
Endlich wieder möglich: Reisen in Aarburgs Vergangenheit

Wieso heisst Aarburg eigentlich Aarburg? Klar, wegen der Burg oberhalb der Aare. Obwohl heute eher von der Festung gesprochen wird. «Bis 1667 war es aber tatsächlich nur eine Burg», erklärt das Aarburger Stadtunikat Michel Spiess. Der Antiquitätenhändler amtet auch als Festungsführer und weiss alles, was es über das Bauwerk zu wissen gibt.
Der erste Teil der Festung, zu dem der Turm und der Palace gehören, wurde bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Erst 1415 erbauten die Berner die eigentliche Burg um den Turm und den Palace herum. Für die Vögte und Kommandanten, die anschliessend von der Festung aus das Sagen hatten, kam der Einsatz in Aarburg eher einer Strafversetzung gleich. «Die Einsätze dauerten lediglich vier Jahre. Die Berner wollten so Seilschaften zwischen der Festung und den Untertanen verhindern», erklärt Spiess. Deshalb hat sich auch keiner der Herrscher richtig wohnlich niedergelassen und seine Spuren hinterlassen.
Die Räume, die auf den Führungen ersichtlich sind, wurden teilweise sanft renoviert. Oft ist beispielsweise das Originalgebälk noch sichtbar. Zum Rittersaal hin hat es auch noch eine Originaltüre. «Zwischen 1802 und 1808 wurde die Festung leer geräumt. So gut wie alles kam weg», erzählt Michel Spiess. Die Türe des Rittersaals fand ihren Weg aber zurück in die Festung. Spiess vermutet, dass die Türe aufgrund ihrer Überbreite nicht verwendet werden konnte und deshalb von ihren Dieben zurückgebracht wurde.
Vom Gefängnis zum Jugendheim
Seit 1893 befindet sich in der Festung das kantonale Jugendheim. Zuvor diente es ab 1840 als Gefängnis. Für kurze Zeit wurden auch Frauen eingesperrt. Sie kamen im ehemaligen Rittersaal unter. Mehr Informationen erzählt Michel Spiess gerne allen Interessierten, die ab diesem Samstag wieder an den Führungen teilnehmen möchten. «Die rund eineinhalbstündigen Rundgänge sollen die Festung den Bewohnern der Region näherbringen», so Spiess. «Besonders Neuzugezogenen, oder solchen, die nicht in einem Verein sind.» Er freut sich, dass die Lockerungen der Coronamassnahmen nun wieder solche Führungen zulassen. Auch der Festungsbasar am 1. Adventsamstag kann stattfinden. Anfragen für Gruppenführungen, etwa von Vereinen, bearbeitet er aber voraussichtlich erst wieder ab 1. August.
