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Junge, alte Helden: Was Murat Yakin aus Lückenbüssern und Hauptdarstellern macht

Junge, alte Helden: Was Murat Yakin aus Lückenbüssern und Hauptdarstellern macht

Noah Okafor und Cedric Itten waren zuvor der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Und Fabian Frei? Dessen Nati-Karriere schien doch schon vor etlichen Jahren beendet zu sein. Diese drei und sechs weitere Spieler sind unsere Nati-Helden der märchenhaften Qualifikation für die WM 2022 in Katar.

Christian Brägger, François Schmid-Bechtel

Noah Okafor

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Vor zweieinhalb Jahren kam er mal für sieben Minuten zum Einsatz, damit er für die Schweiz festgespielt ist und sich nicht mehr für Nigeria, die Heimat seines Vaters, entscheiden kann. Kurz darauf wechselt der Basler zu Salzburg. In der Red-Bull-Talentschmiede entwickelt er sich prächtig, für die Nati ist er indes kein Thema.

Doch mit jedem guten Auftritt in der Champions League steigen seine Ansprüche. Er findet, er hätte eine Chance in der Nati verdient. Yakin fordert, er soll sich erst in der U21 gegen einen starken Gegner empfehlen. Okafor liefert, schiesst mit der U21 zwei Tore gegen Holland, Yakin hält Wort und Okafor liefert wieder. Einfach eine Stufe höher. Ein Assist in Italien, ein Tor gegen Bulgarien. Oder: Die Sturmrakete startet gerade richtig durch.

Renato Steffen

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Wenn Renato Steffen in der Startformation steht, geht es entweder in einem Testspiel um die goldene Ananas oder sind drei, vier Offensivspieler verletzt. Lückenbüsser nennt man die Rolle, die Vladimir Petkovic für den Flügelspieler vorgesehen hatte. 30 ist er und sechs Jahre sind seit seinem Nati-Debüt vergangen. Aber an einer Endrunde hat er noch nie teilgenommen.

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Zweimal war er verletzt und für die WM 2018 wurde er nicht nominiert. Das passt zu seiner komplizierten Beziehung mit der Nati. Aber heute ist der Status ein anderer. Unter Yakin kommt der in Wolfsburg engagierte Steffen in allen sechs Qualifikationsspielen zum Einsatz. Und beweist dank seiner unberechenbaren Spielweise, dass er viel mehr als nur ein Lückenbüsser ist.

Ruben Vargas

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Er ist erst 23 aber schon 22 Mal für die Nati aufgelaufen. Ruben Vargas gehört zur specie rara aus einer Mischung von Hochbegabten und Hochambitionierten. Er ist pfeilschnell, er ist trickreich, er ist abschlussstark, er ist spielintelligent, er ist diszipliniert, er hat Nehmerqualitäten und er kann auch ganz schön austeilen, wenn es die Situation erfordert.

Bei ihm hat man das Gefühl, er nimmt sich in jeder Minute vor, sich zu verbessern. Symptomatisch, wie der Luzerner gegen Bulgarien immer wieder den Abschluss gesucht hat, ehe es beim vierten oder fünften Versuch mit dem Tor zum 2:0 doch noch geklappt hat. Ein Weltstar wird er wohl nicht mehr. Aber der Sohn eines Dominikaners hat mehr verdient als Bundesliga-Abstiegskampf in Augsburg.

Fabian Frei

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Ottmar Hitzfeld und Vladimir Petkovic sind nicht ganz unschuldig daran, dass wir in Fabian Frei nie einen Nationalspieler gesehen haben. Der Thurgauer bestritt zwar 2011 sein erstes Länderspiel. Wahrscheinlich hatten Freis Arbeitgeber Basel und Mainz für die Nationaltrainern zu wenig Strahlkraft, um auf den Strategen zu setzen. Doch dann kam Yakin. Und mit ihm kamen die Personalsorgen.

Als vor seinem ersten Ernstkampf als Natitrainer gegen Europameister Italien auch noch Captain Xhaka coronabedingt ausfällt, sucht er einen Leader und findet diesen in Fabian Frei, seinem ehemaligen Spieler beim FCB. Dreieinhalb Jahre nach dem letzten Nati-Aufgebot agiert Frei, als sei er nie weg gewesen. Und wir bedauern ein wenig, dass er schon 32 ist.

Fabian Schär

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Es ist wahrlich nicht das Jahr von Fabian Schär. Zuerst muss er wegen einer Knieverletzung um die EM bangen, dann verliert er am Turnier nach dem 0:3 gegen Italien seinen Stammplatz und im Klub bei Newcastle so sehr an Ansehen, dass er nur noch Edelreservist ist. Das bringt dann auch Yakin etwas ins Grübeln, weil der neue Nationaltrainer das Leistungsprinzip ausgerufen hat.

Beim Innenverteidiger aus der Ostschweiz macht Yakin vorerst (!) eine Ausnahme. Denn Schär ist eben auch Schär, und das heisst irgendwie auch: Auf den 29-Jährigen ist Verlass, wenn es ihn braucht. Das ist in der WM-Quali in den letzten drei, vier Spielen deutlich, in denen der Mann der weiten Bälle quasi ins kalte Wasser geworfen wird – und liefert. Das verdient Respekt.

Cedric Itten

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Mal ist er drin, mal nicht, mal auf Pikett und rückt für Verletzte nach. Aber wenn er drin ist in der Schweizer Nati, sind auch die Bälle drin in des Gegners Netz. Denn Itten hat für die Schweiz durchaus einen Wert, der beileibe nicht gering ist bei sieben Länderspielen mit vier Toren. Mit seinem Kopfballtor gegen Georgien schickte der 24-Jährige schon 2019 die Schweiz quasi an die EM, und nun gegen die Bulgaren in die Wüste. Wobei er mit gefühlt zwei Ballberührungen eigentlich zwei Tore schoss (eines zählte nicht).

Und so steht der Stürmer von Greuther Fürth auch stellvertretend für das, was Yakin an dieser vorgefundenen Mannschaft so schätzt: Der Wille der Jungen, die Freude am Fussball, die Lust, etwas zu bewegen. Um vielleicht plötzlich WM-Fahrer zu sein.

Silvan Widmer

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Widerstandsfähigkeit ist eine Tugend. Eine, die besonders auf ihn zutrifft. Zweimal übersteht Silvan Widmer den letzten Kaderschnitt nicht und muss vor Beginn der EM 2016 wie WM 2018 über die Klinge springen. Was macht der 28-Jährige nach Tagen der Trauer? Er steht wieder auf und blüht nach dem Abgang von Udinese beim FC Basel so richtig auf.

Im EM-Sommer etabliert er sich nachhaltig in der Nati und holt sich einen Stammplatz, wechselt danach zu Mainz. Der Aargauer krönt seine Auferstehung im Schweizer Dress gegen Italien mit einem Schuss, der das Netz hinter Goalie Donnarumma beinahe durchschlägt. Dabei vereint der Rechtsverteidiger die Eigenschaften, die Yakin sehen will: Tempo, Dynamik, Mut, Charakterstärke, Disziplin.

Yann Sommer

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Ewigjung wirkt Yann Sommer. Und so scheint dem Werbegesicht von Nivea auch Druck nichts auszumachen. Im Sommer ist Sommer en vogue, er wird während der EM zum zweiten Mal Vater und hält den letzten Elfmeter gegen Frankreichs Mbappé im Achtelfinal. In der WM-Quali führt die Nummer Eins seine starken Leistungen weiter, pariert im September Jorginhos Penalty.

Der 32-Jährige hat seinen Anteil, dass derselbe Italiener zwei Monate später nochmals vom Punkt scheitert (über das Tor). Ja, die Nati hat ein gutes Leben mit Sommer, und er mit ihr und in der Bundesliga bei Gladbach, wo man sich überlegt, den Vertrag bis ans Karriereende auszudehnen. Trotz bisweilen zu perfektem Image: Sommer ist ideal, für Hautcrème, für die Schweiz.

Xherdan Shaqiri

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100 Länderspiele, was für ein Jubiläum, verziert mit der Reise an die WM, es wird seine sechste sein an einen Grossanlass. Und dies im Alter von erst 30 Jahren. Dabei hat das Schweizer Volk gerade in den Spielen nach der EM ohne den abwesenden Xhaka gespürt, wie sehr ein gut aufgelegter Xherdan Shaqiri die Mannschaft tragen kann. Und wie stolz ihn die Captainbinde macht.

«Ich freue mich extrem für dieses Team», sagte einer nach dem 4:0, der sich früher gerne selbst in den Mittelpunkt stellte. Dabei darf man nach diesen elfeinhalb Jahren nicht vergessen, in denen der Linksfuss der Schweiz doch so manche freudige Momente bescherte: Seine Abenteuer mit der Nati sind längst nicht vorbei, seine Mission steht derzeit bei acht Treffern an Endrunden.

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