
«Je grüner eine Stadt, desto grösser die Lebensqualität»
Auf ihrem alten Damenvelo fährt Michelle Kraljevic zum Interviewtermin mit dem Zofinger Tagblatt in einem Altstadt-Café. Die junge Frau mit den knapp schulterlangen braunen Haaren setzt sich an den Tisch und bestellt einen schwarzen Kaffee. Sie wirkt fröhlich und selbstbewusst, sagt von sich selbst, dass sie extrovertiert sei. Auf den Mund gefallen ist sie jedenfalls nicht. Auf die Fragen der Journalistin weiss sie immer eine Antwort.
Die 24-Jährige aus Mühlethal absolvierte eine Lehre als Mediamatikerin, studiert jetzt Multimedia Engineering in Zürich und stellt sich zur Wahl als Zofinger Einwohnerrätin für die GLP. Bis im Jahr 2019 interessierte sie sich nicht wirklich für die Politik. Zwar sei sie ein Thema gewesen in der Schule, «aber ich empfand die Politik immer als schwerfällig und hatte das Gefühl, dass sie mich gar nicht betrifft», erklärt sie. Politik wurde für Michelle Kraljevic erst 2019 wichtig. Die AHV- und Steuerreform rüttelte sie auf. «Die Frage: ‹Reicht es für uns Junge noch?› war der Auslöser dafür», sagt sie. «Es beschäftigte mich, dass sich jene Generationen, die es am meisten betrifft, am wenigsten für das Thema interessierten.» Gleichzeitig fanden noch die Nationalratswahlen statt. Im Zuge dessen füllte die Mühlethalerin – ihre Grosseltern stammen ursprünglich aus Kroatien – ein Smartvote-Profil aus. Als Partei wurde ihr die GLP vorgeschlagen. Sie trat der Jungen GLP und der GLP bei. Inzwischen ist sie als Co-Präsidentin der JGLP Aargau tätig und auch in Zofingen hat sich ein Grüppchen junger GLP-Leute gebildet.
Die GLP passe zu ihr, findet Michelle Kraljevic. Der Mix zwischen Klimaschutz, offener Gesellschaft und liberaler Wirtschaft entspreche ihrer Ideologie. Sie schätzt an der Partei, dass sie zwischen den Extremen steht und eine gute Debattenkultur herrscht. «Wir hören einander gut zu und debattieren. So entstehen optimale Lösungen», meint sie.
Die GLP Zofingen fragte Michelle Kraljevic an, ob sie für den Einwohnerrat kandidieren wolle. Nun startet die Studentin auf Listenplatz 6 – direkt hinter den Bisherigen – in den Wahlkampf um den Einzug in den 40-köpfigen Zofinger Einwohnerrat. «Ich bin hier in Zofingen aufgewachsen, habe viele schöne Erinnerungen und wohne einfach furchtbar gerne hier», erklärt Michelle Kraljevic ihre Motivation zu kandidieren. «Und ich bin der Meinung, dass die Jungen Verantwortung übernehmen müssen für die Zukunft der Stadt.»
Sie wünscht sich mehr Interaktion in der Bevölkerung
Als Einwohnerrätin möchte sie sich einsetzen für die Digitalisierung. So soll die Bürokratie für die Bürgerinnen und Bürger, wenn sie etwas von der Verwaltung wollen, mehr und mehr verschwinden. «Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung auch vermehrt zwischen den Generationen vermitteln kann», sagt sie. Die freigespielten Ressourcen könne man dann anderweitig einsetzen. Umweltschutz ist Michelle Kraljevic ein grosses Anliegen. «Je grüner eine Stadt, desto grösser die Lebensqualität», ist sie überzeugt. «Darum ist es enorm wichtig, in der Stadt Zofingen grüne Oasen zu erhalten oder zu schaffen.» Als passionierte Velofahrerin ist es ihr weiter wichtig, dass das Velonetz in der Stadt verbessert wird. Und sie hofft, dass Zofingen trotz den Neuzuzügern den Charme einer Kleinstadt bewahren kann. «Schön wäre, wenn es zu mehr Interaktion zwischen den Zugezogenen und den Alteingesessenen geben würde», findet sie.
Als Mediamatikerin und diplomierte Online-Marketing-Managerin durfte sie bei der Gestaltung der Wahlkampagne der GLP Zofingen mithelfen. «Es ist das erste Mal, dass die GLP digital eine Kampagne lanciert», sagt sie. «Es ist spannend zu sehen, wie es funktioniert.» Ihre Wahlchancen kann sie nicht einschätzen. «Die Frage ist, ob die Leute bereit sind, einer jungen Frau eine Chance zu geben.» Sie jedenfalls sei hochmotiviert.
Auch wenn Michelle Kraljevic in ihrem Berufsalltag mehrheitlich digital unterwegs ist, mag sie gewisse analoge Dinge sehr gerne. So führte sie lange noch eine herkömmliche Agenda aus Papier, wünscht sichGeburtstagseinladungen per Post statt via Whatsapp und schreibt gerne von Hand Kurzgeschichten. «Mit diesen verarbeite ich Eindrücke und Erlebnisse aus dem Alltag», erzählt sie.
In ihrer Freizeit klettert die Vollzeitstudentin, die nebenbei Kindern das Programmieren beibringt, oder unternimmt gemütliche Wanderungen. «Da bin ich die Geniesserin», sagt sie und lacht.
Kandidierende auf der Liste der GLP
Anders Sjöberg, Dipl. Chem. Ing. ETH, Dr. sc. tech. nat. 1968, bisher; Adrian Borer, Dr. sc. techn. ETHZ, selbstst. Unternehmensberater, 1962, bisher; Mischa Berner, Dr. iur. Rechtsanwalt, 1981, bisher; Attila Gygax, Ing. FH, Standortleiter, Partner Ing.-Unternehmung, 1983, bisher; Elmar Rollwage, MBA, Leiter Rettungsdienst, 1971, bisher; Michelle Kraljevic, Studentin Media Engineering, 1997, neu; Carla Fumagalli, M.Sc. Psychologie, 1990, neu; Christian Schnider, Chemiker, 1970, neu; Marco De Faveri, Lichtplaner m. Eidg. FA/Aussendienst, 1994, neu; Chantal Scheiber, Kauffrau EFZ, 1956, neu; Marco Krummenacher, Doktorand Physik, 1995, neu; Simone Duarte, lic.iur./Human Ressources, 1965, neu; Jan Kurz, Betriebsök. FH, Spezialist Geschäftskundenverkauf, 1959, neu; Lorenz Solothurnmann, IT- & Unternehmensberater, 1986, neu.