
Dreier wehrt sich gegen Vorwürfe: Transportunternehmer reicht Beschwerde ein
Kabotage: Darum geht es
Binnentransporte innerhalb des Schweizer Zollgebiets sind nur mit schweizerisch verzollten/versteuerten und in der Schweiz immatrikulierten Beförderungsmitteln erlaubt. Illegale Kabotage betreiben Unternehmen, wenn sie mit im Ausland registrierten Fahrzeugen Menschen oder Güter innerhalb der Landesgrenzen befördern. Das Verbot betrifft nicht nur Camionneure, sondern auch Fernbus-
unternehmen wie etwa Flixbus.
Die gegen 170 Mitglieder, die sich am Mittwochabend in Wettingen zur Generalversammlung des Nutzfahrzeugverbandes Astag Aargau trafen, hatten schon beim Apéro viel zu besprechen. Es ging nicht nur um mittlerweile alltägliche Staus, den Brexit, die aktuelle Klimadebatte oder die Wirtschaftslage. Denn just vor einigen Tagen hat die Oberzolldirektion einen Fall von Kabotage bekannt gemacht. Bei der beschuldigten Firma handelt es sich um das Aargauer Transportunternehmen Dreier AG.
Hans-Peter Dreier, der in der Astag Schweiz die Fachgruppe Nationale und Internationale Transporte präsidiert, bei der es gerade auch um die Verhinderung von Kabotage geht, will dies nicht auf sich sitzen lassen. Er reichte zeitgerecht Beschwerde ein, wie die AZ weiss.
An der Versammlung in Wettingen stand er auf, um vor seinen Kollegen seine Sicht darzulegen: «Kabotage muss verfolgt und geahndet werden, ich stehe ganz klar hinter dem Verbot», machte er klar. Doch die Oberzolldirektion und er hätten «eine unterschiedliche Meinung zu einem gewaltig komplexen Thema».
Worum geht es? Der Chauffeur einer ausländischen Sattelzugmaschine einer Tochterfirma von Dreier stellt an einem Lieferort in der Schweiz den Auflieger ab. Dort wird dieser entladen, wenn die Empfängerfirma Zeit hat. Später nimmt der Chauffeur einen leeren Auflieger mit und fährt mit diesem zum Exportkunden an einem anderen Ort in der Schweiz. Dort stellt er den leeren Auflieger auf den Platz und übernimmt stattdessen einen vom Kunden selbst beladenden Auflieger für den Export.
Mit der Verschiebung eines leeren Aufliegers von innerhalb der Schweiz verstosse man nicht gegen das Kabotageverbot, ist Dreier überzeugt. Dieses betreffe Güter: «Ich habe nie mit einem im Ausland immatrikulierten Fahrzeug Ware bei einem Schweizer Kunden aufgeladen und bei einem anderen Empfänger in der Schweiz wieder abgeladen», schloss er unter Applaus. Weitere Äusserungen dazu gab es nicht.
Nicht mehr zeitgemäss
Alljährlich ein Thema ist an der Astag- GV natürlich die zunehmende Stausituation. Präsident Meier führt die jüngste Entwicklung primär darauf zurück, dass die Infrastruktur schlicht nicht mehr zeitgemäss sei. Strasse und Bahn seien an eine Kapazitätsgrenze angelangt, warnte er. Die Transportunternehmer rief er in Anlehnung an einen Aufruf von Grossratspräsidentin Renata Siegrist auf, zu schauen, dass ihre Fahrzeugflotte immer sauberer wird.
Unterstützung aus Bern gab es von Astag-Schweiz-Präsident und SVP-Nationalrat Adrian Amstutz. Er erwarte unbedingt mehr Wertschätzung für die Branche, rief er in den Saal. Sein Fraktionskollege Ueli Giezendanner erinnerte an erreichte Verbesserungen aus Aargauer Sicht.
So gehe der Bund den A1-Ausbau auf sechs Spuren jetzt früher an, und gegen den Willen des Bundesrates gebe es doch Geld für das jüngste Aggloprogramm Aargau-Ost. Man brauche beides, appellierte Giezendanner.
Den Krieg zwischen Schiene und Strasse dürfe es nicht mehr geben. Er wurde als Mitbegründer der Astag Aargau geehrt. Giezendanner sowie Ernst Müller und Ulrich Gloor scheiden aus dem Vorstand aus. Jetzt sind alle drei Ehrenmitglieder.
Aufruf zu Wettbewerbsfähigkeit
Schliesslich zeigte Transportunternehmer Hans-Jörg Bertschi aus Dürrenäsch, wie das einst mit einem Lastwagen gegründete Unternehmen gewachsen ist. Heute ist er ein globaler Player, gar mit Chemie-Logistik-Hub in Singapur. Die Dynamik in Asien sei enorm. Europa erstarre in Bürokratie.
Die Schweiz müsse unbedingt eines der wettbewerbsfähigsten Länder bleiben, so Bertschi. Von der rasanten Globalisierung seiner Firma hat auch der Aargau profitiert. Allein seit 2012 schuf Bertschi hier 250 gut qualifizierte Stellen.