
Gemeinderat Bruno Geiser: «Ein Rücktritt wäre das falsche Signal»

Herr Geiser, Sie standen an der Orientierungs-Versammlung zum Badi-Skandal in der Kritik. Markus Schwander, Sprecher der IG Reiden, warf Ihnen vor, immer wieder für Geschäfte mit hohen Kostenüberschreitungen verantwortlich zu sein. Als Beispiele nannte er die Badi, den Kreisel Mehlsecken und die Sanierung der Oberdorfstrasse. Sie sagen, das entspreche nicht den Tatsachen.
Bruno Geiser: Nein. Ich war noch gar nicht im Amt, als die Kredite für die Oberdorfstrasse oder den Kreisel Mehlsecken beschlossen wurden. Bei den wichtigen Planungsarbeiten war ich also gar nicht dabei. Dazu forderte der Kanton plötzlich einen grösseren Kreisel, was zu Mehrkosten führte. Bei der Oberdorfstrasse war der Baugrund schlechter als angenommen. Wir haben damals frühzeitig reagiert und beim Volk einen Zusatzkredit beantragt, den es guthiess. Es gibt aber schon eine Parallele zum Badi-Projekt: Die Vorabklärungen wurden zu wenig vertieft gemacht.
Was heisst das konkret?
Im Kostenvoranschlag zur Badi-Sanierung war beispielsweise der Ersatz des Lüftungsmonoblocks nicht drin oder war herausgestrichen worden, obwohl dieser bereits über 40 Jahre alt ist. Erst beim Bau hat man dann gemerkt, dass dieser nun doch ersetzt werden muss. Als ich im Herbst 2019 im Steuerungsausschuss für das Sanierungsprojekt Einsitz nahm, hatte ich gar keinen Einfluss mehr auf den Kostenvoranschlag. Da ging es nur noch darum, das Baugesuch einzureichen.
An der Orientierungsversammlung räumten Sie dennoch Fehler ein.
Der Zeitpunkt des Baustarts im Frühling 2020 war sicher ein Fehler. Im Nachhinein waren viele Unterlagen und Pläne nicht bereit, obwohl das Gegenteil behauptet wurde. Der Baustart war überstürzt. Gleichzeitig mussten wir handeln, weil die Infrastruktur in die Jahre gekommen war. Und die Badi sollte im Interesse der Betriebsrechnung möglichst schnell auch wieder Einnahmen generieren. Dazu haben wir Abweichungen zum Kostenvoranschlag im Wert von rund 350 000 Franken beschlossen – in der Annahme, dass diese durch Reserven und Beiträge Dritter finanziert seien. Das war dann aber später nicht mehr der Fall.
Markus Schwander forderte Sie an der Orientierungsversammlung sogar zum Rücktritt auf.
Ich kann den Unmut aus der Bevölkerung verstehen. Als der Steuerungsausschuss und auch der Gemeinderat die Zahlen im letzten November erhalten haben, gingen auch alle an die Decke. Ein Rücktritt wäre aber das falsche Signal: Ich bin nicht jemand, der wegläuft. Ich will zu den Fehlern stehen und aus ihnen lernen.
Wieso haben Sie nicht früher Alarm geschlagen, beispielsweise nach dem Abgang des Architekten im Sommer 2020?
Uns war bewusst, dass es nicht gut ist, wenn der Architekt geht. Aber die anstehenden Arbeiten im Hallenbad-Bereich waren bereits vergeben und im vollen Gang. Bis und mit September gingen wir davon aus, dass die Badi die Mehrkosten selber decken kann und dachten an Reserven wie Beiträge aus der energetischen Sanierung oder aus dem Sport-Toto-Fonds. Erst Ende Oktober, als der Verwaltungsrat einen neuen Business-Plan erstellt hat, läuteten die Alarmglocken. Da die Aufträge fürs Freibad noch nicht vergeben waren, konnte der Gemeinderat die weiteren Arbeiten sofort stoppen.
Weshalb brauchte es im Anschluss eine Taskforce zur Aufarbeitung der Fehler? Sie wussten ja Bescheid, was falsch lief.
Die Taskforce war wichtig für eine neutrale Aufarbeitung. Ich war seit Dezember bis zum Erhalt des Schlussberichtes in den Ausstand getreten, um genau diese Neutralität sicherzustellen. Der Bericht ist auch für die Zukunft wertvoll. Wichtige Empfehlungen daraus hat der Gemeinderat bereits umgesetzt.
Rückblick Badi-Skandal
Die Taskforce hat in den letzten Monaten die Vorgänge der Badi Reiden AG untersucht, die zur massiven Kostenüberschreitung bei der Hallenbad-Sanierungführten. Der Kredit in der Höhe von 7,3 Millionen Franken, den das Reider Stimmvolk im Frühling 2019 für die Gesamtsanierung der Badi guthiess, wurde um 2,5 Millionen überschritten. Letzte Woche präsentierte der Gemeinderat den Schlussbericht der Taskforce sowie den neuen Verwaltungsrat der Badi Reiden AG. (rzu)