Kann die Zofinger Bauverwaltung auch Uerkheim «stemmen»?

Uerkheim verfügt nicht mehr über eine eigene Bauverwaltung, sondern lässt deren Aufgaben von einem Ingenieurbüro in Dietikon erledigen – schon aus Gründen der Distanz keine optimale Lösung. Der Gemeinderat Uerkheim fragte deshalb in Zofingen an, ob man bereit sei, eine regionale Bauverwaltungslösung zu prüfen. Das wurde getan und nach einer Stellenaufstockung um 80 Stellenprozente für den Bereich Hochbau und Liegenschaften wäre die Sache aus Sicht des Stadtrats in trockenen Tüchern.

Die Leistungen der Stadt sollen Uerkheim nach Aufwand zu Vollkosten in Rechnung gestellt werden, sodass für Zofingen die zusätzlichen Aufwendungen gedeckt sind. «Zofingen erwartet, durch die Zusammenarbeit von Skaleneffekten profitieren zu können», heisst es in der Botschaft an den Einwohnerrat – die nicht nur auf guten Boden fiel.

Michael Wacker (SP) war Sprecher der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission (FGPK): Die Feststellung, auf der Bauverwaltung Zofingen laufe nicht alles rund, habe eine gewisse Berechtigung. Aus dieser wurde in der Kommissionsdiskussion von Votanten abgeleitet, dass zuerst die Zofinger Probleme zu lösen seien – es für einen Vertrag mit Uerkheim noch zu früh sei.

Weshalb dem so sein könnte, legte Marco Negri (SVP) dar. Der neue Hochbauchef habe seine Aufgabe erst vor einem Jahr angetreten. «Er steht noch immer vor einem riesigen Berg von Aufgaben.» Der neue Mann leiste grossartige Arbeit – aber, «die Wunden der Vergangenheit lassen sich nicht so rasch schliessen».

Übernehme man die Bauverwaltung Uerkheim, habe sich der Chef auch in dieser Gemeinde um komplexe Bewilligungsverfahren zu kümmern. Damit nicht andere Aufgaben darunter leiden, müsse es auf der Bauverwaltung erst zu einer «eingeschliffenen Routine im Tagesgeschäft» kommen. «Die Kundin Uerkheim erwartet von uns einen perfekten Service.»

Für Jan Bachmann (FDP) ist die Ausgangssituation klar. Aber auch er stellte die Frage: «Ist der Zeitpunkt optimal?» Auf der anderen Seite komme Zofingen eine Zentrumsfunktion zu, der es gerecht zu werden gelte. Daniel Hölzle (Grü) unterstützt die regionale Zusammenarbeit: Für ihn ist sie ein Schmusekurs im Vorfeld allfälliger Gemeindefusionen.

Erstaunt – ja beinahe empört – zeigte sich Sandra Olar (SP): «Will die SVP die Bauverwaltung in eine geschützte Werkstätte verwandeln?» Ein Ja zur Vorlage sei ein Zeichen des Vertrauens in die Führung der Bauverwaltung. «Die Verantwortlichen trauen sich die Übernahme der Aufgaben in Uerkheim zu». Grosses Vertrauen in «seine» Leute hat auch Stadtrat Hans-Martin Plüss. «Die Verantwortlichen der Bauverwaltung wollen nicht warten und sind bereit, die Verantwortung zu stemmen.» Lehne man die Zusammenarbeit mit Uerkheim ab, sei dies ein schlechtes Zeichen für die Zukunft der Zentrumsstadt. Das sah auch die Mehrheit im Einwohnerrat so – und genehmigte den Vertrag mit 29 gegen 9 Stimmen.