
Gemeinderatskandidatin Brigitte Etter: «Das Städtli liegt mir am Herzen»
Die Terrasse des Restaurants Höfli – auf Solothurner Boden am Born gelegen – bietet einen wunderbaren Blick auf Aarburg. Der Norden und der Süden des Städtlis sind gleichermassen sichtbar, mittendrin thront die Festung mit der reformierten Kirche. Brigitte Etter, 61, ist gerne hier oben. In Aarburg ist sie verwurzelt, hier ist sie aufgewachsen. «Ich habe das Städtli gerne, ich wohne ja auch am Fuss der Festung», sagt sie. Sie schätzt den Blick von hier oben auf die Gemeinde. Das dient ihr auch gleich als Motto für ihren Gemeinderatswahlkampf. Als Parteilose habe sie einen ganzheitlichen Blick auf die Gemeinde. Die eine oder den anderen mag es überraschen, dass sie als Gemeinderätin kandidiert. Gründe dafür hat Etter aber genug.
Der Hauptgrund für ihre Kandidatur war, dass sie verhindern wollte, dass lediglich die Bisherigen antreten. «Die Stimmberechtigten sollen eine Auswahl treffen dürfen», findet sie. «Das ist wichtig für den demokratischen Prozess.» Ein weiterer Grund für ihren Entscheid, den sie übrigens einige Wochen vor dem Anmeldeschluss gefällt hatte, ist, dass sie die Gemeinde mitgestalten möchte. Ihr ist es ein Anliegen, dass die Wohnqualität gut und das Städtli attraktiv ist. «Noch immer dominiert der Verkehr sehr stark – trotz der Umfahrung», sagt sie. Hier brauche es noch bessere Lösungen.
Einbezug der Bevölkerung in Projekte vermisst sie
Apropos Verkehr: Das Projekt Oltnerstrasse scheint ihr einerseits zu teuer, andererseits hat sie den Einbezug der Bevölkerung vermisst. «Als Gemeinderätin würde ich partizipativ arbeiten», sagt sei. «Es ist wichtig, dass man die Bevölkerung abholt und in Entscheidungen einbindet.» Der persönliche Austausch sei ihr wichtig, bei Projekten wie der Oltnerstrasse würde sie auf das Versenden von Fragebogen setzen, um so die Meinung der Leute abzuholen.
Ein grosses Anliegen ist Brigitte Etter, die Mutter von drei erwachsenen Kindern ist, die kleine Altstadt von Aarburg. Hier brauche es noch mehr Aufwertung, meint sie und spricht damit die Bärengasse an. Zudem müsse auch das Gewerbe mehr Unterstützung erfahren. Genauso wichtig ist ihr eine Schule mit zeitgemässen Strukturen wie den Tagesstrukturen und gerechter Bildung. Als Lehrerin und Schulleiterin – inzwischen arbeitet sie in einem 100-Prozent-Pensum an der Primarschule in Wädenswil ZH – sei die Bildung natürlich ihre Kernkompetenz. Unter gerechter Bildung versteht sie, dass der Migration Rechnung getragen wird – beispielsweise mittels Sprachförderung.
Und auch sonst ist ihr die Integration der ausländischen Bevölkerung ein Anliegen. So würde sie es begrüssen, wenn bei amtlichen Terminen oder auch bei Elternabenden auf Dolmetscher zurückgegriffen würde. «So könnte man das Interesse wecken und die Leute dazu ermuntern, an der Schule teilzuhaben», ist Brigitte Etter überzeugt.
Die alte Geschichte mit der Schule ist abgehakt
Doch würde sie auch das Ressort Schule übernehmen, sollte sie als Gemeinderätin gewählt werden? Immerhin führte ein Knatsch zwischen ihr als Vorgesetzter, Lehrpersonen und Schulpflege zu einem juristischen Hickhack, das in Aarburg wohl noch nicht vergessen ist. «Sollte es Personen an der Schule geben, die damit ein Problem hätten, müsste man das anschauen und klären», sagt Brigitte Etter. Aber: «Für mich ist diese Geschichte abgeschlossen und hat auch nichts mit meiner Kandidatur zu tun.» Und: Das Urteil spreche eine deutliche Sprache: Die immensen Kosten seien nicht wegen ihr entstanden. Weiter will sie nicht auf den Vorfall eingehen.
Als allfällige Gemeinderätin sieht sich Brigitte Etter mit ihrer Ausbildung gut gerüstet: Das Germanistik-Studium, die Schulleiter-Ausbildung sowie die Ausbildungen im Bereich Coaching, Supervision, Personalführung und Rechtsassistenz seien aus ihrer Sicht eine gute Basis für das Amt. Politisch ist Brigitte Etter bis anhin zwar noch nicht in Erscheinung getreten, ihr Vater aber war als SPler engagierter Gewerkschafter und präsidierte den Aarburger Einwohnerrat. Ihre Tante politisierte in Olten acht Jahre im Stadtrat. Entsprechend war die Politik immer wieder ein Thema in ihrem Leben. Einer Partei hat sie sich aber nie angeschlossen. Während sie bezüglich Wirtschaftsförderung eher auf der Seite der FDP ist, tickt sie in der Familienpolitik wie Die Mitte und bei Arbeitnehmerrechten wie die SP. Nur die Haltung der SVP sage ihr wenig zu.
Das Städtli Aarburg in zehn Jahren stellt sich Brigitte Etter mit schönen Spazierwegen entlang der Aare vor. Auf diesen sollen die Menschen flanieren, die wegen den attraktiven Wohnungsangeboten, einer guten Schule und tollen Angeboten für Familien hierhergezogen sind. «Die Leute sollen in Aarburg nicht nur vorbeifahren, sondern haltmachen und das Städtli besuchen.»