Ist der Sommer 2018 heisser als im Hitzejahr 2003? – der Faktencheck

Und doch werden sie derzeit in diversen Medien gezogen. «Wir schlagen sogar das Hitzejahr 2003!», titelte «Blick.ch» am Dienstag. Was ist an der Schlagzeile dran?

Hier kommt der Faktencheck: Der Juli 2018 ist weder wärmer als jener im Jahr 2003, noch waren die erreichten Temperaturwerte in diesem Sommer bisher extremer als vor 15 Jahren. Eugen Wehrli, welcher zwischen 1938 und 2016 das Wetter in der Stadt Aarau registrierte, berichtet auf seiner Website «Aarauer Wetter Rückblende» von einem Temperaturmaximum von 36,2 Grad am 20. Juli 2003. Ein solcher Wert wurde in der Region in diesem Jahr bei weitem noch nicht erreicht. Zum Vergleich: SRF Meteo registrierte am Dienstagabend 32,5 Grad in Würenlingen als Höchstwert für die Alpennordseite. Doch woher nimmt sich der «Blick» die Legitimation für seine Schlagzeile? Fakt ist lediglich, dass es in der Periode zwischen den Monaten April und Juli seit dem Messbeginn anno 1864 im Schnitt noch nie so warm war wie in diesem Jahr – auch nicht im Jahr des Hitzesommers 2003.

Doch man sollte spätestens auf einen zweiten Blick beachten, wann denn der Hitzesommer 2003 seinen Höhepunkt hatte: Das war nämlich in den ersten zwei Augustwochen. Also genau in jener Zeit, welche nicht mehr in die April-Juli-Periode fällt, auf welche sich der «Blick» mit Berufung auf eine Quelle der Meteo Schweiz bezieht. Es macht ausserdem auch nur sehr bedingt Sinn, bei Recherchen in Bezug auf einen Hitzesommer Werte der Monate April und Mai einzubeziehen, welche meteorologisch betrachtet beide in den Frühling fallen.

Die «Blick»-Schlagzeile bezieht sich aber geschickt auf das «Hitzejahr» und nicht auf den «Hitzesommer». Somit ist sie nicht falsch, aber natürlich höchst irreführend. Denn der Begriff «Hitzejahr» ruft im Kopf schliesslich automatisch die Erinnerungen an den extrem heissen Sommer hervor. Damals wurden in Basel 41 Hitzetage registriert. Dies bedeutet, dass die Temperaturen an diesen Tagen Werte von über 30 Grad erreichten. Bis gestern Mittwoch wurden in diesem Sommer sechs Hitzetage gemessen. Somit ist die Anzahl an Hitzetagen aus dem Jahr 2003 schon rein rechnerisch nicht mehr zu erreichen, da der meteorologische Sommer am 31. August endet. Ohne Wenn und Aber falsch ist derweil die Schlagzeile «Dieser Sommer ist heisser als 2003» von «20 Minuten». Man war wohl nicht in der Lage, den Parameter einer Statistik korrekt zu interpretieren.

Wir halten also fest: Der Juli 2018 dürfte ungefähr 1,5 Grad zu warm ausfallen. Trotzdem sind wir temperaturmässig noch weit von 2003 entfernt. Da können manche Schlagzeilen so häufig das Gegenteil hinausposaunen, wie sie wollen – bei der Wetterwahrheit bleiben müssen wir trotzdem. Bemerkenswerter ist da doch die derzeit vorherrschende Trockenheit. Seit dem Jahr 1921 gab es keine April-Juli-Periode mehr, in welcher es so wenig geregnet hat wie in der aktuellen. Diese Statistik sagt dann doch etwas mehr aus, zumal Niederschlagsmengen im Gegensatz zu Temperaturen weniger von der Jahreszeit abhängig sind. Und so dürften sich die Probleme in der Landwirtschaft sowie die Waldbrandgefahr und die Trinkwasserknappheit in den nächsten Tagen noch zuspitzen. Verbreitete Regenfälle sind nämlich bis auf weiteres nicht in Sicht.