Grünen-Präsident Hölzle: Früher führte er Anti-WEF- Proteste an

Freitag ist Papatag. Der grüne Grossrat Daniel Hölzle ist dann zu Hause. Bei vielen anderen Vätern sei das auch so, sagt der Zofinger. «Dann kann man ein Rudel von Vätern bilden, etwas unternehmen.» So auch an einem sonnigen Nachmittag Ende Januar. Der Vater eines zweijährigen Sohnes und einer halbjährigen Tochter trifft sich mit einem befreundeten Vater mit Kindern an einem Schlittelhang oberhalb von Brittau. Dort, wo der 37-Jährige aufgewachsen ist. Hölzle zieht den Bob mit seinem Sohn den Hang hinauf und saust gemeinsam hinunter. Wieder und wieder. Ein kleines Stück Freiheit des Teilzeithausmanns.

Früher nahm sich Hölzle, der im Herbst für den Nationalrat kandidiert, noch ganz andere Freiheiten heraus. «Ich war ab 16 aktiv in der globalisierungskritischen Bewegung.» Er ging an Anti-WEF- und Anti-G7-Proteste. «Ich habe Demonstrationen mitorganisiert, war damals in der Szene sehr gut vernetzt.» Mit 18 Jahren zog er für eine Chemikantenlehre nach Basel. Das sei ein guter Grund gewesen, von zu Hause auszuziehen. «Ich musste in dieser Zeit ausbrechen.» Er war in Basel in besetzten Häusern unterwegs, war auch unter den Mitgründern des autonomen Kulturzentrums Lakuz in Langenthal und hat in verschiedenen Punkrock-Bands Gitarre gespielt. In dieser Phase wurde Hölzle bei der einen oder anderen Demonstration von der Polizei verhaftet. «Doch das Strafregister ist schon lange wieder leer», versichert er und lacht dabei.

Seit zehn Jahren bei den Grünen

Politische denkend sei er schon im Schulalter gewesen, sagt Hölzle. «Der Klimawandel hat mich schon immer beschäftigt.» Auch mit der Atomkraft sei er nie glücklich gewesen. Nach einigen wilden Jahren mit Tränengas und Gummischrot trat er dann vor zehn Jahren der Grünen Partei bei. «Es wurde schnell klar, dass man nur mit der ausserparlamentarischen Opposition nicht weiterkommt.»

Zu den Grünen ging er wegen der Umweltthemen, die ihn gerade als Naturwissenschaftler sehr beschäftigen. «Kompromisse bringen uns bei der Bewältigung der Klimakrise nicht weiter. Dafür haben wir zu lange getrödelt.» Das letzte Mal in einem Flugzeug sass er 2015 noch vor der Geburt des ersten Kindes, als er mit seiner Frau, einer Chirurgin, nach Guadeloupe flog. «Meine Frau würde gerne mal in die Ferien fliegen. Das kann sie, aber ohne mich.» Lieber bewegt sich Hölzle in den Ferien auf dem Wasser. Bevor er Kinder hatte, ging er oft auf Segeltörns in Kroatien. «Eine Woche auf der Segeljacht ist die beste Medizin zum Runterfahren», so Hölzle.

Schon im Elternhaus politisiert

Aufgewachsen ist er in Brittnau. Der Vater war Geschäftsmann und in der FDP, die Mutter Hausfrau und sozial sehr engagiert. «Wir hatten heftige Diskussionen am Esstisch.» Nach seiner Lehre in Basel hat Hölzle an der Fachhochschule Chemie studiert und dann fünf Jahre in der Klebstoffentwicklung gearbeitet. Dann machte er noch den Master in Chemie an der Uni Freiburg. «Ich wollte dort auch mein Französisch verbessern, was leider nicht so gut klappte», lacht Hölzle. Erfolgreicher war dann die anschliessende Lehrerausbildung.

«Ich gab schon früher gerne Nachhilfe und erhielt gute Feedbacks», sagt Hölzle. Der Beruf habe ihn gereizt, obwohl er «sich als Schüler noch in den Kopf geschossen hätte, wenn er gewusst hätte, dass er mal Lehrer wird», wie er selbst sagt. Heute ist er Schulleiter der Oberstufe Brittnau und unterrichtet dazu noch an der Real Brittnau und an der Berufsschule Aarau.

Auch in der Politik hat er eine Führungsrolle übernommen, ist seit 2016 Präsident der kantonalen Grünen. Er musste dabei Krisen managen, wie jene um den Rücktritt von Nationalrat Jonas Fricker. Erfreulicher waren aber das Volks-Nein zur Abschaffung der Grundbuchabgaben kurz nach Amtsantritt und dass die Bevölkerung immer wieder den Bildungsabbau bremste.

Mehr Mühe mit Führung hatte Hölzle beim Thema Armee. «Das Militär und ich sind inkompatibel», sagt er. «Es war für das Militär und mich besser, dass ich Wehrplichtersatz bezahlt habe. Dafür bin ich nun bei der Feuerwehr. Das ist eine sinnvolle Aufgabe und verhindert, dass ich fett werde – hoffentlich.»