Farbanschläge: Ist die giftgrüne Farbe nur grün oder auch giftig?

Am Dienstag fiel Passanten die wundersame Verwandlung des Fischlibrunnens am Aarauer Graben auf: Giftgrün stach das Wasser, wie die Aufnahme einer Leserreporterin deutlich macht, im Becken aus der grauen Umgebung heraus. Bei einem Augenschein am Mittwochvormittag war der Spuk indessen verschwunden. Was war da geschehen?

Eine Anfrage bei der Stadt Aarau, der Eigentümerin des Brunnens, ergibt Folgendes: Der Fischlibrunnen war nicht das einzige Farbanschlags-Opfer. «Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist – und worum es sich handelt», sagt dazu Rolf Strebel, bei der Stadt zuständig für die Gewässer. Was Strebel aber weiss: Am Montag schon wurde eine grüne Verfärbung des Stadtbachs festgestellt. Eine entsprechende Meldung ging bei der Notrufzentrale in der Telli ein.

Als die Stadtpolizei den Stadtbach kontrollierte, war dieser aber bereits wieder klar. Das knallgrüne Leuchten des Wassers im Stadtbach wurde sowohl an der Rathausgasse als auch am Zollrain wahrgenommen. Mit dem Kyburgerbrunnen zwischen den Toren war auch ein zweiter Brunnen betroffen.

Amt für Verbraucherschutz prüft
Die Stadt habe sich dann mit der Eniwa (dieser obliegt die Wasserversorgung) kurzgeschaltet, sagt Strebel. Erstens habe man Bach und Brunnen so gut wie möglich gereinigt. Und zweitens habe die Eniwa beim kantonalen Amt für Verbraucherschutz eine Wasserprobe eingegeben. Nun hoffe man, dass bald ein Resultat vorliege. Auf die Frage, ob die Stadt auch eine Strafanzeige in Erwägung ziehe, antwortet Strebel, das sei noch offen. Es komme sicher darauf an, um welche Substanz es sich handle. «Und vor allem, ob diese ein ökologisches Problem darstellt.»

Mutmassungen anzustellen, mache derzeit keinen Sinn, sagt Strebel. Auf der andern Seite kommt einem natürlich ein von der Erscheinung her ähnliches Phänomen in den Sinn: Die Laboranten-Abschlussklassen färben das Wasser des Brunnens bei der Berufsschule Aarau (BSA) in der Telli jeweils gelbgrün, sodass es wie ein Leuchtstift aussieht. Das gehöre nun mal dazu, sagt BSA-Rektor Paul Knoblauch. So wie die Gautschete bei den Typografen.

Knoblauch weiss, wie die Verfärbung im BSA-Brunnen zustande kommt: Mithilfe einer Kleinstmenge Fluoreszin (oder Fluorescein). Das wasserlösliche Natriumsalz des Fluoresceins heisst Uranin. Der fluoreszierende Farbstoff wird in Chemie und Medizin, in Kosmetika und Kühlflüssigkeiten, aber auch als Markierungssubstanz verwendet – in diesem Fall etwa, um unterirdische Gewässerströmungen nachzuweisen.

Laut dem global harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) handelt es sich nicht um einen gefährlichen Stoff. Fluorescein-Natrium sollte aber, wie aus Sicherheitsdatenblättern hervorgeht, nicht eingenommen werden und nicht in die Kanalisation gelangen.