
Gefährliches Single-Leben: Alleinstehende Männer leben so gefährlich wie Raucher
«Such dir eine Freundin oder ziehe in eine Wohngemeinschaft», kann die Botschaft einer neuen dänischen Studie nur sein. Diese hat ergeben, dass allein zu leben enorm gesundheitsschädlich sein kann: Männer weisen ein um 90 Prozent erhöhtes Risiko auf, an einer Herzerkrankung zu sterben, als Personen in einer Paarbeziehung oder anderen Form des Zusammenlebens.
Alleinstehende Männer leben damit so gefährlich wie Raucher, sagen die Kopenhagener Forscher um den Kardiologen Magnus Thorsten Jensen. Die Studie bestätigt frühere Ergebnisse, stützt sich aber auf einen aussergewöhnlich langen Untersuchungszeitraum und eine grosse Datensammlung: Seit den Achtzigerjahren wurde die Gesundheit von 3300 Männern in Kopenhagen während 32 Jahren untersucht – mit besonderem Fokus auf dem Zusammenhang zwischen Allein-Wohnen und dem Risiko für Herzversagen.
Dabei wurden andere gesundheitliche Faktoren miteinbezogen wie Lebensstil, Umwelteinflüsse, Rauchen, Blutdruck, Diabetes, Bewegung oder Wohnlage. Dennoch sei das Resultat des deutlich erhöhten Todesrisikos durch Herzprobleme deutlich, erklärte Kardiologe Jensen der Zeitung «Berlingske»: «Es ist für die allermeisten gefährlich, allein zu sein.» Der Arzt spricht von einem Zivilisations- oder gar Evolutionsproblem: Der Mensch sei gemacht für das Zusammenleben in Stämmen, Clans, Familien, Gesellschaftsgruppen – nicht für Einsamkeit in einer Zweizimmerwohnung, wie das zunehmend der Fall sei in Grossstädten.
Schweizer sind EU-Durchschnitt
Statistiken zeigen ein deutliches Bild: Der Anteil der Einpersonenhaushalte steigt in westlichen Gesellschaften seit Jahren an. Im internationalen Vergleich liegt Schweden mit 51 Prozent an der Spitze, in der Schweiz liegt der Anteil bei 35 Prozent – das ist EU-Durchschnitt. Die Anzahl Singles ist schwieriger festzustellen, laut einer Umfrage des Unternehmens Parship waren es 2017 in der Schweiz 36 Prozent.
Die dänische Studie zeigt, dass bei Weitem nicht nur ältere Alleinstehende vom Problem der Einsamkeit betroffen sind. Eine Gruppe allerdings schnitt in der Männer-Untersuchung signifikant besser ab: sozial Bessergestellte. Bei allein Lebenden mit Universitätsabschluss und solchen in Chefpositionen konnten die Forscher kein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen feststellen. Kardiologe Jensen vermutet, dass Wohlhabende einen Vorteil haben, weil sie Zugang zu anderen sozialen Netzwerken haben oder sich Sachen leisten können, die ihre Einsamkeit mindern. Hier bestehe in der Volksgesundheit eine klare Ungleichheit, sagt Jensen.
Laut den dänischen Gesundheitsbehörden sind die Einsamkeitsprobleme für die Gesellschaft auch ein Kostenproblem. Bei Alleinstehenden sind pro Jahr 470 000 zusätzliche Krankheitstage zu verzeichnen.
Einsamkeit sei auf eine Risiko-Ebene wie Alkohol, Rauchen oder Ernährung zu stellen, findet Magnus Thorsten Jensen. Es müsse auf breiter Front diskutiert werden, wie das menschliche Zusammenleben verbessert werden kann.