Für Aargauer Kitas wird es finanziell eng – SP fordert Geldspritze, Bürgerliche zurückhaltend

Die Kitas im Aargau sind offen. Der Bundesrat empfiehlt den Eltern zwar, wenn irgend möglich die Kinder zu Hause zu betreuen. Kinder können aber weiterhin in die Kita geschickt werden. Das hat zur Folge, dass Eltern die Kitaplätze weiterhin bezahlen müssen – auch wenn sie ihre Kinder bei sich zu Hause betreuen. «Das sorgt bei vielen Eltern für Unmut», sagt Kim Schweri. Sie ist beim Verband Kinderbetreuung Schweiz verantwortlich für die Nordwestschweiz. «Diese Eltern sind ohnehin schon stark belastet und bezahlen nun dafür, dass die Grundversorgung aufrechterhalten wird.» Das sei eine gesellschaftlich inakzeptable Situation.

 

Denn die meisten Eltern sind selber in irgendeiner Form von der Coronakrise betroffen. Die Betreuungsbeiträge können deshalb oftmals nicht einfach so weiterbezahlt werden. Dies wiederum bekommen die Kitas zu spüren, und zwar in doppelter Hinsicht: Zum einen, weil nicht alle Eltern die Beiträge auch tatsächlich bezahlen. Und zum anderen haben zahlreiche Eltern ihren Betreuungsplatz gekündet, während gleichzeitig Neuanmeldungen wegbleiben. Für die Kitas wird es nun eng. «Die Situation ist dramatisch», so Schweri. «Es gibt Kitas, denen 17 von 20 Betreuungsplätzen gekündet wurden. Ich weiss von Kitas, die den Betrieb dauerhaft schliessen wollen.» Deshalb brauche es jetzt dringend Hilfe für die Kitas. Und zwar innerhalb von Tagen, und nicht Wochen, betont Schweri.

SP fordert Geld – Unterstützung gibts von den Grünen

 

Zumindest die privaten Kitas haben, wie andere Unternehmen auch, Anspruch auf Überbrückungskredite. Diese müssen jedoch zurückbezahlt werden. Vielen Kitas wird das kaum möglich sein. Mit Kitas lässt sich kaum Geld verdienen, finanzielle Reserven gibt es fast nirgends. Das Problem sei bekannt, heisst es beim Gesundheitsdepartement auf Anfrage, Bund und Kanton seien zusammen auf der Suche nach Lösungen. Aktuell gibt es aber noch keine.

Diese Situation hat nun die Parteien auf den Plan gerufen. In einer gestern publizierten Mitteilung fordert die Aargauer SP, dass der Kanton die Betreuungskosten von Kindern, die zu Hause betreut werden, «weitgehend» übernimmt. Weiter fordern die Sozialdemokraten, dass diejenigen Unterstützungszahlungen an die Kitas, die die Löhne der Mitarbeiterinnen sicherstellen sollen, nicht zurückbezahlt werden müssen. «Ohne finanzielle Unterstützung droht auch im Aargau vielen Kinderbetreuungseinrichtungen mittelfristig das Aus. Das darf nicht sein», so die Genossen.

Rückendeckung für die Forderung gibt es von den Grünen. Zumindest teilweise. Dass der Kanton die Betreuungskosten der Kinder übernimmt, die jetzt zu Hause betreut werden, findet Grossrätin Ruth Müri richtig. Damit sei wohl das dringlichste Problem gelöst. Ob es darüber hinaus weitere finanzielle Unterstützung brauche, müsse man im Einzelfall abklären.

Bürgerliche Parteien sind zurückhaltender

Deutlich weniger Akzeptanz für die Anliegen gibt es aus dem bürgerlichen Lager. CVP, FDP wie auch SVP betonen alle die Wichtigkeit der Kitas. Rettungsideen haben sie aber andere. Bei der FDP wie auch der CVP werden eher die bisherigen Massnahmen, etwa die Überbrückungskredite, als richtig beurteilt. «Auch andere KMU machen kaum Gewinn und werden das Geld irgendwie zurückzahlen müssen», begründet Lukas Pfisterer, Präsident der FDP.

Nur wenn diese Massnahmen nicht ausreichen sollten, müsse der Kanton den Einzelfall prüfen und bei Bedarf gezielt helfen, so wie anderen KMU auch. Dass dies passieren wird, glaubt Marianne Binder, Präsidentin der CVP: «Es wird trotz der Massnahmen finanzielle Engpässe geben.» FDP und CVP sind sich einig: Es sollen keine Kitas aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten schliessen müssen. Einen eigenen Lösungsansatz hat die SVP. In einem ersten Schritt soll Kurzarbeit helfen. Darüber hinaus sei jetzt der Zeitpunkt da, die Vorschriften der Kitas zu lockern und so Kosten zu senken. «Heute muss man fast studiert haben, um eine Kita zu leiten. Dabei kann das jede Mutter mit gesundem Menschenverstand», sagt Parteipräsident Andreas Glarner.