FDP-Nomination für Regierungsratswahl: Jeanine Glarner setzt sich deutlich durch

Die FDP ist die einzige Partei, die ihren Mitgliedern für die Regierungsratswahl vom 20. Oktober eine Auswahl präsentierte. «Bei uns wird nicht im stillen Kämmerchen entschieden», sagte denn auch Parteipräsident Lukas Pfisterer vor den Delegierten im Aarauer «Schützen». Eine Wahl sei schliesslich eine Auswahl.

Knapp zwei Stunden nach Beginn der Versammlung stand fest: Jeanine Glarner, 35-jährige Grossrätin und Gemeinderätin in Möriken-Wildegg, steigt für die Aargauer FDP ins Rennen um den frei gewordenen Regierungsratssitz. 118 Delegierte gaben ihr die Stimme, den zweiten von der Geschäftsleitung vorgeschlagene Kandidat, Gérald Strub, unterstützten nur zwölf Delegierte. Strub erzielte nur zwei Stimmen mehr, als es für Fraktionspräsidentin Sabina Freiermuth gab. Dabei wurde diese gar nicht zur Wahl vorgeschlagen, sie hatte schon zuvor ihren Verzicht erklärt.

Der Saal war auf der Seite Glarners

Jeanine Glarner verlor in ihrem Vorstellungsreferat nicht viele Worte zu ihrer Person. Vielmehr liess sie sich vorstellen. In Video-Ausschnitten führten Mitarbeiterinnen, Grossräte, Freunde und Sportkolleginnen die Vorzüge von Jeanine Glarner auf und betonten, warum sie die ideale Kandidatin für die FDP und die richtige Regierungsrätin sei. Erfahren, teamfähig, konsequent und überzeugend sei die Politikerin. Dieses Fremdbild stimme mit dem überein, wie sie sich selber sehe, sagte Jeanine Glarner im Anschluss. Sie sei überzeugt, dass sie nicht nur für die FDP die richtige Wahl sei, sondern auch für die Aargauerinnen und Aargauer am Wahltag.

Gérald Strub, Gemeindeammann von Boniswil, setzte in seinem Plädoyer in eigener Sache auf das Schlagwort Verantwortung. «Die Scheu vor der Verantwortung ist die Krankheit unserer Zeit», sagte er einleitend. Er stehe vor den Delegierten, weil er als zukünftiger Regierungsrat des Kantons Aargau Verantwortung übernehmen wolle, führte Strub aus. Er sei ein Mensch mit Tatendrang und Veränderungswille und er habe einfach Freude daran, anzupacken. «Geben Sie mir die Chance, diese Führungsaufgabe übernehmen zu dürfen», appellierte er an die Freisinnigen.

Das verwehrten ihm seine Parteikollegen jedoch deutlich. Die wenigen Wortmeldungen aus dem Plenum waren alle im Sinne Glarners. «Wir haben es beim letzten Mal verpasst, eine Frau für den Regierungsrat zu nominieren. Jetzt aber wollen wir eine Frau», sagte Martina Sigg, Grossrätin und Präsidentin der FDP Frauen. Das sei nicht gegen ihn gerichtet, meinte sie entschuldigend an die Adresse von Gérald Strub.

Auch Glarners Alter war ein Thema. Es sei an der Zeit, dass auch die jüngere Bevölkerung in der Aargauer Regierung vertreten ist, wurde gesagt. Dass Jeanine Glarner erst 35 Jahre alt sei, sage nichts darüber aus, ob sie das könne – schliesslich sei Ruth Metzler in diesem Alter Bundesrätin geworden. Allerdings für die CVP.

Erwartungsgemäss plädierten auch die Jungfreisinnigen für ihre ehemalige Präsidentin und schliesslich gab es auch noch ein Votum von Alt-Regierungsrat und Alt-Ständerat Thomas Pfisterer. «Mit Jeanine wissen wir, was wir einkaufen», sagte er. Das sahen die freisinnigen Delegierten offensichtlich genau so.

Pfisterer schiesst gegen Grünliberale

Präsident Lukas Pfisterer versäumte es nicht, in der Begrüssungsrede die Vorteile seiner FDP gegenüber den anderen Parteien, respektive deren Kandidaturen, zu erwähnen. Speziell die Kandidatin der GLP, Doris Aebi, möchte er nicht im Regierungsrat sehen. Sie habe keine langjährige politische Erfahrung, sei in der SP gewesen und für die Regierungsratswahl der GLP beigetreten. Es sei fraglich, ob die ehemalige Solothurner Kantonsrätin im Aargau überhaupt genügen verankert sei für dieses Amt. «Sie wäre wieder ein Experiment. Das können wir uns nicht mehr leisten», findet Pfisterer. Und jetzt ist klar: Verhindern wollen das die Freisinnigen mit Jeanine Glarner.