
Gastro-Präsident Lustenberger: «Wissen Sie, dass Sie die ersten Gäste seit vier Monaten sind?»
Bruno Lustenberger muss für ein Foto gerade noch einen Tisch decken, als die ersten Gäste die Terrasse betreten. Da kann alles andere natürlich kurz warten. «Wissen Sie, dass Sie die ersten Gäste seit vier Monaten sind?», ruft er ihnen entgegen, noch bevor sie sich an einen Tisch gesetzt haben. Kurz darauf steht schon das Apéro auf dem Tisch: zwei Gläser Aperol-Spritz und ein Glas Rotwein.

Bruno Lustenberger ist auch Präsident von Gastro Aargau.
Erstmals seit vier Monaten hat Wirt Lustenberger, der gleichzeitig Präsident von Gastro Aargau ist, das Restaurant des Hotels Krone in Aarburg wieder geöffnet. Zumindest draussen. Das Wetter meint es am Dienstag gut mit ihm. Kurz nach zehn strahlt bereits die Sonne und die rund 15 Tische auf der Terrasse sind gedeckt. Einzelne Sonnenschirme müssen noch zurechtgerückt werden, dann ist das Team bereit.
Für drei Tische sind Reservationen eingegangen. Doch ob sich die anderen Tische füllen werden? Lustenberger: «Ich habe keine Ahnung.» Die Firmen im Städtli hat er angeschrieben, dass er seine Terrasse öffne. Er weiss aber nicht, ob deren Mitarbeiter überhaupt vor Ort sind – oder im Homeoffice. Fürs Geschäft über den Mittag ist er aber auf diese Kundschaft angewiesen. Abends bleibt die Terrasse bis auf weiteres zu. Es ist noch zu kalt, um draussen zu essen.
Finanziell lohnt sich das Ganze nicht
Und abhängig ist das ganze vom Wetter. Jeden Tag entscheiden Lustenberger und sein Team, ob sie die Terrasse am nächsten Tag öffnen werden. Finanziell lohnt sich das Ganze nicht. Knapp einen Drittel des Umsatzes kann er auf der Terrasse machen.
Wieso macht er trotzdem auf? «Irgendetwas musste passieren», sagt Lustenberger.
«Wir müssen jetzt nach vorne schauen und können nicht noch länger geschlossen bleiben.»
Finanziell unterstützt werden Gastrobetriebe im Aargau weiterhin, auch wenn sie ihre Terrassen öffnen. Das funktioniere, und darum sei man froh, so Lustenberger.
Lustenberger steht zu diesem Zeitpunkt bereits in der Küche. Insgesamt zu dritt sind sie dort – normalerweise sind es mehr als doppelt so viele. Es gibt Schweinsschnitzel mit Nudeln an einer Rahmsauce, Rindsfiletwürfel an Kräutersauce mit Bratkartoffeln oder Gemüsepastetli.
Während der Schliessung haben Lustenberger und sein Team zwar mit den Lehrlingen gekocht. Oder als das Team das Restaurant aufräumte, haben sie dieses bekocht. Doch es ist das erste Mal seit Monaten, dass sie wieder für Gäste kochen. Ob sie denn das noch könnten? «Das sehen wir dann.» Es riecht in der Küche zumindest schon einmal so lecker, dass der Journalist kurz versucht ist, sich selbst an einen Tisch zu setzen.
Nicht alle können schon arbeiten
Knapp die Hälfte des Personals arbeitet am Dienstag. Der Rest ist weiterhin in Kurzarbeit. «Wir wollen, dass möglichst bald wieder alle voll arbeiten können», sagt Lustenberger. Doch so lange die Restaurants innen zu bleiben müssen, ist das unmöglich.
Eigentlich wäre geplant gewesen, dass um 14 Uhr Schluss ist. Einige Gäste bleiben dann etwas länger sitzen. Um 16 Uhr ist die Terrasse dann wieder leer. Er sei zufrieden, wie es gelaufen sei, sagt Lustenberger. Und was überwiegt nun? Die Freude, wieder zu arbeiten, oder die Unsicherheit, weil grosse Teile immer noch geschlossen sind? Lustenberger ist sich unsicher:
«Ich weiss es nicht. Beides. Es war speziell heute, es war gut. Aber wie soll es weitergehen, wenn wir drinnen weiterhin geschlossen haben müssen? Wir wissen es nicht.»
Entrümpelungsaktion löst Fragen nach möglicher Schliessung aus

Als Lustenberger ein Foto der Halle auf Social Media postete mit der Ankündigung, Inventar zu verkaufen, habe er um die 200 Anfragen erhalten. Ob er denn die «Krone» schliessen würde. Wird er nicht. «Wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und entrümpelt. Aber ich werde weiterhin hier wirten.»