Erster Shop ohne bediente Kasse und 24 Stunden offen: Valora lanciert «Avec Box»

Es ist eine Premiere in der Schweiz: Im Frühjahr 2019 plant der Handelskonzern Valora aus Muttenz BL am Bahnhof Wetzikon ZH die Eröffnung des ersten „Avec Box“. Dies wird die erste Supermarktfiliale sein, die ganz ohne Kassen auskommt. Das Baugesuch wurde von den SBB bei der Stadt Wetzikon bereits eingereicht.

Wer den Shop betreten möchte, benötigt ein entsprechende App, mit der auch der Einkauf bezahlt wird. Valora schreibt in einer Medienmitteilung, dass der Shop so lange geöffnet sein soll, wie es das Gesetz oder die Vermieterin SBB zulässt – „idealerweise an sieben Tagen in der Woche während 24 Stunden.“ Wie auf diese Ankündigung die Gewerkschaften reagieren werden, muss sich erst noch zeigen.

Denn ganz ohne Personal wird „Avec Box“ nicht auskommen: Die Mitarbeitenden werden während der Stosszeiten am Morgen und am Abend vor Ort präsent sein und in dieser Zeit die Kunden beim Shopping unterstützen, heisst es seitens Valora. Zudem werden sie die Regale auffüllen und die Räumlichkeiten in Ordnung halten. Man trage mit „Avec Box“ dem Bedürfnis der Bevölkerung nach flexiblen Einkaufsmöglichkeiten Rechnung. Angeboten wird das übliche Avec-Convenience-Sortiment mit Sandwiches, Salaten und Getränken.

«Future Store» im HB
Ein so genannter Rollout, also die breite Eröffnung weiterer Filialen, ist laut Valora vorerst nicht geplant, da zuerst Erfahrungen gesammelt werden müssten.

Valora plant zudem einen „Future Store“ im Hauptbahnhof Zürich im April 2019. Dieser wird „Avec X“ heissen und dem Konzern in erster Linie als Versuchslabor dienen, in dem neu entwickelte digitale Technologien getestet werden sollen.

Fakt ist, dass sich Valora in heikles Territorium vorwagt. Denn zuletzt wurde die Kritik am Abbau der bedienten Kassen und dem gleichzeitigen Ausbau der Self-Scanning-Kassen grösser: Mit einer Auftragsstudie kritisiert jüngst die Unia diesen Trend. Dieser führe keineswegs zu einer Entlastung. Der Stress nehme im Gegenteil zu.

Ausgeführt wurde die Studie von der Universität Bern. Eine Befragung habe gezeigt, dass die Mitarbeiter mehr Zeit stehend verbringen müssten, was Rückschmerzen verursache. In Spitzenzeiten bleibe nicht einmal mehr Zeit für den Gang auf die Toilette. Die Arbeitgeber ihrerseits zeigten sich von der Studie wenig beeindruckt. Es seien bloss zehn Mitarbeiter befragt worden. Zudem habe man intern keine derartigen Rückmeldungen bekommen.