo die Zahlungsmoral sicherlich auch schon besser war», sagt Bättig. In den Gemeinden Wikon und Pfaffnau war es in dieser Zeit vergleichsweise ruhig, wie es auf Anfrage heisst.
Begehren kann man weiterhin einreichen
Trotz Rechtsstillstand geht den Betreibungsämtern die Arbeit nicht aus. Die Begehren können nach wie vor eingereicht werden, nur stellt das Betreibungsamt die Urkunden dem Schuldner zurzeit nicht zu. Es gebe allerdings auch Betreibungshandlungen, welche trotz Rechtsstillstand durch das Betreibungsamt vorgenommen werden müssen, sagt Bättig. Dies seien beispielsweise Arrestvollzüge, Retentionen, Aufnahmen von Güterverzeichnissen. Der Service des Betreibungsamtes Reiden werde aufrechterhalten, sagt Bättig. «Wir müssen gewährleisten, dass die Bevölkerung uns Dokumente zustellen kann – auch auf physischem Weg.»