Kopfschütteln über Aarburger Entscheid: Städtli tritt Wirtschaftsförderung Olten ein

Es war keine erfreuliche Nachricht, die vor ein paar Tagen die Gemeinderäte von Oftringen und Rothrist sowie den Stadtrat Zofingen erreichte. Der Gemeinderat Aarburg habe sich entschieden, nicht der Wirtschaftsförderung Oftringen-Rothrist-Zofingen beizutreten, sondern jener der Region Olten – und zwar rückwirkend per 1. Januar dieses Jahres.

Aarburg sei bereits bei der Wohnförderung Olten und Tourismus Olten mit dabei. Zudem engagiere sich die in Aarburg ansässige Franke AG ebenfalls in diesem Verein. Für den Gemeinderat sei es daher eine logische Konsequenz gewesen, sich Olten anzuschliessen. «Da Aarburg praktisch keine Flächen mehr entwickeln kann, entsprechen die dortigen Dienstleistungen besser unseren Anforderungen», sagt der zuständige Aarburger Gemeinderat Fredy Nater. Dies sei keine Absage an die regionale Zusammenarbeit, betont Nater. «Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle macht einen guten Job.» Aarburg stärke mit seinem Entscheid auch den Aareland-Gedanken. Aareland ist ein Verein, dem drei Regionalplanungsverbände der Kantone Solothurn und Aargau angehören.

Auch monetäre Argumentewaren im Spiel

Klar ist, dass auch Budget-Überlegungen eine Rolle spielten. Wäre Aarburg der Wirtschaftsförderung Oftringen-Rothrist-Zofingen beigetreten, wäre ein jährlicher Beitrag von 30 000 Franken fällig geworden – hinzu käme eine einmalige Eintrittsgebühr von 15 000 Franken. Das Mitmachen in Olten kostet Aarburg 5000 Franken pro Jahr.

Wirtschaftsförderer Brändle reagierte auf Anfrage zunächst mit einem Schmunzeln: «Der Gemeinderat von Aarburg erinnert mich immer wieder an die Aare dort: Sie ist etwas verwirrt, dreht sich im Kreis und weiss nicht, in welche Richtung sie fliessen soll.»

Brändle betont, dass er einen sehr guten Kontakt zum Oltner Wirtschaftsförderer habe. Dennoch könne er den Entscheid nicht nachvollziehen: «Einerseits bedeutet Förderung der Wirtschaft nicht nur Ansiedlung neuer Firmen, sondern vor allem Unterstützung für die bestehenden Unternehmen und Jobs. Andererseits ist zu beachten, dass Wirtschaftsförderung grundsätzlich kantonal organisiert ist und die Solothurner und Oltner die Wirtschaft des Kantons Solothurn fördern müssen, so wie ich dies für die Aargauer und die Region Zofingen tue.» Aareland habe eine ganz anderen Funktion. «Daher ist der Preis wohl auch so günstig. Schade um diese Steuergelder.»

Wenig begeistert über den Aarburger Entscheid ist auch Peter Gehler, der Präsident des Verbandes Wirtschaft Region Zofingen (WRZ). «Ich bedaure den Entscheid des Gemeinderats Aarburg zutiefst», sagt er. «Aarburg ist ein wichtiger Teil der Region Zofingen. Ich hätte es sehr begrüsst, wenn die Zusammenarbeit innerhalb der Region – vor allem auch mit den Nachbargemeinden Oftringen und Rothrist – im Rahmen unserer Wirtschaftsförderung und des Innovations- und Gründerzentrums IGZ verstärkt worden wäre», so Gehler weiter. «Die eiskalte Schulter, die der Gemeinderat von Aarburg der Region Zofingen zeigt, schmerzt und ist meines Erachtens nicht zielführend.»

Die Idee die Wirtschaftsförderung regional zu gestalten, stärke die Region, in welcher man vernetzt sei und auch sonst auf Gemeindeebene zusammenarbeite, sagt der Rothrister Gemeindeammann Ralph Ehrismann. «Es ist für die ganze Region wichtig, dass man die Wirtschaftsentwicklung koordiniert und nicht versucht, sich gegenseitig mögliche Ansiedlungen abzujagen.»Eine Gemeinde sollte sich auch entscheiden, welcher Region sie sich zugehörig fühle. «Es gibt einige weitere regionalen Themen, die zur Zeit aktuell sind. Wenn bei jedem Thema in Frage gestellt wird, zu welcher Region sich Aarburg gerade zählt, wird die regionale Zusammenarbeit schwierig», so Ehrismann weiter. «Es ist eine Schwäche des Bezirks Zofingen, dass man viel von regionaler Zusammenarbeiten spricht, aber dann dennoch nur nach lokalen Interessen  handelt.»

Auch der Oftringer Gemeindeammann Hanspeter Schläfli bedauert den Entscheid der Nachbargemeinde. «Die Wirtschaftsförderung Oftringen-Rothrist-Zofingen hat in den aktuell schwierigen Zeiten vermehrt die Unterstützung der ansässigen Betriebe auf ihre Fahnen geschrieben und leistet in diesem Bereich einen grossen Beitrag», sagt Schläfli.

Zofingens Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger wollte den Entscheid Aarburgs auf Anfrage nicht kommentieren.