Eklat vor der Veröffentlichung des Task-Force-Untersuchungsberichts: Ganzer Verwaltungsrat der Badi Reiden AG tritt zurück

«Am 19. März 2019 hat die Reider Bevölkerung mit grosser Zustimmung Ja zur Sanierung der Badi Reiden gesagt. Mit Begeisterung und grossem Engagement hat sich der Verwaltungsrat als Teil des Steuerungsausschusses anschliessend dem Sanierungsprojekt angenommen», schreibt der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG in einer am Donnerstagmorgen von VR-Präsident Pius Schumacher verschickten Medienmitteilung blumig zur Einleitung.

Wir drucken die Mitteilung – und die darin enthaltene Sicht der Dinge des Verwaltungsrats  – im Folgenden wörtlich ab:

Der Baustart erfolgte im April 2020. Nach rund 8-monatiger Bauzeit hätte das Hallenbad mit neuem Restaurant «Bahn5» im neuen Konzeptkleid vor Weihnachten 2020 in Betrieb gehen können. Aber die COVID-19 Pandemie verhinderte leider die geplante Eröffnung. Während den Sanierungsarbeiten traten verschiedene Problemstellungen auf, die sich in Mehrkosten niederschlugen. Die Gründe sind dabei mannigfaltig. Neben dem Umstand, dass sich die ursprüngliche Kostenschätzung vielfach als nicht belastbar herausstellte, musste während dem Bauverlauf an verschiedenen Stellen tiefer in die Bausubstanz eingegriffen werden, als dies vorgesehen war.

Insbesondere bei der kostenintensiven Badewassertechnik gab es schlicht keinen Handlungsspielraum, bzw. keinen Markt. Der unumgängliche Wechsel in der Architektur und Bauleitung im August 2020 führten zu zusätzlichen Mehrkosten.

Der Steuerungsausschuss, unterstützt durch den externen Bauherrenvertreter, beurteilte seine Entscheide zur Sanierung stets unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Notwendigkeit sowie der Zweck- und Verhältnismässigkeit. Mit Blick auf die grossen Kostentreiber waren die Entscheide für eine bautechnisch einwandfreie Sanierung indessen unumgänglich. Die entstanden Mehrkosten sind insofern zu einem wesentlichen Anteil als Mehrwert in die Anlage eingeflossen: Das Erscheinungsbild des Hallenbades wie auch des Restaurants «Bahn5» mit Wintergarten und Atelier sind heute zeitgemäss, hell und einladend.

Zwischenzeitlich stehen die Arbeiten für das Freibadprovisorium ebenfalls kurz vor dem Ende. Der Eröffnung der Freibadsaison steht nichts im Wege. Die nötigen Vorkehrungen, damit die Arbeiten für die 2. Etappe nach der notwendigen Kreditfreigabe im Herbst 2021 ohne Zeitverlust an die Hand genommen werden können, sind ebenfalls abgeschlossen.

Die Finanzierung der Sanierung des Hallenbades wie auch der ersten Etappe des Freibades sind gesichert. Trotz Ausschöpfung aller Möglichkeiten durch die Projektbeteiligten ist es für die abschliessende Sanierung des Freibades unumgänglich, der Reider Bevölkerung einen Nachtragskredit zu unterbreiten. Während die Badi Reiden AG rund die Hälfte der benötigten Mittel durch alternative Finanzierungen bereits aufbringen konnte, muss die verbleibende Finanzierungslücke bedauerlicherweise durch eine Nachfinanzierung gedeckt werden.

«Gemeinderat über seinen delegierten Vertreter fortlaufend informiert»

Obschon der Gemeinderat über seinen delegierten Vertreter im Steuerungsausschuss fortlaufend über die Kostenentwicklung im Bild war (Anmerkung der Redaktion: Die Rede ist von Gemeinderat Bruno Geiser, SVP), suchte der Verwaltungsrat umgehend nach Kenntnis des nicht mehr aus eigener Kraft tragbaren Kostensprungs im November 2020 das Gespräch mit dem Gemeinderat. In den folgenden Monaten war der Verwaltungsrat bestrebt, die Problematik konstruktiv mit dem Gemeinderat bzw. mit der von diesem zwischenzeitlich eingesetzten Taskforce aufzuarbeiten.

Trotzdem standen diese Bemühungen von Anfang unter keinem guten Stern. Dem Verwaltungsrat ist es entgegen all seinen Anstrengungen leider nicht gelungen, das Vertrauen des Gemeinderats in seine Arbeit zurückzugewinnen und die Ursachen für die Kostenüberschreitungen verständlich aufzuzeigen. Um die gemäss Finanzplanung gesteckten Ziele langfristig erreichen zu können ist es auf der anderen Seite nach Auffassung des Verwaltungsrates ferner zwingend erforderlich, auch das Freibad nach der aktuellen Planung zu realisieren und die geplanten Besuchermagnete nicht aus kurzfristigen finanzpolitischen Überlegungen dem Opferstock preiszugeben. Damit die Badi nachhaltig wirtschaftlich auf gesunden Beinen stehen kann, ist ein zeitgemässes, attraktives Angebot unumgänglich.

Diese unterschiedlichen strategischen Auffassungen, von Gemeinderat und Verwaltungsrat, aber auch der ausgesprochene Vertrauensentzug hindern den Verwaltungsrat, seine Arbeit gewissenhaft und sorgfältig im Sinne der Gesellschaft bzw. der Sache weiterzuführen. Da die Sanierung des Hallenbades abgeschlossen und der Start der Freibadsaison sichergestellt ist, hat der Verwaltungsrat deshalb beschlossen, in corpore zurückzutreten.»

 

Die Mitteilung des Gemeinderats lesen Sie hier.