
In seiner Brust schlagen zwei Herzen
Der Begriff «Langeweile» dürfte in seinem aktiven Wortschatz kaum vorkommen. Marcel Felder ist leidenschaftlicher Fasnächtler und seit gut drei Jahren Präsident der Dagmerseller Guggenmusik Häppereschweller. Dazu spielt er als Goalie beim Zweitligisten EHC Sursee Eishockey, trainiert Juniorenteams und hat Anfang Januar bei einem Start-up-Unternehmen in Luzern eine Stelle als Wirtschaftsinformatiker angetreten.
Wie priorisiert er denn? «Ganz klar: zuerst kommt der Beruf. Danach wird es schwierig.» Felder schmunzelt und holt etwas aus. Er erklärt, wie Eishockey in seiner gesamten Kindheit und Jugend eine sehr wichtige, Fasnacht hingegen überhaupt keine Rolle gespielt habe. Doch dann habe er 2013 als 21-Jähriger mangels Motivation und Perspektiven seine Eishockeykarriere beendet. Gestartet hatte er diese einst beim EHC Sempachersee, zuletzt stand er als dritter Goalie beim NLB-Team SC Langenthal unter Vertrag. Im selben Jahr trat er in die Guggenmusik ein. Er folgte seinen Cousinen zu den Häppereschwellern. «Und dann wurde die Fasnacht für mich immer wichtiger», erinnert er sich.
Inzwischen wohnt der gebürtige Dagmerseller wieder in seinem Heimatort. 2016 wurde Felder zum Präsidenten der Guggenmusik gewählt. Im Herbst 2017 fragte ihn der EHC Sursee an, ob er nicht Lust habe, das Tor zu hüten. Da er das Präsidentenamt zu diesem Zeitpunkt bereits bekleidete, habe er den Verantwortlichen des Hockeyclubs kommuniziert, dass die Guggenmusik Priorität geniesse. Dennoch verzichtet er derzeit kaum je auf einen Hockeymatch zugunsten eines Auftritts mit der Guggenmusik – und ringt darob ein wenig mit sich. «Momentan ist es für mich extrem schwierig, das Ganze zu schaukeln beziehungsweise mit mir selber zu vereinbaren.» Gegenwärtig kämpft Goalie Felder mit dem EHC Sursee um den Verbleib in der 2. Liga. Nach dem Aufstieg 2017 und geglückter Premierensaison verläuft die aktuelle nicht nach Wunsch. Nach vielen knappen Spielen bestreitet er mit dem EHC Sursee nun die Relegationsspiele.
Beim EHCS ist Felder sehr engagiert. Beinahe täglich ist der 26-Jährige in der Surseer Eishalle anzutreffen. Entweder ist er selber abends im Training oder leitet dasjenige der Bambini und Piccolo als Assistenztrainer; am Samstagmorgen ist er auch bei der Hockeyschule dabei. «Der Verein ist mir ans Herz gewachsen – und ich würde gerne weitergeben, was ich selber kann», begründet er sein grosses Engagement.
Während sich die Eishockeysaison langsam dem Ende zuneigt, steht der Höhepunkt der Fasnachtssaison erst noch bevor. Am Fasnachtssamstag steigt jeweils am Nachmittag der grosse Umzug in Dagmersellen, abends dann der Häppereball. Da gibt es stets viel zu organisieren. Umso grösser ist dann die Erleichterung, wenn der Häppereball mal wieder wie gewünscht über die Bühne gegangen ist.
Zeit zum Relaxen hat Felder aber auch nach der Fasnacht nicht. Als Tourplaner stellt er das Programm der nächsten Fasnacht zusammen. Da müsse man sich mit anderen Guggenmusiken austauschen, Termine koordinieren, Abmachungen treffen. Diesen Aufwand nimmt Felder aber nicht als Belastung wahr. «Ich empfinde es sogar ein Stück weit als Entspannung.»
Ganz nach dem diesjährigen Motto der Häppereschweller «Hakuna Matata», das übersetzt aus Suaheli so viel heisst wie «Alles in bester Ordnung» lebt auch Marcel Felder sein Leben. Übrigens auch in Bezug auf die Beziehung mit seiner Freundin Milena Schärli, mit der er aufgrund des engen Terminkalenders nicht allzu viel Zeit verbringt. Hakuna Matata. Zumal die Sache mit den wenigen gemeinsamen Zeiten ja auch nicht ganz richtig ist. Seine Freundin ist ebenfalls Mitglied der Häppereschweller.