
Hier wächst zentnerweise legaler Hanf
Legaler Wirkstoff: Cannabidiol (CBD)
In der Hanfpflanze (Cannabis) finden sich über 80 sogenannte Cannabinoide. Der wichtigste und auch bekannteste Wirkstoff ist Tetrahydrocannabinol (THC). Dieser ist für die psychotrope Wirkung von Cannabis verantwortlich und ist in der Schweiz als verbotenes Betäubungsmittel eingestuft. Der zweitwichtigste Wirkstoff, das Cannabidiol (CBD), weist keine psychoaktive Wirkung auf und wird daher nicht durch das Betäubungsmittelgesetz erfasst. Aufgrund dessen dürfen Cannabisblüten, die einen hohen Anteil an CBD und weniger als ein Prozent THC aufweisen, legal verkauft und erworben werden. (lae)
In der kalten Winterluft liegt ein leicht ungewöhnlicher Duft. Dieser ist aber das einzige Indiz für das, was sich im Untergeschoss einer Mehlsecker Gewerbeliegenschaft befindet. Die Spur des Geruchs führt zu einem hell beleuchteten Raum. Inmitten der blendenden Lichterflut und umgeben von kleinen grünen Pflänzchen steht der 41-jährige Marjan Pesov. In seinem weissen Laborkittel hegt und pflegt er nicht etwa Lilien, Rosen oder Tulpen, sondern die Stecklinge legaler Hanfpflanzen, sogenannten CBD-Hanf.
Die Faszination für das eigentliche Unkraut habe er schon lange. Getraut, die Leidenschaft zum Beruf zu machen, hat er sich aber erst vor rund drei Jahren, als er die swiss hemp Hinterland GmbH gründete – eine auf die Züchtung und den Anbau von CBD-Hanf spezialisierte Firma.
Gezüchtet wird in der eigenen Indoor-Produktionsstätte. Nach der dreimonatigen Aufzuchtphase baut Pesov die selbst veredelten Stecklinge in Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten auf deren Äckern an. «Zuerst sind die Bauern etwas skeptisch», sagt Pesov. Doch der ehemalige Versicherungsvertreter versteht es, die Vorbehalte zu beseitigen und das Interesse zu wecken: «Mittlerweile ist der CBD-Hanfanbau in der Landwirtschaft ein grosses Thema.» So konnte er bereits Pachtverträge für insgesamt 50 000 Quadratmeter abschliessen. Diese beträchtliche Fläche teilt sich auf die Regionen Seetal, Rottal und Wiggertal auf. Die geografische Distanz zwischen den Regionen sei dabei bewusst gewählt und diene dem Schutz vor extremen Wettereinflüssen: «Denn wenn es hagelt, so hagelt es meistens nicht in allen drei Regionen.»
Ist die Gefahr von den vom Himmel herabpreschenden Eisklumpen und den sonstigen Natureinflüssen überstanden, kann der Hanf-Unternehmer seine Pflanzen nach vier Monaten ernten. Nach dem acht bis zwölftägigen Trocknungsvorgang resultieren pro Hektar bis zu 800 Kilogramm getrocknete Blüten.
Strikt festgelegte Anforderungen
Dass die Hanfblüten überhaupt in den Vertrieb gelangen, hat Marjan Pesov strikt festgelegte gesetzliche Anforderungen zu erfüllen: «In der Schweiz ist es so, dass wir in der Produktion von CBD-Hanf nicht mehr als ein Prozent THC haben dürfen.» Anders der CBD-Gehalt: «Je mehr, desto besser», lautet hier die Faustregel. Denn je höher der CBD-Gehalt ausfalle, desto mehr Extraktionsmasse bleibt übrig. Das wiederum hebe das eigene Produkt von jenem der Konkurrenz ab. Wird aber der THC-Maximalwert überschritten, droht laut Pesov das Horrorszenario: die Vernichtung der gesamten Ernte.
Die Überprüfung dieser entscheidenden Werte erfolgt in externen Labors. Zu Dokumentierungszwecken werden die Ergebnisse sauber archiviert. Nur so könne man die erforderlichen Standards und die notwendige Professionalität, insbesondere gegenüber den Grossabnehmern aus der Pharmaindustrie und der Tabakbranche, gewährleisten, sagt Pesov. Nennenswertester Grossabnehmer ist die «Heimat»-Manufaktur am Bodensee, welche die erste Tabak-Hanf-Zigarette der Welt produziert.
Verdreifachung der Produktion
Überzeugt von der Qualität seines CBD-Hanfes verspricht sich der in Nebikon aufgewachsene Pesov einiges von der Zukunft: «Mein Ziel ist es, einer der grössten CBD-Hanfproduzenten der Schweiz zu werden.» Konkret will er die Produktion verdreifachen und weitere Grossabnehmer hinzugewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, ist er ständig auf der Suche nach neuen Produktionsflächen.
Wieder an der kalten Winterluft zeigt er auf die umliegenden Ackerflächen und merkt erwartungsvoll an: «Im Sommer könnte hier überall CBD-Hanf wachsen.»

