Hohe Leerwohnungsziffer: Mieter wechseln öfters die Wohnung und suchen etwas Besseres

3296 Wohnungen und Einfamilienhäuser standen am 1. Juni im Kanton Luzern leer (wir berichteten). Die Leerwohnungsziffer hat laut Lustat Statistik Luzern mit 1,66 Prozent eine Rekordmarke erreicht. Viel freien Wohnraum gibt es vor allem in der Agglomeration der Stadt Luzern sowie in unserer Region. Im Unteren Wiggertal ist die Leerwohnungsziffer auf 2,54 Prozent angestiegen (plus 0,18 Prozent). Zur Region zählen Altishofen, Dagmersellen, Egolzwil, Nebikon, Reiden, Wauwil und Wikon. 

Die Gemeinde Reiden liegt mit einer Leerwohnungsziffer von 3,91 Prozent erneut über dem Wert der Region. 129 Wohnungen oder Häuser waren im Juni nicht vermietet. Die Ziffer ist damit wieder angestiegen, nachdem sie 2019 auf 3,58 Prozent gesunken war. Der Rekord lag 2018 bei 4,15 Prozent. 

Bautätigkeit in Reiden hat noch kein Ende 

Aufgrund von Ferienabwesenheiten war es gestern schwierig, jemanden von Gemeindeseite zu möglichen Gründen zu befragen. An der Einschätzung von Gemeindepräsident Hans Kunz vom letzten Jahr dürfte sich aber nicht viel geändert haben. Befragt zur hohen Leerwohnungsziffer, wies er damals auf die intensive Bautätigkeit der Pensionskassen hin, die viele Wohnungen «auf Halde» bauen würden. Die Gemeindeversammlung von Reiden habe vor Jahrzehnten zu viel Bauland eingezont. Dies sei auch ein Grund für die vielen Neubauten, gab der Gemeindepräsident zu bedenken. Korrigiert werden kann diese Entwicklung teilweise mit den Rückzonungen im Rahmen der Ortsplanungsrevision, die 2021 starten soll. Andreas Wapf von der Truvag Treuhand AG sagt, in der Corona-Zeit sei es bei Vermietungen und Verkäufen sehr ruhig gewesen. «Jetzt läuft wieder viel mehr», beurteilt er den Immobilienmarkt von Reiden. «Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist gross bei den von uns verwalteten Häusern. Durch das grosse Wohnungsangebot besteht eine höhere Mieterfluktation.» Viele Mieter wechselten die Wohnung wegen den Vorteilen einer anderen Wohnung. «Wenn eine Wohnung zum Beispiel mit dem Lift erschlossen ist, kann das Grund für einen Wechsel sein.» Neue Wohnungen liessen sich zudem besser vermieten als ältere Objekte. 

Die Mietpreise sind nicht gesunken  

Zudem lockten Vermieter mit «Zückerchen» wie einer ersten geschenkten Wohnungsmiete. In städtischen Gebieten werde sogar ein Zustupf an ein öV-Abo oder gar E-Bikes verschenkt, um eine Wohnung abzubekommen. «In unserer Gegend ist das aber nicht üblich», sagt Andreas Wapf. 

Dennoch profitieren die Mieter und Mieterinnen nicht vom Überangebot. Der Immobilienfachmann meint, es habe sich im Vergleich mit 2019 nicht viel geändert. Auch seien die Mietpreise nach seiner Beobachtung nicht gesunken. 

40 Wohnungen auf Homegate und Häuser stehen zum Verkauf 

Auf Homegate.ch waren gestern in Reiden 40 Wohnungen zur Vermietung ausgeschrieben. Von Studios bis zu 4-Zimmer-Wohnungen ist alles zu finden. Die Mietpreise sind eher günstig. Beispielsweise ist ein Studio in einem Wohnhaus von 2007 an der Walkestrasse ausgeschrieben, in dem man bereits für 500 Franken monatlich wohnen kann; Nebenkosten sind keine aufgeführt. 

Eine 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon an der Oberdorfstrasse mit 50 Quadratmetern kostet 730 Franken netto, mit Nebenkosten 890 Franken. «Die gemütliche Kleinwohnung hat ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis», heisst es ausdrücklich im Inserat. In der grossen Wohnüberbauung Parkweg – ein häufiger Kandidat auf den Vermietungsplattformen – sind momentan drei Wohnungen ausgeschrieben; zwei 2,5- und eine 3,5-Zimmer-Wohnung. 

Zum Kauf stehen zurzeit zwei Wohnungen an der Rainlihalde. «Moderni 3,5-Zimmer-Eigetumswohnige met Wiitbleck a attraktiver Wohnlag», heisst es – auf Mundart – im Inserat. Auch einige Einfamilienhäuser stehen zum Verkauf. Gestern fanden sich einige Objekte im Netz. 

Eine Immobilienfirma bietet in Richenthal ein schmuckes Haus mit zehn Zimmern und 230 Quadratmetern für 1,1 Millionen Franken an. Halb so gross, 149 Quadratmeter, ist ein Objekt, dass mit «Über den Dächern von Reiden» und als «Familienparadies» angepriesen wird. Das Einfamilienhaus mit 6,5 Zimmern und einem Garten ist für 980 000 Franken zu haben. (ben)