
Jubiläum des Nautischen Clubs: Seit 100 Jahren Stoss um Stoss den Fluss aufwärts



Strandfest Aarburg und
Jubiläum Nautischer Club
Freitag, 26. Juli
18 Uhr Eröffnung Strandfest mit Street Food Market
19 Uhr Jubiläumsfest im Festzelt
21 Uhr Sandra Rippstein und Band
Samstag, 27. Juli
8.30 bis 19 Uhr Schweizer Meisterschaft im Paarfahren
17 Uhr Beginn Strandfest
20.30 Uhr Tanz und Unterhaltung mit «Musikapostel» im Festzelt
20.30 Uhr Show-Fahren auf der Aare
22.30 Uhr Mega-Musik-Feuerwerk
Sonntag, 28. Juli
9 bis 12 Uhr Schweizer Meisterschaft im Paarfahren
11 Uhr Frühschoppen-Konzert mit «Rutishuser & Co»
14.30 Uhr Festakte Schweizer Meisterschaft
Die beiden Wasserfahrer Hermann Scharz und Dominik Keller stacheln dem Ufer entlang flussaufwärts. Der Weidling neigt sich bei jedem Stoss gegen das Ufer hin. Mit kräftigen und synchronen Stössen schieben die beiden das 450 Kilogramm schwere Boot gegen die Strömung der Aare. Dann drehen sie ab Richtung Flussmitte, legen die Stachel ins Boot und schnappen die beiden langen Holzruder und beschleunigen den Weidling in der Strömung Richtung Aarburger Woog. Die beiden fahren für den Arbeiter Wassersportverein (AWS) Birsfelden und trainieren an diesem Nachmittag für die Schweizer Meisterschaften im Paarfahren.
Fast täglich kommen derzeit Wasserfahrer aus der halben Schweiz nach Aarburg zum Trainieren. Denn die Schweizer Meisterschaften werden am kommenden Wochenende zum 100-Jahre-Jubiläum des Nautischen Clubs Aarburg hier auf der Aare ausgetragen. «Wir haben hier in Aarburg eine einzigartige Wettkampfarena», schwärmt Vereinspräsident Michael Pagano. Der Kurs auf der Aare ist anspruchsvoll. «Die Woog fliesst von Minute zu Minute anders.» Mal kommt mehr Wasser den Fluss aufwärts. Mal entleert sich das Widerwasser schnell wieder. «Hier muss man das Wasser gut lesen, um vorne mit dabei zu sein», sagt Pagano. Ein so ausgeprägter Rückfluss sei einzigartig in Europa. «Im Idealfall läuft die Woog rund 300 Meter aufwärts.»
Der Nautische Club hat sich 1919 im Rahmen der sozialdemokratischen Satus-Bewegung von den Pontonieren abgespalten. Schon seit 1947 führt er in den ungeraden Jahren ein Strandfest durch, seit 1951 mit einem Feuerwerk. Das wird auf der Aare gegenüber der Woog gezündet. Als Pagano vor rund 30 Jahren als Bub zum Club kam, zählte er rund 25 Fahrpaare. Heute hat er wie viele andere Vereine mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Derzeit hat der Club rund ein Dutzend aktive Fahrer. «Darum haben wir uns vor einem Jahr im Stand-up-Paddeling ausbilden lassen und bieten dies jetzt auch an», sagt Pagano. So konnte der Club im letzten Jahr 16 Neumitglieder gewinnen. Das Paddeln auf dem Brett sei sehr gut, um das Wasser kennenzulernen. Pagano hofft, dass der eine oder andere Paddler auch mal in den Weidling steigt.
Die Rivalität mit den Pontonieren ist heute kein Thema mehr. «Als ich noch ein Bub war, haben wir noch mit Steinen nach ihnen geschmissen», sagt Pagano. Heute ist man sich freundschaftlich verbunden. Man hat die gleichen Probleme und Interessen. So sind die Pontoniere auch zur Schweizer Meisterschaft eingeladen.
An dieser fährt der Strandfest-OK-Präsident und Gemeinderat Rolf Walser nicht mit. «Da müsste ich mal richtig trainieren», sagt Walser. Er setzt seine Zeit derzeit eher für einen möglichst reibungslosen Ablauf des Festes ein. Am Freitag gibt es einen Street Food Market, der gratis ist. Dazu ein Konzert und einen Festanlass zum Jubiläum im Zelt beim Schulhaus Hofmatt. Am Samstag folgt dann das Strandfest mit Feuerwerk für zahlende Zuschauer. Stolz erzählt Walser, dass man am Aareufer eine Beschallungsanlage in der Grösse eines mittleren Openairs einrichtet. Das halbstündige Feuerwerk werde mit einer musikalischen Choreografie begleitet. «Leider sind immer weniger Leute bereit, den Eintritt von 20 Franken zu zahlen», sagt Walser. Denn so ein Fest brauche auch einiges an Sicherheitsvorkehrungen. Man sei aber bereit.
Die beiden Basler Wasserfahrer steuern den Weidling nun in der Flussmitte zielgenau auf die Stange am unteren Ende der Woog hin, die es zu umrunden gilt. Dann sticht Keller sein Ruder ins Wasser und nutzt es wie ein Steuerruder, um den Weidling zu drehen. Dann geht es einige Meter flussaufwärts, wo die beiden zur Ziellandung ansetzen. Zum Schluss steuern sie den Weidling zur Anlegestelle. So eine Wettfahrt auf der Aare dauert nur rund vier Minuten, ist aber kräfteraubend. Nach einem Durchgang setzen sich die Fahrer ans Ufer und atmen durch. Dann steigen sie wieder ins Boot – und stacheln erneut flussaufwärts.

