Kandidaten fürs Präsidium: Sie wollen den Schuldenabbau in Reiden

 

Markus Schwander (IG Reiden) und Hans Kunz (CVP) kandidieren für das Gemeindepräsidium. Beide möchten die Finanzprobleme der Wiggertaler Gemeinde angehen – und fordern mehr Transparenz

Nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt des Hoffnungsträgers Beat Steinmann (FDP) als Gemeindepräsident übernahm Bruno Aecherli (IG Reiden) ad interim das Ruder. Am
21. Mai wird nun die definitive Nachfolge bestimmt – zwischen dem 62-jährigen Markus Schwander und Hans Kunz (65).

«Aufbruch Reiden» nennt sich die Liste, mit der Markus Schwander ins Rennen steigt. Seine Kandidatur soll auch eine Antwort darauf sein, dass neben der Portierung von Hans Kunz durch die CVP keine anderen Parteien oder Gruppierungen Kandidaten angemeldet haben. Er sieht sich als wahre Alternative in Reiden. «Ich habe Probleme mit den alten Parteistrategen», gibt er denn auch unumwunden zu. Die kommunalpolitische Heimat des Freisinnig-liberalen ist jetzt die IG Reiden, bei der, so betont Schwander, Personen mit verschiedenen politischen Hintergründen aktiv seien. «Die IG ist die Antwort auf die Misswirtschaft in Reiden». Schwanders Programm ist klar: Ein Punkt ist die finanzielle Gesundung der Gemeinde, die er anstreben will. «Mit dem aktuellen Finanzplan haben wir in zehn Jahren 70 Millionen Franken Schulden. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist jetzt schon so hoch, dass der Kanton eigentlich einschreiten müsste.»

Markus Schwander will, dass man sich auf das wirklich Notwendige beschränkt, auf überteuerte Prestigeobjekte, wie es die Dreifachturnhalle war, verzichte. Eine Bedarfsplanung sei nötig. Auch zum Thema Schulraum hat Markus Schwander eine pointierte Meinung: «Die Schule braucht wahrscheinlich neuen Schulraum. Es muss Transparenz geschaffen werden. Mir fehlen aber die Fakten.» Die Vorlagen in den letzten Jahren hätten die Stimmbürger nicht überzeugt: «Mit diffusen Behauptungen und einem überteuerten Projekt eines Architekten, der eine kaum brauchbare Turnhalle verantwortet, hatte man vor dem Volk schlechte Karten», so Schwander. Weitere Schwerpunkte in Schwanders Wahlprogramm sind die Badi Reiden und die Verwaltung. Die Variante Mantelnutzung bei der Badi ist Schwanders Idee. Die Landreserve von rund 23500 Quadratmetern könne in Bauland umgezont werden. «Das ist eine Variante. Sonst droht uns eine Mehrverschuldung.» Von der Gemeindeverwaltung fordert er Offenheit, denn es herrsche eine Art Geheimdiplomatie. «Was steht eigentlich in der Benchmark-Studie?» Schwander wünscht sich, dass über Projekte und politische Geschäfte künftig offener kommuniziert wird. «Eine offene Verwaltung schafft Vertrauen.» Bei einer erfolgreichen Wahl möchte Schwander den aktuellen Gemeinderat einen und die Weichen stellen. Die Amtsperiode wolle er sicher beenden, dann aber nicht im Wege stehen, falls junge Kräfte nachrücken wollen.

Seine zweite Kandidatur

Hans Kunz tritt bereits zum zweiten Mal im Rennen um das Gemeindepräsidium an. 2016 holte er im ersten Wahlgang die dritthöchste Stimmenzahl hinter Bruno Aecherli und Beat Steinmann. Er sei überrascht, dass er wieder angefragt wurde. Nun tritt Kunz entschlossen an und hat klare Vorstellungen. Nicht nur zu dem, was die aktuellen Sachgeschäfte angeht: Denn es bestehe bisher keine Vision, wohin sich Reiden entwickeln wolle, so Kunz. «Beispielsweise ein Wachstum bis 7500 Einwohner. Ansatzweise hatten wir auch mal ein Altersleitbild. Eine Gesamtvision, die Richtung fehlt», stellt er fest. «Reiden soll eine lebenswerte Gemeinde sein für alle», heisst es denn auch in seinem Wahlprogramm. Es müsse Klarheit herrschen, klare Entscheide im Gemeinderat geben, die auch klar kommuniziert würden. «Ich stelle fest, dass derzeit im Gemeinderat Spannungen herrschen», so Hans Kunz. Immerhin werde vom Gemeinderat das Kollegialitätsprinzip nach aussen hochgehalten, konstatiert er.

Hans Kunz, der Zentralpräsident der AM Suisse – vormals Schweizer Metall-Union – ist, traut sich zu, die politischen Wogen in Reiden glätten zu können. «Ich habe die Fähigkeit, integrierend einzuwirken, bin ein Mann der Worte und Kompromisse.» Allerdings heisse das nicht, dass er in entscheidenden Momenten nicht auch für klare Standpunkte einzustehen bereit sei. So beispielsweise beim Thema um das Projekt Schulhausneubau. «Das wird verschleppt», sagt Kunz. Zwar ist auch er für eine alternative Finanzierung, die Submission dazu hätte man aber schon früher starten können, meint er. Zum Projekt selber gebe es eigentlich keine Fragen mehr. Das vom aktuellen Gemeinderat favorisierte Geschäftsleitungsmodell für die Gemeindeverwaltung erachtet er nicht als zielführend, er würde das CEO-Modell bevorzugen. Die Gemeinderatspensen seien nicht zu hoch anzusetzen, die Behördenmitglieder sollten sich vielmehr strategisch betätigen.

Und letztlich hat der amtierende Präsident der Controllingkommission auch eine dezidierte Meinung zur Finanzsituation der Gemeinde Reiden mit ihren rund 40 Millionen Franken in den Miesen: Ein Schuldenabbau beziehungsweise die Bildung von Eigenkapital sei zwingend notwendig. «Wir haben derzeit dermassen tiefe Zinsen, dass ein Schuldenabbau gut möglich ist. Zudem gibt es noch Potenziale, die nicht ausgeschöpft sind. Eine Steuererhöhung ist nicht zwingend notwendig». Den Wahlkampf geht Hans Kunz übrigens unorthodox an: Letzte Woche und noch am 6. und 13. Mai laden er und die Gruppe «pro Hans Kunz» zur Grenzwanderung in Etappen ein.