
In Olten werden die alten Züge fit gemacht – so sehen sie aus und das ist alles neu

Aufgepeppt, das falsche Wort: Die SBB nennen das Projekt Rundumerneuerung. Seit 1997 nämlich verkehrt in der Schweiz die IC2000-Flotte, die erste Doppelstockkompositionen, auf dem inländischen Fernverkehrsnetz. 341 Waggons umfasst die Intercity-Flotte. Und sie ist in die Jahre gekommen. Jetzt werden sämtliche Waggons im SBB Werk Olten rundumerneuert. «Made in Olten» so die verbreitete Prämisse unter den vielen Bahnkundigen an der gestrigen Präsentation der Prototypen im Werk Olten. «An Olten kommt man eben nicht vorbei», so der gut gelaunte Gast, Stadtpräsident Martin Wey.
Bis im Jahr 2024 wird das Projekt abgeschlossen sein. Über 120 Spezialisten der SBB stehen dafür täglich im Einsatz. Jeden dritten Tag verlässt ein rundumerneuerter Waggon das Werk. Acht Wochen sind für die Überholung eines solchen veranschlagt. Dann ist er bereit für die nächsten 20 Betriebsjahre, wie die SBB-Verantwortlichen zu verstehen geben.
Vieles neu
Mehr als 300 Millionen Franken investiert die SBB ins Projekt. Dafür erhält der Bahnkunden denn auch eine Menge Extras. Wie Timo Leiser, Leiter Flotte Fernverkehr, am Medienanlass erläuterte, wird das Innendesign der Fahrzeuge heller, gekoppelt mit einem neuen LED-Beleuchtungskonzept. «Alle Wagen erhalten neue Sitzpolster, neue Teppiche. 32 000 Sitze werden demnach neu gepolstert, 40 km Teppich verlegt, über 120 Tonnen Farbe aufgetragen. Und die Steckdosen werden direkt in die neuen Abteiltische integriert.» Das ist aber noch längst nicht alles: Die Businesszone wird mit einem Officebereich erweitert und mit induktiven Flächen zum Laden von Smartphones ausgestattet.
Kaum sichtbar, dafür umso wirkungsvoller auch die Verbesserungsinfrastruktur für den Mobilunkempfang. Grund: Die mobilfunkdurchlässigen Fensterscheiben. Sie stehen auch für die neue Generation wie 5G bereit. «Damit kommen wir einem dringenden Kundenbedürfnis entgegen», so Pressesprecher Christian Ginsig. Besser verbunden mit der Aussenwelt also auch während der IC-Fahrt, möchte man meinen.
Speisewagen: Das war früher häufig ein Reizwort: «Jetzt erscheinen sie in hellem, modernen Ambiente und «werden mit neuen Tischen und Stühlen ausgestattet», wie die SBB-Verantwortlichen zu verstehen geben. Und auch die Familienwagen erfahren eine Verbesserung. Deren WC-Kabinen erhalten neu einen Wickeltisch.
Auch an die Sicherheit der Fahrgäste wird bei der Rundumerneuerung gedacht: Neu sind die Wagen mit einer Fahrgastsprechzelle verbunden, deren Linie «direkt zur Bahnpolizei führt», wie Leiser gegenüber den Medien erklärte. Ferner wurden sehr unauffällig wirkende Brandmeldeanlagen installiert. Und schliesslich folgt die neue Aussenlackierung dem Erscheinungsbild neuerer Züge.
Geduld bis 2024
Noch müssen sich die täglich rund 180 000 Reisenden mit der IC2000-Flotte etwas gedulden. Erst in fünf Jahren wird die ganze Linie rundumerneuert sein. Einige unter ihnen können sich aber freuen. «Wir gehen davon aus, dass ab Herbst 2019 der erste modernisierte Zug auf der Strecke sein wird», so Toni Häne, Mitglied der Konzernleitung SBB.
Wenn per 2024 alle Fernverkehrszüge der SBB in einem neuzeitlichen Gesamtbild erscheinen, werden sie auch mit einem einheitlichen Einsatzkonzept unterwegs sein. Dazu gehören gemäss SBB die vollständige Klimatisierung, die 2/1-Bestuhlung der 1. Klasse sowie Steckdosen in beiden Klassen. Der Zugang erfolgt via Niederflureinstieg. Und in allen Intercity-Zügen fährt dann auch ein Speisewagen mit.



