Kirchgemeinde: Vier müssen den Job von sieben machen

Eigentlich sollten es sieben sein. Doch zur Wahl am 23. September stehen nur vier. Die Kirchenpflege der reformierten Kirche Aarburg hat Unterbestand – wie in vielen anderen Gemeinden auch. Mit vier Mitgliedern kann das Gremium laut ihrem Präsidenten Sandro Huber immerhin funktionieren. Die Kirchenordnung sehe diese Zahl als Mindestgrösse vor. «Aber mehr Kandidaten haben wir trotz Suche für die anstehenden Gesamterneuerungswahlen nicht gefunden.» Es sei in der Kirche nicht anders als bei Vereinen oder Verbänden. «In der heutigen Gesellschaft wollen viele konsumieren, aber nichts dafür tun.»

Huber selbst ist Präsident, weil sein Vorgänger Ende 2017 aufhörte. Der 44-jährige arbeitet unter der Woche in einem Musikgeschäft in Oftringen und kümmert sich nun in seiner Freizeit in der Kirchenpflege um die wenig rosige Zukunft der Kirche. In Aarburg ist der Rückgang der Mitglieder zwar abgeflacht. «Die vielen Zuzüger fangen derzeit die Austritte und Wegzüge auf», sagt Huber.

Dennoch hat die Kirchenpflege vor gut einem Jahr eine Visionsgruppe gegründet. Diese kümmert sich zum Beispiel um Personal, Liegenschaften oder Angebotsstrategie. Heute hat die Kirche mit Pfarrer und Diakon zwei Vollzeitstellen. «Doch wenn der Diakon in zwei Jahren in Pension geht, wird eine Pensenreduktion sicher ein Thema», sagt Huber. Beschliessen müsste dies die Kirchgemeindeversammlung.

Grosse finanzielle Brocken stehen in den nächsten Jahren auch an. So braucht es etwa eine Strategie für das sanierungsbedürftige alte Pfarrhaus und das reformierte Kirchgemeindehaus. Und mit dem langfristigen Mitgliederschwund und den damit knapper werdenden Finanzen, müsse man gemäss Huber auch über das Angebot diskutieren. Derzeit könne zum Glück vieles noch dank freiwilligen Helfern angeboten werden.

Doch die Aarburger Kirche will nicht nur sparen, sie will auch moderner werden. Ein Podcast oder eine Überarbeitung der Website werden diskutiert. «Vielleicht muss auch nicht jeder Gottesdienst von einem Pfarrer geleitet werden, es kann auch mal ein Laienprediger sein», sagt Huber. Selbst das Orgelspiel müsse nicht immer zwingend sein. «Vielleicht können wir mehr Junge ansprechen, wenn wir auch mal mit einer Band den Gottesdienst begleiten, was auch bereits ab und zu geschieht.» Huber ist auch nicht sakrosankt, dass die Kirche die Orgel selbst unterhält. «In anderen Gemeinden gibt es schon Vereine, die sich um den Orgelunterhalt kümmern», sagt Huber. Doch das ist Zukunftsmusik. Erst mal stehen die Erneuerungswahlen an. Wobei das hier eigentlich der falsche Ausdruck ist. Eine Auswahl gibt es mangels Alternativen ja nicht.