
«Heiniger Abend» in der kleinen Bühne: «So sets ebe gäng sy»
Ausser dem Berndeutsch haben Mani Matter und Tinu Heiniger noch anderes gemeinsam. Beide schrieben tiefgründige, gedankenvolle und gleichzeitig witzige Lieder und beide finden Nähe und Verbindung mit dem Publikum und umgekehrt. Dieses Jahr war Gerhard Tschan als Partner zum Heiniger Abend eingeladen. Sie ergänzten sich vorzüglich. Während Gerhard Tschan eher sein schauspielerisches Talent mit Grimassen und Körpersprache einbrachte, waren es bei Tinu Heiniger der Umgang mit Klarinette und Gitarre und die rührselige Stimme, die das Publikum faszinierten und in den Bann zogen. Anfänglich stand Gerhard Tschan allein auf der Bühne, führte den Mikrophontest durch, sprach über Glöggelifrösch, erzählte von sich und Heiniger, zeigte einige Beispielen von sich selber und kam dann auf die Musik zu reden. Er selber ist ein hervorragender Handorgelspieler und bringt es sogar fertig, gleichzeitig die Mundharmonika zu blasen. Dann imitierte mit aller ihm zur Verfügung stehenden Mimik (und deren Kapazität ist enorm) seinen Partner Heiniger. «Im Ämmital hesch nie Ruh», meinte er, und machte die entsprechenden Grimassen dazu, worin er Meister ist. Nun kam auch Tinu Heiniger mit der Klarinette herbei, bliess streng im Rhythmus einen schleppenden und plärenden Blues und flehte «gang noni hei, gäll blyb no chli». Beim Publikum konnte jedoch von Heimkehr keine Rede sein. Heiniger griff zur Gitarre, erzählte die romantische Geschichte «wo mer am Meer si gsy», erzeugte im Spiel rollende Wellen und Gerhard Tschan fügte auf dem Akkordeon das Rauschen hinzu. Tschan erzählte von Weihnachtsfeiern, Heiniger schwärmte auf der Gitarre vor sich hin, begann verträumt «O du fröhliche» zu spielen, erklärte «mer näh was chonnt, es chonnt scho guet» und begann sorgfältig die Gitarre zu stimmen. Das regte Tschan auf: «Was soll das? Die Stimmung ist doch schon da!» Dann rief er zur Einkehr in der Adventszeit auf, ein Begriff, der leider häufig falsch verstanden werde. Offenbar auch von ihm selber. Leicht beschwipst sprach er von der Reinigungskraft des klaren Wassers innen und aussen, man müsse es nehmen und wieder gehen lassen. Schliesslich verwechselte er noch die Topfkollekte mit einer Tropfkollekte.
Besinnliches aus dem lieben Ämmital
Tinu Heiniger und Gerhard Tschan haben ihre Wurzeln im Emmental und ihr Gedankengut gleicht jenem von Gotthelf. Nach der Pause zählte Tinu Heinger die Namen des Alpenpanoramas von der Schrattenfluh bis zur Blüemlisalp auf, die man von den Höhen des Emmentals aus sieht, sowie die Namen der Dörfer in Berg und Tal. Das musikalische Ämmital wolle er widergeben und liess hören, was er darunter versteht, zum Beispiel wenn die Kartoffelernte besungen oder im Tal breit gmäiht wird. Gerhard Tschan nahm Kontakt mit oben auf, von wo er mit tiefer Stimme Antworten erhielt. «Es set gäng e so sy» lautete das Fazit, Ämmital könne überall sein, man müsse dankbar dafür sei. Der «Heiniger Abend» endete mit Liedern, die mit Jodel und Jutz versehen waren und wo Tinu Heiniger hör- und sichtbar seine ganze Seele hineinlegte. Zum Schluss tröstete er die Zofinger Bevölkerung damit, dass es im Ämmital schon mehrmals solche Überschwemmungen wie im Juli in Zofingen gegeben habe. Einmal sei ein Knabe aufgeregt zum Vater gelaufen, weil er im Überschwemmungsgebiet einen Hut im Wasser treiben sah, da müsse jemand ertrunken sein. «Chasch deiche, Bueb, Chregu mähjet be jedem Wetter» sei die Antwort gewesen.