
In den Regierungsrat will Benjamin Giezendanner dann mit 50
Serie zu den regionalen Kandidaten
In diesem Jahr stehen die nationalen Wahlen an. Gewählt wird am 20. Oktober 2019. In loser Folge wird das Zofinger Tagblatt in den nächsten Wochen und Monaten die Kandidatinnen und Kandidaten der verschiedenen Parteien aus unserer Region porträtieren.
Auf dem Gelände der Giezendanner AG in Rothrist stapeln sich die Frachtcontainer. Eine SBB-Lok rangiert gerade ein paar Bahnwagen. Vom geräumigen Büro im dritten Stock hat Benjamin Giezendanner den Überblick. Früher sass hier Vater Ueli, doch dieser hat vor gut drei Jahren Platz gemacht und zog in ein kleineres Büro. Den Platz des Vaters würde der Junior gerne auch im Nationalrat übernehmen.
Er werde nicht gerne mit dem Vater verglichen, sagt Giezendanner. «Ich hätte mir gewünscht, zwischen seinem Abgang und meinem möglichen Antritt im Nationalrat vier Jahre verstreichen zu lassen.» Doch der Zeitpunkt für eine Kandidatur sei nun passend und bei all den Rücktritten bisheriger Nationalräte seien die Chancen einer Wahl intakt.
Plötzlich schaut Vater Ueli kurz ins Büro, erzählt in seiner typisch engagierten Art eine Geschichte von einem Transporteur, bei dem etwas mit der LSVA schieflief, der jetzt viel Geld nachzahlen müsse. Er habe Finanzminister Ueli Maurer gerade einen Brief geschrieben, sagt der Noch-Nationalrat. Man müsse zu den kleinen Firmen schauen. Da sind sich Vater und Sohn einig.
Wenn man die beiden sprechen hört, mit Freude, mit Engagement, kann man sich den Vergleich halt doch nicht verkneifen. Die Faszination für die Politik wurde dem Junior in die Wiege gelegt. «Am Familientisch wurde viel politisiert.» Der Vater war damals in der Autopartei, die Mutter vertrat eher die Linie der FDP. «Ich landete bei der SVP und fühlte mich sofort heimisch.»
Mittlerweile hat er seine politischen Sporen im Grossrat abverdient, in dem der 36-Jährige schon seit 17 Jahren sitzt. 2017 war er gar Grossratspräsident. Es sei langsam an der Zeit, neuen Kräften Platz zu machen. «Ich werde für die nächste Legislatur wohl nicht mehr antreten.»
Giezendanner hat für seine politische Laufbahn einen klaren Plan: «Zwölf Jahre Nationalrat, dann hätte ich meine politische Lehrzeit wohl endlich abgeschlossen.» Ausser es kommt dann noch eine Chance für ein Exekutivamt. «Das Amt als Regierungsrat würde mich mit 50 schon noch reizen», sagt Giezendanner selbstbewusst und doch mit einem befreienden Lachen.
Der Aufwand für alles sei aber schon gross, sagt Giezendanner. Die Familie mit zwei kleinen Kindern, die Firma, die Ämter. Zum Glück sei das Militär, wo er es zum Hauptmann brachte, langsam vorbei. «Ich habe mit rund 850 Diensttagen meine Pflicht erfüllt.» Zu kurz kommt bei Giezendanner derzeit der Sport. Ab und zu schafft er es, aufs Bike zu steigen. Zur Arbeit fährt er aber mit dem Auto, obwohl er in Rothrist wohnt.
Zu Hause hat die Frau alles im Griff. Und der Schwiegervater hütet oft die ältere Tochter (3). Sie pflegen ein traditionelles Familienmodell. Von einem staatlichen Vaterschaftsurlaub hält Giezendanner nichts. «Man kann ja Ferien nehmen.» Und Teilzeitstellen sollen Unternehmen anbieten, wenn das Bedürfnis da ist.» Das gebe es bei ihnen im Büro auch. Bei den Fahrern sei das aber kein Thema. «Keiner ist bereit, seinen geliebten Lastwagen zu teilen.»
In Bern würde Giezendanner die Stellung der kleinen Betriebe stärken. «Ich bin Gewerbler mit Leib und Seele.» Belastet würden immer die Gleichen, die KMU. «Wir sollen künftig für Technologie-Firmen zahlen, die künftig ihre Forschung von den Steuern abziehen können.»
In der Firma Giezendanner lief es auch nicht immer rund. Der Vater habe vor über 20 Jahren die Firma aufgrund der hohen staatlichen Abgaben verkauft. «Und später haben wir sie zu dritt zurückgekauft», so Giezendanner. Der Vater, der ältere Bruder und er selbst. Es seien harte Jahre gewesen. «Aber die Geschichte ist für den Vater schön.» Über zehn Jahre lang waren Benjamin und Bruder Stefan beide in der Firma. «Doch der Betrieb war nicht gross genug für zwei Chefs», sagt Giezendanner. «Wir sind zwei Alphatiere, beide militärisch geprägt.»
Der Bruder habe sich dann entschieden, die Geschäftsleitung der Mittelland Transport AG zu übernehmen. «Nach dem Knatsch hat sich unsere Beziehung wieder stark gebessert.»
Nach einem schwierigen Jahr 2017 lief es bei Giezendanner Transport im vergangenen Jahr wieder besser. «Dank des tiefen Wasserpegels des Rheins konnten wir einen Teil der Verluste aus dem Bahnunterbruch in Raststatt wieder einfahren.» Dank der höheren Preise auf der Schiene. Und dort ist Giezendanner mit seinem kombinierten Frachtverkehr zu Hause. Darauf setzt Vater Ueli, der die Firma 1972 übernahm, schon seit 1984. Heute beschäftigt die Giezendanner-Gruppe über 200 Mitarbeiter. Und mit diesen pflegt der Chef einen guten Kontakt.
Draussen auf dem Hof steigt Silo-Fahrer Hansueli gerade aus seinem frisch geputzten LKW. «So saubere Felgen hat um diese Jahreszeit sonst kaum einer», lobt Giezendanner.
