Gemeindeammann Räbmatter: «Bin immer offen für neue Ideen»

Herbert Räbmatter sitzt im Gemeinderatszimmer und blättert in alten Akten der Gemeinde. «Die Finanzen waren schon damals ein Dauerthema – und sie sind es heute noch», sagt er lachend und legt das Buch beiseite. Die gestapelten Akten aus der Vergangenheit sind hier zwischengelagert, nach monatelangem Trocknen werden sie nun an einen hochwassersicheren Ort verschoben.

Die Schäden vom 8. Juli 2017 werden die Gemeinde noch lange beschäftigen. «Auch 2018 und 2019 wird das Hochwasser seine Spuren in der Gemeinderechnung hinterlassen», sagt der neue Gemeindeammann. Heute Freitag gibt es eine weitere Begehung der noch nicht reparierten Infrastrukturen und Schadenplätze in Uerkheim. «Ende Jahr möchte ich das Ganze abgeschlossen haben», sagt Räbmatter. Er hofft auch, dass der Kanton das Hochwasserprojekt für die Gemeinde vorantreibt. Sobald nämlich stärkerer Regen angesagt ist, schläft die Bevölkerung nicht mehr gut, weiss der Gemeindeammann.

Er selbst schläft auch weniger, seit er das neue Amt in der Gemeinde innehat. «Es gibt viel Arbeit, an allen Ecken und Enden», sagt der 50-jährige Räbmatter, der hauptamtlich ein Transportunternehmen mit 67 Mitarbeitern führt. «Wir nehmen aber eins ums andere.»

Eigentlich wollte Herbert Räbmatter nach 12 Jahren im Gemeinderat zum Ende der letzten Amtsperiode zurücktreten. Doch weil alle bereit waren, weiterzumachen, sagte auch er zu. Drei Tage vor Ende der Anmeldefrist kam der «Nackenschlag»: Gemeindeammann Markus Gabriel (SVP) trat überraschend zurück. «Alle wurden überrumpelt, auch ich», sagt der gebürtige Kölliker. Viele motivierten ihn, das Ammannamt zu übernehmen. Er liess sich Zeit, führte unzählige Gespräche im Dorf, wollte sicher sein, dass die Bevölkerung hinter ihm steht. «Ich habe das Amt nicht gesucht», sagt er, der seit über 30 Jahren in verschiedenen Positionen im Dienste der Öffentlichkeit steht. So trat er mit 20 Jahren in die Feuerwehr ein, arbeitete sich hoch und war später acht Jahre Kommandant. Jetzt muss er andere Brände löschen: Die Verwaltung stand im Kreuzfeuer, galt bei vielen als zu aufgeblasen und zu wenig dienstleistungsbezogen. Herbert Räbmatter griff ein, nahm den Sparauftrag der Bevölkerung auf. Zusammen mit den Verwaltungs- und Gemeindemitarbeitern erarbeiteten sie Lösungen. «Alle helfen sparen, übernehmen neue Aufgaben und ziehen am selben Strick und in die gleiche Richtung», freut sich Räbmatter. Der bodenständige Unternehmer gibt seinen Gemeindemitarbeitern mehr Verantwortung, zitiert sie aber wöchentlich zum Rapport. «Ich will sie spüren, will kurze Wege und schnelle Entscheide», so der Ammann. «Ich bin aber auch immer offen für neue Ideen.»

Wo hält Herbert Räbmatter in seinem neuen Amt besonders den Finger drauf? «Ich habe gar nicht so viele Finger, wie ich benötigen würde», sagt er spasshaft. «Nein, ernsthaft jetzt, wir machen nur noch, was wir bezahlen können. Weitere Schulden wollen wir mit allen Mitteln vermeiden. Es kommt auch so noch viel Unvorhergesehenes auf uns zu.»