Kirchleeraus Ammann Erich Hunziker: «Grossgemeinde Zofingen? Das kann es nicht sein»

Der Vorschlag von Zofingens Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger umfasst vier Verwaltungseinheiten: 1. Oftringen und Aarburg (gelb); 2. Rothrist, Vordemwald und Murgenthal (rot); 3. Zofingen, Strengelbach, Brittnau, Uerkheim, Bottenwil, Staffelbach, Reitnau (mit Attelwil), Wiliberg, Kirchleerau und Moosleerau (grün); 4. Safenwil und Kölliken (blau). Grafik: Philipp Muntwiler/d-maps.com
Der Vorschlag von Zofingens Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger umfasst vier Verwaltungseinheiten: 1. Oftringen und Aarburg (gelb); 2. Rothrist, Vordemwald und Murgenthal (rot); 3. Zofingen, Strengelbach, Brittnau, Uerkheim, Bottenwil, Staffelbach, Reitnau (mit Attelwil), Wiliberg, Kirchleerau und Moosleerau (grün); 4. Safenwil und Kölliken (blau). Grafik: Philipp Muntwiler/d-maps.com

Diese Zeitung publizierte letzte Woche zwei Vorschläge, den Bezirk Zofingen von heute 18 auf drei oder vier Verwaltungseinheiten zu verschlanken. Dazu wurden Beiträge von Zofingens Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger und Attelwils Gemeindeammann Roger Lehner publiziert. Heute folgt eine Replik von Kirchleeraus Ammann Erich Hunziker. Vor allem gegenüber einer Grossgemeinde Zofingen äussert sich Hunziker in seinem Beitrag kritisch.

Im Artikel von Roger Lehner, Gemeindeammann von Attelwil, wird angesprochen, dass die Einwohnerinnen und Einwohner sich vor Einfluss- und Identifikationsverlust fürchten. Zofingens Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger schlägt zum gefühlten 1000. Mal in die Kerbe Verwaltungskosten; schlussendlich ist es so, dass die Einwohnerinnen und Einwohner entscheiden müssen, was sie möchten: günstige Steuern oder lange Wege, weil die «Grossgemeinde» Zofingen womöglich einen Grossteil der Angebote nur noch im Wiggertal anbieten würde, mit der Begründung, das Angebot bestehe ja gemeindeintern.

Das bedeutet, dass künftig für jeden Hasenfurz nach Zofingen «Zentrum» gereist werden müsste (mit dem Auto knapp 20 Minuten je Weg, den öV können wir getrost vergessen), die «Randgemeinden/Ortsteile» werden nur noch ausgehalten, sämtliche Angebote gibt es nur noch zentral. Nein danke, genau das kann es ja nicht sein!

Wo werden beispielsweise Kinderkrippen oder Tagesschulen gefördert, eingerichtet und unterstützt, wenn das der Markt selbst richten soll? Dann hat es trotz grösserer Gemeinde im Ortsteil – ich sage mal «Leerau» – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft kein Angebot in diese Richtung. Also bleibt nur nach Zofingen zu fahren, dabei wohnen wir ja schon in der «Grossgemeinde» Zofingen – oder wie war das jetzt noch mal mit der Sparerei nach der Idee von Hans-Ruedi Hottiger?

Das Festhalten an Bezirksgrenzen ist zudem wenig hilfreich (Napoleons Spuren sind ja definitiv nicht sakrosankt), wir im Suhrental sind dafür viel zu stark nach Schöftland ausgerichtet (siehe Schuloberstufe, oder müssen die Suhrentaler Oberstufenschüler zukünftig nach Zofingen reisen?). Eine Gemeinde Suhrental mit Reitnau (Attelwil), Moosleerau, Kirchleerau, Staffelbach, Schöftland, Holziken, Kölliken (eventuell ergänzt mit Wiliberg, Uerkheim, Bottenwil, Safenwil, Muhen und Hirschthal) über drei Bezirksgrenzen hinweg erscheint mir wesentlich sinnvoller (schlicht aufgrund der Geländekammer).

Genau auf das Finanzielle ist auch der «neue» unfaire Finanz- und Lastenausgleich (FLA) ausgerichtet, da der Kanton keine gesetzliche Grundlage für «Zwangsfusionen» hat, will das Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI) kleine Gemeinden vorsätzlich finanziell ausbluten, von Ausgewogenheit keine Spur, genau deshalb habe ich mich im Nein-Komitee engagiert.

Beispiel: 212 Gemeinden im Kanton, alle Steuerfüsse zusammenzählen, dann geteilt durch Anzahl Gemeinden, wo bitte bleibt die Gewichtung nach Einwohnern? Entscheidend ist doch, wie hoch die durchschnittliche Belastung je Steuerzahler im Aargau liegt, logisch wird das vom DVI ignoriert, da grosse Gemeinden meist tiefere Steuerfüsse aufweisen und wir uns im Gegenzug an deren ausufernden Sozialkosten beteiligen dürfen.

Jede Bürgerin und jeder Bürger, jede Steuerzahlerin und jeder Steuerzahler muss schlussendlich für sich entscheiden, ob ihm die kleine Struktur etwas wert ist oder nicht. Grösser bedeutet weder automatisch günstiger noch besser, genau dafür bin ich persönlich gerne bereit, etwas tiefer ins eigene Portemonnaie zu greifen.