
Google Maps verwirrt: Wenn Olten plötzlich in Aarburg liegt
Ferienzeit, Reisezeit, Google-Maps-Zeit: Seit 15 Jahren bestimmt Google Maps unser Weltbild, leitet uns wie andere Navigationsgeräte ans Ziel und gewährt uns aus der Satellitenperspektive auch Einblick in Nachbars Garten. Medien illustrieren ihre Berichterstattung über Unglücke und Verbrechen vor allem online gerne mit den Angaben des Kartendienstleisters, und der technologische Tausendsassa lockt seine Userinnen und User mit stets neuen Funktionen und Innovationen.
Manchmal steckt der Teufel jedoch im Detail: Touristen werden wegen Google Maps als Fussgänger auf Abwege oder als Autofahrer durch Fahrverbote geführt. Und manchmal stimmt Augenfälliges nicht: Ansichtsfotos von Sehenswürdigkeiten, wie wir sie mit der Handykamera laufend schiessen, tragen eher zur Konfusion als zur Klärung einer Lokalität bei.
So schmückt der Online-Kartendienst des amerikanischen Konzerns bei der Ortssuche nach «Olten» das seitliche Steuerfeld mit der reformierten Stadtkirche und der Festung von Aarburg. Dasselbe oder ein ähnliches Anzeigenbild taucht auf, wenn man wirklich nach dem aargauischen Aarestädtchen sucht. Auch Aarau kam im vergangenen Jahr schon zur selben ehrenvollen Verwechslung mit Aarburg.
Gibt das Mittelland zu wenige Fotosujets her, sodass kein eindeutiger Aufhänger möglich ist? Der Mediendienst von Google blieb bisher auf entsprechende Anfragen hin seit Monaten eine Antwort schuldig. Dass es am Jurasüdfuss nicht am Lokalkolorit mangelt und es Google Maps durchaus auch besser kann, zeigte sich Anfang Mai 2020, als Olten sich den Recherchefreudigen vorübergehend korrekt mit Altstadt und Holzbrücke ankündigte. Derzeit wird es wieder falsch angezeigt.
Bildqualität hängt von «Ortskundigen» ab
Doch solch klassische Gesamtansichten blieben in letzter Zeit wieder anderen Städten, zum Beispiel Solothurn, vorbehalten. Wie Google Maps zu seiner Fotodokumentation in der Seitenleiste kommt, lässt sich immerhin erahnen. Google stützt sich gemäss eigenen Angaben auf verschiedene Quellen und verspricht, auf Fehlermeldungen zu reagieren. Google Streetview und lokale Guides füttern die Plattform mit Fotos, Tipps und Empfehlungen.
Die Qualität dieser «Ortskundigen» entscheidet offenbar über die Güte der Fotoauswahl. So findet sich in der Fotodokumentation zu Zürich ein Bild des Klosters Einsiedeln. Unter «Bern» hat sich ein Foto von Schloss Oberhofen am Thunersee verirrt. Zu «Olten» findet sich viel Typisches und Passendes. Nur drei weitere Schnappschüsse aus Aarburg lassen vermuten, dass man die Aargauer Gemeinde wohl definitiv dem grösseren Solothurner Nachbarn zugeschlagen hat. Stimmiger präsentiert sich Solothurn, wo einzig die Bildqualität in gewissen Fällen verbesserungswürdig erscheint.
Rätsel um Grenzen und Ortsnamen
Immerhin scheint die Bildauswahl nicht von politischer Brisanz zu sein. Anders verhält es sich bei Staatsgrenzen und Ortsnamen. So machte Google Maps Anfang dieses Jahres Schlagzeilen, als Medien die auf dessen Karte eingezeichnete Trennlinie zwischen der russisch besetzten Halbinsel Krim und der Ukraine, zu der das Gebiet völkerrechtlich immer noch gehört, ins Visier nahmen.
Auch mit Ortsnamen nimmt es Google Maps nicht immer so genau. So erscheinen in Tschechien und Polen auch mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung Gemeinden noch unter den alten deutschen Bezeichnungen.
Zum Auffinden der Orte sind die in der Suche verzeichneten historischen Namen eine Bereicherung. Beim Betrachten der Karte und der Orientierung an den heute gültigen amtlichen Namen in Tschechien und Polen können sie aber bei der Orientierung einige Rätsel aufgeben.