
Ehrenbürger fordert: «Der Gemeinderat muss im Glocken-Streit hart auftreten»
Der Alt-Nationalrat und Holziker Ehrenbürger Hans Ulrich Mathys (SVP) ist nach wie vor verärgert, aber auch überrascht. Verärgert über die, wie er sagt, Arroganz des Immobilieninvestors, der vom Dorf ultimativ die Abschaltung des nächtlichen Glockenschlags verlangt.
Überrascht über das Echo, dass der ganze Streit ausgelöst hat. «Ich habe sehr viele Reaktionen erhalten – besonders auch von Auswärtigen», erklärt Mathys. «Die Leute haben Angst, dass der Holziker Fall eine Kettenreaktion auslöst. Dass auch in anderen Gemeinden ein Verstummen der Glocken verlangt wird.»
Der Gemeinderat hat genau so auf den 115:52-Stimmen-Entscheid reagiert, wie er es angekündigt hat: Er nimmt sich Volkes Stimme zu Herzen. Die Glockenordnung wird, entgegen der ursprünglichen Absicht des Gemeinderates, nicht angepasst.
«Eine allfällige Lärmimmissionsklage würde der Gemeinderat im Sinne des Mehrheitsentscheids der Konsultativabstimmung abweisen», heisst es in den neuesten Holziker Gemeindenachrichten. Er würde also vor Gericht kämpfen – so lange es möglich ist.
Schon vor dem Baubeginn mit Klage gedroht
Das ist genau im Sinn von Hans Ulrich Mathys. «Der Gemeinderat muss jetzt hart auftreten. Er sollte wie ein Mann hinter der grossmehrheitlichen Meinung der Bevölkerung stehen.» Die im Kanton Zug beheimatete «Neue Wohnbau AG» lässt in unmittelbarer Nähe des Glockenturms auf dem Alten Schulhaus drei Mehrfamilienhäuser «Im Gässli» (42 Eigentumswohnungen) erstellen.
Bereits vor dem Baubeginn ist Josef Scherrer, Besitzer der «Neuen Wohnbau AG», beim Holziker Gemeinderat vorstellig geworden und hat die nächtliche (23 bis 6 Uhr) Abschaltung des Viertel- und Stundenschlags gefordert. Der Gemeinderat ist ihm anfänglich entgegengekommen, übernimmt aber nun den Gemeindeversammlungs-Beschluss, der aufgrund einer von der SVP initiierten Petition mit 300 Unterschriften zustanden kam.
Investor geht, wenn es sein muss, «durch alle Instanzen»
Josef Scherrer hat seit dem Volksentscheid vor zwei Wochen nichts zur Deeskalation beigetragen. Im Gegenteil. Dem «Landanzeiger» erklärte er, er warte nun die schriftliche Bestätigung des Gemeinderates ab und werde dann alle rechtlichen Schritte ausschöpfen, «wenn es sein muss durch alle Instanzen».
Für Hans Ulrich Mathys ist klar: «Es ist ihm gleich, was in Holziken passiert.» Und: «Er führt sich als Protz auf.» Er habe mit seiner arroganten Art versucht, die Holziker zu erschrecken, was ihm beim Gemeinderat auch gelungen sei. Dieser habe in vorauseilendem Gehorsam reagiert.
Mathys anerkennt, dass sich der Gemeinderat nach der Intervention des Zuger Unternehmers in einer schwierigen Situation befand. «Aber ich hoffe, dass er sich jetzt in seinem ureigensten Interesse die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung vertreten wird.»
Die kleine Gemeinde (1458 Einwohner) hat in den letzten Jahren einen grossen Bauboom erlebt. «Die Leute haben langsam genug von der ungebremsten Bauerei», sagt Mathys. Aber noch viel mehr ärgere sie die Arroganz des Zuger Investors, «die Art und Weise, wie er ein ganzes Dorf behandelt».