«Extreme Trail»: Sanja Leuenberger lehrt, «Pferdisch» zu verstehen

Das Pferd bestimmt die Geschwindigkeit, mit der es das Hindernis überwindet.
Das Pferd bestimmt die Geschwindigkeit, mit der es das Hindernis überwindet.

Pferde sind die grosse Leidenschaft von Sanja Leuenberger, Co-Geschäftsleiterin der Tierklinik 24 in Staffelbach. Als es darum ging, ein grösseres Klinikgebäude zu bauen, liess sie für ihre Pferde auch den Stall renovieren. Dieser verfügt jetzt unter anderem über einen Brunnen, wo die Tiere den Durst löschen können.

Hinter dem Stall gibt es neu eine eingezäunte Weide für ihre Ponys – und ein Wiesenfleck, auf dem etwas seltsame Holzkonstruktionen lagern. Und ja, auch diese sind für Pferde gemacht. Seit 11 Jahren schon ist Sanja Leuenberger (45) begeistert vom Extreme Trail. Ein Parcours, bei dem mittels Naturmaterialien wie Holzstämmen, Steinen oder Pfützen fürs Pferd ein hügeliges Gelände simuliert wird. Für diese Disziplin hat sie die Richterausbildung bei der European Extreme Trail Association in Deutschland gemacht und gibt zusammen mit Geschäftspartnerin Alexandra Stöckli Kurse im eigenen Trail Park in Erlinsbach. Die beiden sind erst zwei von wenigen Ausbildnern im Land. Erst eine Handvoll solcher Parks gibt es in der Schweiz.

«Wenn das Pferd scharrt, muss man es lassen»

Ziel dieser Disziplin sei es nicht, das Pferd möglichst schnell und fehlerlos durch den Parcours zu jagen, sagt Leuenberger. Im Vordergrund stehe nicht der Reiter, sondern das Tier. Es könne lernen, unebenes Gelände zu begehen – und das in seiner eigenen Geschwindigkeit. Das Pferd solle alles tun können, was es auf einem Naturpfad auch machen würde, um diesen zu erforschen. «Wenn es aus dem Bach saufen will, durch den es stapft, wenn es an der Rinde eines Baumstammes knabbern will, soll es das tun.» Dies sei die Art, sich mit einer Umgebung vertraut zu machen. Wenn das Pferd zwischendurch scharre, müsse man es unbedingt lassen. «Durch Scharren testen sie den Untergrund, prüfen, ob er sie auch trägt.»

Die Pferdehalterin wiederum lernt so, wie sich ihr Pferd verhält und sie es am besten durch unbekanntes Gelände führt und reitet. Oder wie Sanja Leuenberger es ausdrückt: «Ich will den Reitern beibringen, Pferdisch zu verstehen». Das Tier zu beobachten, ihm Zeit geben, den Pfad zu erforschen und auf diese Art auch die Charaktereigenschaften seines Pferds besser kennenlernen. «Das Training hilft der Halterin auch, ihre Nervosität zu verlieren, denn sie lernt, wie ihr Pferd reagiert», sagt Sanja Leuenberger.

Das erste Turnier auf der Pferderennbahn steht an

In diesen Tagen ist die Ausbildnerin selber nervös. Und die halbfertigen Holzkonstruktionen hinter ihrem Stall haben direkt damit zu tun. Am Samstag richten sie und Alexandra Stöckli ihr erstes Übungsturnier in Extreme Trail aus. Schauplatz: Die Pferderennbahn Schachen in Aarau. Distanziert auf der Tribüne sitzen sollen die Zuschauer aber nicht. «Man darf mit der Picknickdecke aufs Gras bis ans abgesteckte Feld sitzen.»

Damit Reiter und Pferde tatsächlich ein unbekanntes Terrain vorfinden, fertigt Holzbauer Matthias Bärtschi neue Bestandteile für Hindernisse an. Was am Turnier nicht fehlen darf: Stöcke, die zur Form eines Tipis zusammengestellt werden. Pferd und Reiter müssen da durch, ohne das Konstrukt zu Fall zu bringen. Noch mehr Nervenkitzel folgt am Ende des Tages. Dem Reiter wird vor dem Start ein volles Cocktailglas in die Hand gedrückt. Wird davon verschüttet, gibt’s Punkteabzug.