«Hirnlose Aktion»: Wer Haut zeigte, kam im Badener Club LWB billiger rein

Die Betreiber des Löschwasserbeckens lassen sich immer wieder Besonderes einfallen. Letzte Woche trat der deutsche Rapper Sido auf – der Club war dank des Superstars ausverkauft. Und auch die Party, die gestern Freitagabend im LWB stattfand, gab bereits im Vorfeld zu reden.

Wer im Dresscode «normal» erschien, bezahlte 18 Franken Eintritt; wer hingegen «sexy» auftauchte, musste nur 10 Franken bezahlen. «Ladies, werft Euch in die heissesten Outfits und kommt vorbei an die exklusive ‹Shades of LWB› Party», schrieben die Veranstalter auf ihrer Website.

Wer Haut zeigt, muss weniger Eintritt bezahlen – darf man in Zeiten, in denen über Gleichstellung, Sexismus und «MeToo» diskutiert wird, auf diese Weise um Partygäste werben?

«Nein», findet die bekannte Feministin und Buchautorin Julia Onken. Sie spricht von einer «hirnlosen» Aktion: «Natürlich steckt dahinter das Ziel, wirtschaftlichen Profit zu erzielen. Aber das könnte man auch fantasievoller und nicht so plump zu erreichen versuchen.»

Gerade in Zeiten von «MeToo» und Diskussionen über sexuelle Übergriffe könne sie den Aufruf nur als «dumm» bezeichnen. «Es handelt sich um ein billiges Lockvogel-Angebot auf einer sehr primitiven Ebene.» Der Aufruf an die Frauen, möglichst sexy zu erscheinen, sei auch eine Attacke auf die Männer.

«Man lädt Frauen ein, möglichst sexy zu sein und sich erotisch zu geben, um die hormonelle Beunruhigung der Männer zu stimulieren.» Wenn diese dann auf die entsprechenden Reize – unter Umständen zu offensiv – reagieren würden, seien die Männer dann die Schuldigen. «Gerade in der aktuellen Debatte wäre etwas mehr Sensibilität angebracht gewesen», fordert Julia Onken.

Feri: «Finde Aufruf irritierend»
«Das Wort ‹sexy› war bei uns im Team auch Thema und wir haben das lange diskutiert. Wir kamen zum Schluss, dass es unproblematisch ist», sagte LWB-Betreiber Dano Dreyer wenige Stunden, bevor die Party über die Bühne ging.

Der Aufruf an die Frauen, doch möglichst sexy an die Party zu kommen, habe sich aber vor allem auf den ersten Teil der Party von 21 bis 23 Uhr bezogen, als die weiblichen Gäste in den Genuss einer Sextoy-Beratung kamen. In diesen zwei Stunden würden sich ausschliesslich – sowohl bei den Gästen wie auch bei den LWB-Angestellten – Frauen im Club befinden, betonte Dreyer. «Damit wollten wir verhindern, dass es nur im Ansatz zu ‹MeToo-Situationen› kommen kann.»

Ganz anders sieht das die Wettinger SP-Nationalrätin Yvonne Feri, langjährige Präsidentin der SP-Frauen und unermüdliche Kämpferin für Frauenrechte. Sie finde es in Anbetracht der Gleichstellungsdebatte «irritierend, wenn Frauen dazu aufgefordert werden, sich aufreizend zu kleiden, um so von einem vergünstigten Eintritt profitieren zu können».

Und sie fragt: «Wer beurteilt das Aussehen, welches sehr persönlich und individuell gewertet wird?» Werde der Begriff sexy an der Party so ausgelegt, dass die Frauen beispielsweise viel Haut zeigen müssten, sei dies problematisch. Denn der Aufforderung, sich sexy zu kleiden, folge oft der Vorwurf, «dass die Frauen sich nicht wundern müssen begrapscht zu werden, wenn sie sich so aufreizend kleiden».

LWB: «Eher als Gag gedacht»
Dano Dreyer stellte vor der Party klar: Auch eine Besucherin mit Wollpullover und rotem Lippenstift könne das Kriterium erfüllen, um acht Franken billiger in den Club zu gelangen. «Das Ganze ist eher als Gag gedacht, und wir sind da sicher auch kulant», so Dreyer.

Und ganz wichtig sei, dass die Besucherinnen nicht von männlichen Eingangskontrolleuren, sondern von zwei Frauen begutachtet würden. «Damit wollten wir verhindern, dass es zu anstössigen Bemerkungen oder herabwürdigenden Situationen kommt», sagt Dreyer.

Die männlichen Partybesucher wurden gestern Abend übrigens erst ab 23 Uhr ins LWB gelassen. Und auch sie kamen billiger in den Club. Dann nämlich, wenn sie Krawatte oder Fliege trugen. Dreyer stellt nochmals klar, dass der Aufruf vor allem den ersten Teil der Party betraf, wo die Frauen unter sich waren und wo schöne, sexy Outfits zu einem passenden Ambiente beitragen sollten.

Eines könne er aber mit Garantie festhalten: «Das LWB ist für alle weiblichen Besucherinnen ein sicherer Ort. In Sachen sexuelle Belästigung gibt es absolut keinen Graubereich. Bei den geringsten Anzeichen intervenieren wir und stellen die Fehlbaren vor die Türe.»

von Martin Rupf und Pirmin Kramer — Schweiz am Wochenende