Endlich wieder Shoppen! Warteschlangen oder spärlich besuchte Gassen – so sehen am Montag die Schweizer Städte aus

Vor dem C&A in Basel bildete sich am Morgen eine Warteschlange  (Andreas Möckli)
Vor dem C&A in Basel bildete sich am Morgen eine Warteschlange (Andreas Möckli)
Um ins C&A oder Zara zu gelangen, warten Kunden des Shoppi Tivoli rund eine Stunde lang. Leserbild
Um ins C&A oder Zara zu gelangen, warten Kunden des Shoppi Tivoli rund eine Stunde lang. Leserbild

«Es ist wieder ein bisschen Normalität zurückgekehrt», sagt eine junge, mit Einkaufstaschen beladene Frau in der Stadt Luzern fröhlich. «Ich habe mich extrem aufs Shoppen gefreut». Fotografieren lassen will sie sich partout nicht – und ist damit nicht die Einzige. Praktisch alle angefragten Passanten wollen lieber nicht aufs Bild für die Zeitung. Es scheint fast, als getraue sich niemand, unbeschwert vor die Kamera zu stehen und sich in der immer noch andauernden Pandemie öffentlich über den aktuellen Lockerungsschritt zu freuen.

Einige sind aber auch einfach in Eile. Vielleicht konnten sie es sich an diesem Montagmorgen einrichten, sich eine Weile vom Arbeitsplatz davonzustehlen, um endlich die gewünschten Sportkleider, Kinderschuhe oder Küchenutensilien zu kaufen. Online einkaufen sei zwar schön und gut, meinte ein Ehepaar, ebenfalls in der Stadt Luzern. Das Badezubehör, mit dem sie das frisch renovierte Bad schmücken wollen, möchten sie vor dem Kauf aber doch richtig anschauen und anfassen können.

Warteschlangen vor C&A

Nach sechs langen Wochen sind die Geschäfte in der Schweiz also wieder offen. «Willkommen zurück», heisst es denn auch in vielen Schaufenstern. Konsumenten können wieder in Buchhandlungen stöbern oder Schuhe anprobieren, Verkäufer und Verkäuferinnen können sie dabei beraten und die Kurzarbeit hinter sich lassen – total werden im Schweizer Detailhandel über 320’000 Leute beschäftigt. Mancherorts hatten sie bereits alle Hände voll zu tun: Allen voran bildeten sich vor Filialen der Modeketten C&A und Zara Warteschlangen, sei es in Zürich, Basel oder Luzern (siehe Bildergalerie).

Warum gerade dort? Ein Anruf bei der Zentrale verschaffte auf die Schnelle keine Klärung. Natürlich könnte es an den starken Rabatten liegen, mit denen C&A im Schaufenster wirbt. Rabatte gibt es aber auch an zahlreichen allen anderen Orten, bei der Warenhauskette Manor beispielsweise um bis zu 70 Prozent. Auffällig ist, dass der Ausverkauf vor allem bei Modegeschäften stattfindet. Eine Ausnahme ist Globus. Auch bei Spielwaren, Optikern, Buchhandlungen, Kosmetikshops oder auch Schuhläden sind Sale-Schilder selten bis gar nicht zu sehen.

Kleiderlager sind «proppenvoll»

Der Hauptgrund für den Mode-Ausverkauf ist, weil es sich bei Mode um saisonale Ware handelt, die nur zu einer bestimmten Zeit verkauft werden kann. In sämtlichen Schaufenstern ist jetzt bereits die Frühlingsware zu sehen – die Winterkollektionen, die in den letzten Wochen nicht einmal mit Spottpreisen online verkauft werden konnten, wandern jetzt in Liquidationen, Lagerverkäufen oder werden gespendet. Unter anderem deshalb trifft die Coronakrise die Modebranche mit am stärksten.

Nicht wenige Geschäfte versuchen zudem, auch noch die Frühlingsware 2020 zu verkaufen, die damals wegen des Lockdowns auf der Strecke blieb, wie Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation zu Bedenken gibt. «Die Lager sind somit proppenvoll. Es ist klar, dass der Druck enorm gross ist, die letztjährige Frühlingskollektion und teils auch noch die diesjährige Winterware abzuverkaufen, zumal dafür auch zusätzliche Handling- und Lagerkosten anfallen.» Sie geht deshalb von starken Rabatten aus – ein Blick in die Innenstädte gibt ihr Recht.

«Noch ist es unklar, wie sich die Detailhandelsbranche vom neuerlichen Lockdown erholen wird», sagt Dagmar Jenni weiter. Sie versucht zwar, optimistisch zu bleiben, geht jedoch nicht von so einem starken Nachholeffekt wie nach der Öffnung 2020 aus. «Alles in allem wird es trotz der Öffnung des Non-Food-Handels kein Spaziergang für die Geschäfte und die entgangenen Umsätze werden sich wohl nicht kompensieren lassen. Die Kundenbeschränkungen gemäss den Schutzkonzepten werden auch dazu führen, dass die Frequenzen stark reduziert werden.»