«Ich dachte, ich schreibe nie mehr einen guten Song» – VIDEO

Kunz hat richtig gute Laune. Er hat auch allen Grund dazu. Mit «Förschi» meldet sich der Luzerner Sänger und Songwriter zurück aus seiner kreativen Pause. Dass in diesem Jahr so einiges «förschi» gegangen ist, spiegelt sich auch in seinem neuen Werk wider. Das Album ist bunt geworden. «Es ist von allem ein bisschen etwas dabei», sagt Kunz anlässlich seines Besuches im ZT-Medienhaus. Gepackt hat der Künstler auch viel positive Energie in das neue Album, die er im vergangenen Jahr getankt hat. «Letztes Jahr haben wir nicht viel gespielt. Ich habe mir Gedanken gemacht, bin viel gereist, es hat sich auch viel geändert in puncto Band», so Kunz. Es war eine Zeit des Umbruchs mit vielen Veränderungen: «Wir haben die Band vergrössert, haben den Produzenten gewechselt und in meinem privaten Leben ist auch so einiges gegangen.» Er habe versucht, diese Veränderungen in eine positive Energie umzuwandeln und in die Musik zu packen.

Mit dem Bus auf 4500 Meter

Ideen für neue Songs kommen Kunz vor allem, wenn er unterwegs ist, dann sprudle es einfach, so auch dieses Mal. «Ich war in Südamerika und bin in die Anden gefahren in einem kleinen Bus bis auf 4500 Meter. Das kann man sich fast nicht vorstellen, es wirkt auf einen wie ein unendlich langer Pass. Man stelle sich den Grimsel vor und nehme diesen mal fünf. Dort habe ich begonnen die Songs zu schreiben, und dort ist auch ‹Tanzbär› entstanden.»

Das Album «Förschi» ist gewohnt folkig umgesetzt, aber es ist auch eine Entwicklung erkennbar. Neu sind jetzt auch Bläser in Kunz Musik zu hören. «Es ist wichtig für die Band, aber auch für mich und die Fans, dass wir immer wieder etwas Neues machen», sagt Kunz. Es sei schlussendlich Pop-Musik, diese erfinde man nicht neu, so wie man das Rad nicht neu erfinde. Aber etwas auf eine neue Art erzählen, die Musik in ein neues «Kleid» packen, das könne man. Das Ganze bekomme dann wieder neue Energien, «Bläser können der Musik einen extremen Schub geben. Ich hatte das Gefühl, dass wir das brauchen und dass das genau das Richtige ist. Daher habe ich bereits beim Schreiben die Bläser spielen gehört.»

In der Vergangenheit habe er viele Songs zusammen mit Georg Schlunegger von Hitmill geschrieben, dieses Mal wollte er alle Lieder komplett selber schreiben. «Ich wollte niemanden dabei haben, der mir hilft. Ich wollte meinen Kopf durchstieren, es alleine durchziehen», sagt Kunz. «Allerdings ist das auch eine grosse Herausforderung, wenn du die Songs niemandem zeigen kann. Du zweifelst sehr viel. Es gab Tage, da habe ich Songs am Klavier eingespielt, die ich dann am Abend wieder verworfen habe», führt er aus. Es gab daher durchaus Momente, in denen er am Verzweifeln gewesen sei: «Ich dachte, ich schreibe nie mehr einen guten Song. Aber schlussendlich ist es dann doch noch gut gekommen.»

Unromantisches Liebeslied

Über kein anderes Thema wurden wohl so viele Songs geschrieben wie über die Liebe. Kunz hat allerdings für die Single-Auskopplung «L.I.E.B.I.» einen etwas spezielleren Ansatz gewählt. «Ich wollte erzählen, was Liebe überhaupt ist. Es ist ein chemischer Prozess im Gehirn. Das ist zwar sehr unromantisch, aber auch megainteressant. Ich habs gegoogelt, fands geil und habe dann einen Song darüber verfasst», beschreibt er die Entstehung des Songs. Jeder, der länger in einer Beziehung sei, wisse, dass es nach Jahren zwar immer noch megaschön, aber nicht mehr so romantisch sei, wenn man am Morgen nebeneinander aufwache. Zu den klassischen Liebesliedern gehört das Lied «s Grösste». «Ich hüte mich jeweils davor, Liebessongs zu schnulzig zu machen. Wenn ich verliebt bin oder Liebe spüre, dann ist das so eine Freude, eine positive Energie, die daraus hervorgeht. Liebe ist einfach ein geiles Gefühl», so Kunz.

Kunz 2.0: Moderner und hipper

Neu ist auch, dass Kunz im Vorfeld des Albumreleases Videos – zu finden unter www.kunzmusik.ch – gedreht hat, in denen auf witzige Art und Weise thematisiert wird, mit was für Problemen er und seine Crew sich herumschlagen müssen. Ein Punkt sei beispielsweise, «dass wir nicht von vielen Radios gespielt werden – leider». Er und seine Crew hätten Lust gehabt, für einmal eine andere Art von Promo-Arbeit zu machen als die gängige. «Wir wollten einen Blick hinter die Kulissen gewähren, haben das Ganze ein bisschen witzig verpackt und nehmen uns selber dabei nicht ganz ernst.» Im Fokus dabei: Kunz 2.0. Jünger, hipper, moderner.

Apropos modern: Etwas ernster wird es, wenn es um den Verkauf von CDs und um Streamingdienste geht. Kunz selber nutzt Spotify gerne. «Das Spotify-Ding ist megaangenehm, du hast Zugang zu all der Musik. Allerdings finde ich den Verteilschlüssel nicht fair, was die Leute bezahlen und was der Künstler erhält», führt er aus. Bei einer CD habe der Künstler jeweils mehr Geld erhalten. Es sei eine Grundsatzfrage: «Will man als Gesellschaft, dass immer weniger Unternehmen wie Google oder Spotify megaviel Geld verdienen und Künstler immer weniger oder umgekehrt.»

Ein Thema, das hingegen Kunz wieder strahlen lässt, ist das Heitere Open Air, an dem er dieses Jahr am Sonntag, 11. August mit seiner Band auftritt. «Ich war mit 15 Jahren das erste Mal am Heitere. Danach – mit zwei, drei Ausnahmen – 15 Jahre immer», sagt Kunz. Er wisse noch genau, wie es gewesen sei, als er das erste Mal auf dem Zofinger Hausberg gespielt habe. «Es war als Auftakt am Freitagabend um 18 Uhr, der Platz war voll und es war eine Riesenparty.» Er freue sich dementsprechend auch auf den diesjährigen Auftritt: «Ich kenne megaviele Leute. Das Heitere ist mein Open Air, es ist wie nach Hause kommen.»

Das Interview mit Kunz führte Radio Inside-Musikchef Daniel Theler