Grüne Gefahr: Bund bekämpft illegal eingeführte Souvenirs – Gartenpflanzen aus dem Balkan sind im Trend

Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Zu Beginn der Sommerferien teilt der Staat gerne mit, was Schweizerinnen und Schweizer bei Reisen ins Ausland beachten sollten. Dann tritt auch eine Behörde in Aktion, die ansonsten eher ein Exotendasein fristet: der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst. Er ist unter anderem dafür verantwortlich, dass besonders gefährliche Schädlinge und Krankheiten nicht eingeschleppt werden und sich ausbreiten können.

Auf der Südseeinsel mal eben eine schöne Blüte als Mitbringsel eingepackt? Das ist oft keine gute Idee. Die jüngste Warnung des Pflanzenschutzdienstes kommt mit Ausrufezeichen daher: «Souvenirpflanzen, nein danke!» Zum Ferienstart erinnert er daran, welchen strengen Regeln die Einfuhr von Pflanzen unterliegt. Und weil diese so kompliziert seien, empfiehlt die Behörde kurzerhand, «ganz darauf zu verzichten, Pflanzen als Reisesouvenirs mit nach Hause zu nehmen». Denn es könne passieren, dass man seine Erinnerungsstücke an der Schweizer Grenze lassen muss, mahnt der Schutzdienst mit staatlicher Fürsorge.

Pflanzen-Inspektoren am Flughafen

Wer trotzdem einen Kaktus oder eine Staude aus den Ferien mitbringen möchte, sollte sich im Vorfeld über die gesetzlichen Bestimmungen informieren. Gewächse aus Drittländern – Staaten ausserhalb der Europäischen Union – werden vom Pflanzenschutzdienst immer kontrolliert. Viele Pflanzen dürfen von Privatpersonen erst gar nicht importiert werden. Zehntausende sind zudem artengeschützt. Sie können höchstens mit speziellen Bewilligungen eingeführt werden.

 

An den Flughäfen Zürich und Genf arbeiten Inspektoren des Pflanzenschutzdienstes in den Frachtbereichen. Nach offiziellen Angaben kontrollieren sie jedes Jahr rund 9000 Einfuhren, die den gesetzlichen Bestimmungen unterliegen. Die Kontrolle der Reisenden, die in der Schweiz ankommen, übernimmt derweil das Grenzwachtkorps. Die Zahl der Verstösse ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Wurden 2015 noch 213 entsprechende Fälle verzeichnet, waren es 2018 deren 426.

Setzlinge aus dem Balkan im Trend

Das zuständige Bundesamt für Landwirtschaft erklärt die Zunahme auf Anfrage erstens damit, dass es aus der Schweiz immer mehr Direktflüge in Nicht-EU-Länder gibt. Zweitens habe der Bund entsprechende Kontrollen verstärkt. Und drittens mangle es an Wissen. Viele Reisende seien «nicht genügend über die Einfuhrbestimmungen informiert», sagt eine Amtssprecherin. Im Trend sind laut der Behörde aktuell vor allem Setzlinge von Gartenpflanzen aus dem Balkan, Orchideen aus Südostasien und die Pflanzenart Aloe vera.

Grundsätzlich keinen Einfuhrbestimmungen unterliegen Pflanzen aus EU-Ländern. Sie dürfen zum persönlichen Gebrauch ins Land gebracht werden. Allerdings sei auch hier Vorsicht geboten, betont der Pflanzenschutzdienst. Gewisse Pflanzen tragen nämlich Krankheiten in sich, weshalb ihre Einfuhr ebenfalls untersagt ist. Ein Beispiel dafür ist das Bakterium Xylella fastidiosa. Es ist besonders für Olivenbäume in Süditalien ein Problem.

Seit in Apulien im Jahr 2013 die ersten Fälle entdeckt worden sind, töteten die Bakterien unzählige Olivenbäume. Ein befallener Baum wird nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt, er verdorrt von der Spitze her. Das Bundesamt für Landwirtschaft spricht von «einem der gefährlichsten Bakterien für Pflanzen». Xylella fastidiosa kann auf über 350 Wirtspflanzen übergreifen, darunter Ahorn, Kirsche und Oleander.

Im Herbst 2015 wurde bekannt, dass der Pflanzenkiller den Sprung über die Schweizer Grenze geschafft hat. Die Inspektoren fanden Xylella fastidiosa in Kaffeepflanzen aus Südamerika. Nur eine aufwendige Vernichtungsaktion verhinderte damals Schlimmeres. Bis heute habe man die Verbreitung des Bakteriums verhindern können, heisst es beim Bund. «Glücklicherweise.»