
Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati: «Unser Weg im Aargau war nicht so falsch»
«Wir sind nicht in einer Notsituation», sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) am Montag, als er über die aktuelle Coronalage im Kanton informierte. «Aktuell braucht es nicht zwingend weitere Massnahmen», sagte Kantonsärztin Yvonne Hummel an derselben Medienkonferenz.
Mittwoch klang es ganz anders: «Der Kanton Aargau teilt die Einschätzung des Bundesrates, dass die Entwicklung der epidemiologischen Lage in den letzten Tagen eine Verschärfung der Schutzmassnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie erfordert», teilt der Regierungsrat mit.
Die Regierung begrüsst die vorgeschlagenen Regeln des Bundes grundsätzlich, will aber Restaurants am Sonntag nicht schliessen und Gruppen bis zu zehn Personen über die Festtage private Treffen erlauben. Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati erklärt im Kurzinterview die Hintergründe.
Herr Gallati, am Montag sagten Sie, der Aargau sei nicht in einer Notsituation, schärfere Coronamassnahmen seien nicht dringend nötig – würden Sie das heute auch noch sagen?
Jean-Pierre Gallati: Am Montag wollte ich klarmachen, dass kein kantonaler Expressbeschluss übers Wochenende nötig war. Wir hatten im Regierungsrat über mögliche Verschärfungen gesprochen und wollten diese am Mittwoch beschliessen. Nun hat der Bundesrat die Führung übernommen, gewisse Kantone müssen ihre Anpassungen schon wieder zurücknehmen, also war unser Weg im Aargau nicht so falsch.
Sie haben in der Telefonkonferenz mit dem Bundesrat am Wochenende angekündigt, der Aargau werde die Massnahmen verschärfen – was hatten Sie geplant?
Wir hatten uns intensiv mit den anderen Nordwestschweizer Kantonen und auch mit Zürich abgesprochen und planten analoge Massnahmen. Diese wären nicht so weit gegangen, wie die Verschärfungen, die der Bundesrat jetzt einführen will. Aber sie hätten ähnliche Bereiche betroffen, auch wir im Aargau hätten zum Beispiel die Sperrstunde in der Gastronomie vorgezogen.
Bei privaten Treffen gibt es viele Infektionen, die Kontakte werden nicht registriert. Trotzdem wollen Sie weniger streng sein als der Bund und über die Festtage Treffen von zehn Personen aus mehreren Haushalten erlauben.
Jetzt geht es darum, dass die Leute zu Hause bleiben. Darum sollen auch Restaurants und Fitnesscenters trotz funktionierender Schutzkonzepte um 19 Uhr geschlossen werden, obwohl es dort kaum Ansteckungen gibt. Ziel ist es, dass es weniger attraktiv ist, rauszugehen und andere Menschen zu treffen. Wenn man der Bevölkerung solche Einschränkungen auferlegt, sollte man auf der anderen Seite im privaten Bereich weniger restriktiv sein. Darum fordern wir, dass sich vom 24. Dezember bis 1. Januar auch Familien bis zehn Personen aus mehreren Haushalten treffen dürfen. Am wichtigsten ist, dass die Bevölkerung die Massnahmen mitträgt und mitmacht.