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Ein Jahr nach Abschaltung: Elsässer wollen neues AKW in Fessenheim

Ein Jahr nach Abschaltung: Elsässer wollen neues AKW in Fessenheim

Der französische Präsident Macron kündigte an, wieder Atomkraftwerke bauen zu wollen. Jetzt fordern bürgerliche Politiker aus dem Elsass Fessenheim als Standort.

Peter Schenk

1978 wurde das AKW Fessenheim in Betrieb genommen. Seit 2020 ist es abgeschaltet. Jetzt kommen neue Pläne zur Sprache.

Michele Tantussi / Getty Images Europe

Seit vergangenem Jahr ist das im Dreiland umstrittene AKW Fessenheim stillgelegt. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte vergangene Woche in einer Fernsehansprache aber an, neben Investitionen in erneuerbare Energien auch wieder Atomkraftwerke in Frankreich zu bauen. Jetzt engagieren sich bürgerliche elsässische Politiker dafür, in Fessenheim wieder auf Atomkraft zu setzen.

Raphaël Schellenberger, Député, also Nationalrat im Wahlkreis, zu dem Fessenheim gehört, setzt sich gegenüber der Zeitung «Dernières Nouvelles d’Alsace» dafür ein, dass Fessenheim zu einer Pilotregion für die Entwicklung kleiner Atomreaktoren, sogenannten SMR (small modular reactors), wird. Schellenberger:

Schellenberger ist auch Präsident der nationalen Kommission, die den Rückbau von Fessenheim begleitet. Ähnlich wie er äussert sich Claude Brenner, Maire von Fessenheim, der für seine Gemeinde auf eine Zukunft mit Atomkraft setzt.

Frédéric Bierry, Präsident der neuen Collectivité européenne d’Alsace (CEA), die auch für die grenzübergreifende Zusammenarbeit zuständig ist, bezeichnete die Stilllegung von Fessenheim in einer Medienmitteilung als ökologischen Skandal, weil man angesichts der Klimakatastrophe eine Form der Elektrizität benötige, die kein CO2 ausstosse, wozu er die Atomkraft zählt. In Bezug auf neue Formen der Atomkraft sei er «offen, mit der Regierung über eine mögliche Niederlassung im Elsass zu diskutieren». Die CEA werde sich im Zuge der elsässischen Energiestrategie daran beteiligen, «die Atomkraft und die anderen erneuerbaren Energiequellen miteinander zu verbinden».

Auf massive Kritik stösst Bierrys Stellungnahme bei den elsässischen Grünen. Sie sei ein Rückschritt für das Elsass und den Versuch, die Oberrheinregion als Forschungsschwerpunkt für erneuerbare Energien zu etablieren. In einer Medienmitteilung verweisen sie darauf, dass die kleinen SMR-Reaktoren nicht vor 15 Jahren einsetzbar seien.

Marine Le Pen kandidiert erneut als Präsidentin.

Laszlo Balogh / AP

Anfang Woche mischte sich auch die rechtspopulistische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen in die Diskussion ein. Sie kündigte an, sie wolle die stillgelegten Reaktoren von Fessenheim bei einem Wahlsieg wieder reaktivieren. Betreiber Electricté de France (EDF) bezeichnete dies aus Sicherheitsgründen allerdings nicht als möglich, da der Rückbau bereits begonnen habe. Bis 2023 sollen sämtliche Brennelemente entfernt sein.

Auseinandersetzungen gibt es auch um die Zukunft eines deutsch-französischen Gewerbeparks, der bei Fessenheim geplant ist. EDF will dort unbedingt ein sogenanntes Technocentre bauen. Dort soll radioaktiver Atomabfall wie alte Dampfgeneratoren recycelt werden. Die deutschen Partner sind allerdings dagegen und der Auffassung, dass dieses Vorhaben kontraproduktiv für den geplanten Öko-Gewerbepark sei.

Ähnlich argumentiert der elsässische Umweltverband Alsace Nature, der im Herbst die Kommission, die den geplanten Gewerbepark bei Fessenheim begleitet, unter Protest verlassen hat. Nicht mehr teilnehmen an den Sitzungen darf der linke, atomkritische Wissenschafter Jean-Marie Brom. Ihm wurde, obwohl er das Atomkraftwerk schon oft besichtigt hat, aufgrund neuer Bestimmungen aus Sicherheitsgründen das Betreten des AKW-Geländes untersagt.

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