
Fusion im Luzerner Wiggertal: Aus drei soll eine Spitexorganisation werden
Synergien nutzen und die öffentliche Spitex der Region stärken: Unter diesem Motto wollten die Spitexorganisationen Dagmersellen, Nebikon-Altishofen und Wiggertal ein Fusionsprojekt starten. Das ergab eine von einer externen Begleitperson geführte Studie im letzten Herbst.
Nach diversen Interviews, Erhebungen und Workshops kristallisierte sich diese Form der Zusammenarbeit als die beste heraus, wie Marianne Schärli erklärt. Sie ist Präsidentin der Spitex Wiggertal, zu der die Gemeinden Reiden und Wikon gehören; und sie war in der fünfköpfigen Begleitgruppe des Projektes «Zusammenarbeitsformen Spitex» verantwortlich für die Kommunikation. «Eine Fusion würde gemäss Studienergebnissen mittel- und langfristig den grössten Mehrwert mit sich bringen», sagt sie.
Im Versorgungsgebiet der drei Spitexorganisationen wohnen rund 18 000 Personen. Die Initiative gestartet hatten im 2018 die Geschäftsleitungen der Spitexorganisationen, die sich regional in regelmässigen Abständen zum Austausch treffen. Im 2019 wollten sie eruieren, ob die Organisationen noch besser zusammenarbeiten könnten.
Um den nächsten Schritt Richtung Fusion zu gehen, wurden die Gemeinderäte in der Region brieflich um eine Stellungnahme gebeten. In Pfaffnau, Roggliswil und Altbüron will man mit der eigenen Spitex weiterfahren. Alle anderen Gemeinden stimmten einer Fusion zu – ausser Reiden. Stellvertretend für den Gemeinderat erklärt Gemeindeschreiber Lukas Liem: «Die Spitex Wiggertal ist bereits heute eine gut organisierte und strukturierte Spitexorganisation mit breitem Leistungsangebot. Sie ist deswegen nicht auf eine Fusion angewiesen. Ein gewisser Mehrwert, welcher durch eine Fusion erreicht werden soll, ist momentan nicht ersichtlich.»
Zusammenarbeit wäre noch besser als jetzt schon
Natürlich ist es laut Marianne Schärli ein Kompliment für die Spitex Wiggertal, dass alles gut läuft. Aber: «Längerfristig gesehen würde eine fusionierte Spitexorganisation Vorteile für die Gemeinde, die Bezüger und Einwohner bringen.» Zurzeit könnten viele der kleineren Spitexorganisationen nicht alle Angebote selber anbieten und müssten sie bei der Spitex Wiggertal einkaufen. «Wir arbeiten jetzt schon sehr eng zusammen. Mit einer Fusion könnten noch mehr und einfacher Synergien genutzt werden», so Schärli.
Doch in Reiden will man im Moment nichts von einer Fusion wissen. «Die wichtigsten Kernargumente für eine Fusion können auch mit einer verstärkten Zusammenarbeit unter den Spitexorganisationen erfüllt werden. Entsprechend müsste man in Erwägung ziehen, wie viel mehr eine Fusion gegenüber einer verstärkten Zusammenarbeit bringen würde», so der Gemeindeschreiber. Macht eine Fusion ohne Reiden überhaupt Sinn? Marianne Schärli ist unsicher: «Man muss sich schon fragen, ob eine Fusion so noch möglich ist.» Bezüglich Finanzen kann Schärli zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen: «Solange wir die Abklärungen nicht getätigt haben, können wir nicht zu 100 Prozent beweisen, dass die neue Spitexorganisation nicht teurer wäre.» Die Analyse der Finanzkennzahlen und die Planung einer kostengünstigen und nutzbringenden Organisationsform brauche Zeit und wäre ein erster und wichtiger Schritt im Fusionsprojekt gewesen. «Doch andere, gut gelungene Fusionen im Kanton zeigen, dass es nicht teurer wird. Im Gegenteil, wenn alles betrachtet wird, kommt es die Gemeinden günstiger», so Schärli.
Das Projekt ist vorläufig auf Eis gelegt
Und um diese Abklärungen zu tätigen, bräuchte es aus allen Gemeinden eine Zustimmung für den Start in ein Fusionsprojekt. Erst wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, könne man sich auch definitiv für oder gegen eine Fusion entscheiden. Marianne Schärli betont: «Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden klappt wunderbar. Es war bis anhin ein guter Prozess.»
Das Projekt «Zusammenarbeitsformen Spitex» sei mit den Antworten der verschiedenen Gemeinden zu seinem Abschluss gekommen. Wie und ob es nun mit einem allfälligen Fusionsprojekt ohne die Zustimmung Reidens weitergeht, ist noch unklar. In einem nächsten Schritt treffen sich die Verantwortlichen der drei Spitexorganisationen, um den weiteren Prozess zu definieren. «Wir als Spitex Wiggertal möchten nach wie vor diese Tür offen halten», so Schärli.