
Kein Selbstversuch, aber viel Ehrfurcht
Da stehe ich also und blicke mit pochendem Herzen nach unten. Rund 30 Meter hoch ist der Turm der Bachtelblick-Schanze in Gibswil. Hier hätte sich einer meiner Kindheitsträume erfüllen sollen. Im Rahmen einer Artikelserie testeten wir im Jahr 2014 Wintersportarten. Monatelang hatte ich mir vorgestellt, wie ich mich auf den schmalen, kantenlosen Skis den Abhang hinunterstürze, den richtigen Moment für den Absprung erwische, mit Haltung und Körperspannung durch die Lüfte fliege und dann bei meiner Premiere mit der Telemark-Bindung eine elegante Landung in den Schnee zaubere.
An meiner Stelle unternimmt aber eine Berufskollegin den Selbstversuch. Nein, trotz Schnee hatte ich nicht kalte Füsse gekriegt, aber ich war schwanger – und somit das Risiko beim Skispringen schlicht zu gross. Ich muss zugeben, meine «anderen Umstände» kamen mir gerade recht, als ich wirklich da oben stand. Aber irgendwann werde ich diesen Sport bestimmt noch ausprobieren. Ich werde auf Mini-Schanzen beginnen und mit zunehmendem Mut und Selbstvertrauen den Sprung auf und von der richtigen Schanze wagen.
Bis dahin verfolge ich Wettkämpfe wie in diesen Tagen im Alpensia Jumping Park in Pyeongchang mit noch mehr Ehrfurcht. 139,5 m ist der Rekord von der Grossschanze in Südkorea. 27 Meter war der weiteste je gemessene «Hupf» in Gibswil. Toppen kann ich wohl keine der beiden Weiten.