Gemeinderatswahlen: Ganz Reiden sucht momentan Kandidaten

Der Regierungsrat hat den zweiten Wahlgang der Gemeinderatswahlen auf den 28. Juni festgelegt. Bis Donnerstag müssen Wahlvorschläge bei der Gemeinde Reiden eintreffen. Zur Erinnerung: Der langjährige Gemeinderat Bruno Aecherli (IG Reiden) wurde Ende März überraschend nicht wiedergewählt und hat am selben Tag erklärt, nicht zum zweiten Wahlgang antreten zu wollen. Der Sitz muss also neu besetzt werden. Doch das ist gar nicht so einfach. Laut einer Umfrage bei den Ortsparteien und der IG Reiden gibt es bis jetzt noch keinen Wahlvorschlag.

Viele Gespräche geführt und viele Absagen

«Wir haben mit verschiedenen qualifizierten Leuten gesprochen. Aber es wollte niemand», sagt IG-Sprecher Markus Schwander. Die FDP/Liberalen sind laut Parteipräsidentin Desirée Hofmann noch auf der Suche. «Wir sind einige Personen innerhalb und ausserhalb der Partei angegangen», sagt Hofmann. Natürlich habe die FDP auch auf die Qualifikationen für das Amt des Finanzvorstehers geachtet. Einige Personen hätten aus beruflichen oder familiären Gründen abgesagt. «Wir stellen diesmal niemanden auf», sagt Barbara Leu vom Vorstand der SP Reiden auf Anfrage. Vielleicht könne dies aber in vier oder acht Jahren der Fall sein, meint sie.

«Wir haben noch keinen Vorschlag», sagt auch Ivo Müller, Präsident der SVP Reiden. Die SVP-Ortspartei habe viele Leute angefragt – und viele Absagen erhalten. «Einige überlegen es sich noch», sagt Müller. Diejenigen, die absagten, seien beruflich gefordert oder hätten bereits viele andere Engagements. Es brauche jetzt «einen guten Mann oder eine gute Frau» für den Gemeinderat. Die Volkspartei werde diese Person unterstützen.

Auch die CVP Reiden wünscht sich «eine gute und kompetente Person für den Gemeinderat», sagt die Parteipräsidentin ad interim, Marianne Schärli. Ihre Partei sei im Gespräch mit potenziellen Kandidierenden; zwei Personen seien ernsthaft interessiert. Schärli: «Sie wollen aber genau wissen, worauf sie sich einlassen und wie hoch das Pensum ist, bevor sie zusagen.»

Reidens Steuereinnahmen dürften wegen Krise sinken

Die Frage, was es für dieses Amt braucht, kann der derzeitige Amtsinhaber am besten beantworten. Bruno Aecherli sagt auf Anfrage, er habe als Gemeinderat ein 25-Prozent-Pensum. Dieses liesse sich bei effizienter Sitzungsgestaltung noch weiter reduzieren, schätzt er. Zum Anforderungsprofil des Finanzvorstehers gehörten gute bis sehr gute Finanzkenntnisse. «Er oder sie muss auch vernetzt denken können – und konsensfähig sein.»

Auf Reiden kämen grosse finanzpolitische Herausforderungen zu. «Die Corona-Krise wird nicht spurlos an Reiden vorbeigehen», sagt Bruno Aecherli. Er rechnet damit, dass die Steuern der Unternehmen, die unter massiven Ertragsausfällen leiden, und der Privatpersonen in Kurzarbeit stark einbrechen werden.

Aecherlis Fachkompetenz wird nicht infrage gestellt

Der Finanzvorsteher hat in den letzten Jahren keinen schlechten Job gemacht und Reiden aus den tiefroten Zahlen gebracht. Bruno Aecherlis Fachkompetenz wird selbst von Kritikern nicht infrage gestellt. Wäre es allenfalls eine Option, nochmals mit ihm das Gespräch zu suchen? Wäre er nicht doch geneigt, zum zweiten Wahlgang anzutreten? Der IG-Gemeinderat will zu dieser Idee nicht explizit Stellung nehmen. Niemand habe ihn kontaktiert. «Wer mich kennt, weiss, dass ich lösungsorientiert denke», sagt er nur.

Geht bis 30. April kein Wahlvorschlag ein, muss Reiden laut dem Stimmrechtsgesetz einen Blanko-Wahlzettel verschicken. Gewählt wäre die Person mit den meisten Stimmen. Es gilt ein Amtszwang, mit gewissen Ausnahmen.