
«Erheblicher Mehrverkehr»: VCS und Aarau Mobil wehren sich gegen neues Spital-Parkhaus
Das Kantonsspital Aarau (KSA) wird sehr stark erneuert: Hauptbrocken ist der 563 Millionen Franken teure Bau eines neuen Spitalgebäudes («Dreiklang»). Das Baugesuch wird demnächst aufgelegt. Gelöst werden soll aber auch das Parkplatzproblem: Dafür plant das KSA die Erstellung eines neuen Personalparkhauses westlich des bestehenden. Für 12 Millionen Franken sollen netto 465 neue Parkplätze entstehen. Das Baugesuch lag bis am 8. Juni auf.
Die Opposition ist gross. Bis am Montag gingen bei der Stadt 31 Einwendungen ein. Weitere dürften folgen. Soweit bekannt stammt die wichtigste von der Sektion Aargau des Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Aber auch Aarau Mobil machte eine Einsprache. Aufgrund der Formulierungen zeichnet sich eine lange, verkehrspolitische Grundsatzdebatte ab. Das ist umso bemerkenswerter, als es sich um ein Personalparkhaus für Leute handelt, die im Schichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten müssen. Und denen man in den schlimmsten Coronawochen – etwa mit Applaus-Aktionen – signalisiert hat, dass man sie künftig etwas grosszügiger behandeln will.
«So grosses Parkhaus gehört nicht ins Stadtzentrum»
«Ein Parkhaus dieser Grössenordnung gehört nicht ins Stadtzentrum», so der VCS. Es stehe im Widerspruch zu den kantonalen und städtischen Planungszielen. Diese sähen vor, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr zu reduzieren. «Das Parkplatzangebot ist eine wichtige Stellschraube, um das Verkehrsaufkommen zu regulieren», findet der VCS. Und: «Das KSA braucht für den Tagbetrieb aus Sicht des VCS keine zusätzlichen Parkplätze, da Besucher wie Mitarbeitende grossmehrheitlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können, und für die Nachtschicht könnten Teile der grosszügig dimensionierten Besucherparkierung für die Mitarbeitenden freigegeben werden.»
Immerhin anerkennt der VCS Aargau die Bemühungen des KSA, den durch den Spitalbetrieb verursachten Verkehr im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzepts und eine griffige Parkierungsordnung zu steuern. Aber: Das Baugesuch sei nicht bewilligungsfähig, der Stadtrat solle es abweisen.
Ähnlich ist die Argumentationslinie des von Petra Ohnsorg und Erich Niklaus präsidierten Vereins Aarau Mobil. Für ihn ist klar: «Das geplante Parkhaus würde nachweislich zu zusätzlichem motorisiertem Individualverkehr im Gönhardquartier und indirekt auch auf dem übergeordneten Strassennetz führen.» Und: Eine Öffnung des Gönhardquartiers für die Zufahrt über die Heinerich-Wirri-Strasse und die Wegfahrt über die Hallwylstrasse widerspreche allen Bemühungen der letzten Jahre, das Quartier vom motorisiertem Individualverkehr zu entlasten.
Ein Shuttle zwischen dem Bahnhof und dem Spital?
Aarau Mobil schreibt weiter: «Die Anzahl Fahrten dürfte angesichts der Tendenz zu mehr ambulanten Behandlungen in Zukunft zusätzlich steigen. Durch das Verlegen von 75 Parkplätzen von Mitarbeitenden im bestehenden Parkhaus werden mehr Besucherparkfelder geschaffen.» Der Verein findet weiter, das Baugesuch sei zu wenig dokumentiert: «Da die Herleitung der benötigten Parkfelder in den verfügbaren Baugesuchsunterlagen nicht ausgewiesen ist, muss angenommen werden, dass sie nicht begründet ist.»
Aarau Mobil fordert den Stadtrat auf, nach der Ablehnung des Baugesuches das KSA bei einer besseren Erschliessung durch den Fuss-, Velo- sowie öffentlichen Verkehr zu unterstützen: «Zum Beispiel durch eine bessere Beleuchtung der Fusswege vom Bahnhof zum KSA, eine Verbesserung der Fuss- und Veloinfrastruktur in der Umgebung, eine Erhöhung des Taktes (Bus), Einführen eines Shuttles zwischen Bahnhof und KSA, aktive Anreise-Informationen für Besuchende.»