«Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht…»

… ich jedenfalls fühle mich immer wieder sehr unangenehm berührt beim Anblick dieser Plakate mit der schwarz verhüllten Frau, ihrem bösen Blick und unterstrichen mit den Worten «Extremismus stoppen».

Ich frage Sie, die Befürworterinnen und Befürworter der «Burka-Initiative»: Was hat eine der etwa 30 in der Schweiz lebenden Niqab-Trägerinnen mit Extremismus zu tun?

Und wenn ich Argumente zur Unterdrückung der Frau höre; hat eine dieser Frauen Sie um Ihre Hilfe gebeten? Würden Sie bedrohten Frauen aus Saudi-Arabien oder Afghanistan in der Schweiz Asyl gewähren? Setzen Sie sich für Frauenrechte ein?

Mit diesem Plakat werden Frauen wegen eines Stücks Stoff angeprangert und sollen dadurch gesetzeswidrig gemacht werden. Das muss man sich mal vorstellen! Werden hier Niqab-Trägerinnen benutzt? Vielleicht um wieder einmal Unsicherheiten, Ängste und Vorurteile gegen muslimische Mitmenschen zu schüren? Diese Initiative mit ihren Plakaten fördert die Feindlichkeit zwischen den Menschen. Brauchen wir das?

Gerade auch jetzt, in dieser Corona-Krise, in der die Verunsicherungen gross sind, viele Menschen um ihre Existenz bangen, Unterstützung brauchen und sich Unzufriedenheit und Ärger deutlich ausbreiten.

Im Namen der Solidarität müssen wir Masken tragen. Dies lässt uns spüren, was es heisst, das Gesicht zu verhüllen – für einige ein unerträglicher Zwang, für andere gegenseitiger Schutz und Sicherheit.

Gelebte individuelle Unterschiede und Freiheiten sind für uns eine Selbstverständlichkeit und in unserer Schweizer Ge- setzgebung vielfältig verankert. Solche Eingriffe in diese liberale Gesellschaftsordnung finde ich besorgniserregend.

Corina Girell di Giovanoel, Vordemwald