Kunsthaus Aarau: Direktorin Madeleine Schuppli wechselt zu Pro Helvetia

Ende Januar 2020 verlässt Direktorin Madeleine Schuppli das Aargauer Kunsthaus, wie das Museum mitteilt. Bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia wird sie künftig als Leiterin der Abteilung Visuelle Kunst die Gegenwartskunst und Architektur fördern. Zudem wird sie für den Auftritt der Schweiz an der Biennale von Venedig sowie für den Kulturaustausch mit dem Ausland verantwortlich sein.

Während ihrer fast zwölfjährigen Tätigkeit habe Madeleine Schuppli das Aargauer Kunsthaus zu einem Ort der Begegnung mit der Kunst gemacht und es mit neuen Formaten wie «Blumen für die Kunst» für ein breiteres Publikum geöffnet. Mit den thematischen Ausstellungen und den Rahmenveranstaltungen habe das Haus unter ihr die Publikumszahlen und die Beachtung der wichtigsten öffentlichen Kollektion an Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart steigern können.

Nationale und internationale Kooperationen haben dazu beigetragen, dass sich das Aargauer Kunsthaus zu einem zeitgemässen Museum mit internationaler Ausstrahlung weiterentwickelt habe. Nun verlässt die Direktorin das Kunsthaus und nimmt eine neue Herausforderung bei Pro Helvetia an.

Ausstellungen haben Schweizer Kunst thematisch positioniert

Madeleine Schuppli hat den Fokus des Aargauer Kunsthauses auf national und international viel beachtete Gruppenausstellungen mit Schwerpunkt zeitgenössischer Kunst gelegt. Ihre Ausstellungen «Rhythm in it» (2013), «Cinéma mon amour» (2017) und «Swiss Pop Art» (2017) haben die Schweizer Kunst thematisch positioniert und weit über die Grenze hinaus auf die Landkarte von Kunstinteressierten und Kunstliebhaberinnen und -liebhaber gesetzt.

In der gegenwärtigen Ausstellung «MASKE. In der Kunst der Gegenwart» (bis 5. Januar 2020) manifestiere sich ihr Kurationskonzept beispielhaft. Das gesellschaftlich relevante Thema Identitätssuche und Rollentausch in Zeiten der Digitalisierung zeigt sie mit Arbeiten von Schweizer und internationalen Künstlerinnen und Künstlern, welche weitgehend in den letzten zehn Jahren entstanden sind.

Sie kuratierte aber auch Ausstellungen etablierter internationaler Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel Mark Wallinger (2008), Fiona Tan (2010) und Christian Marclay (2015) oder verhalf anderen zu ihrem ersten grossen Einzelauftritt in der Schweiz, wie dieses Jahr dem französischen Fotografen Jean-Luc Mylayne, der mit seinen tiefgründigen und fast mystischen Bildern von Vögeln ein breites Publikum fand.

Förderung von junger Kunst

Ein besonderes Augenmerk habe Madeleine Schuppli auch auf die junge, noch nicht etablierte Kunst gelegt. Mit der Reihe «CARAVAN» hat sie während über zehn Jahren Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern gezeigt, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Manch eine oder einer habe dadurch eine Startvorlage für eine spätere Karriere erhalten, wie Augustin Rebetez, Onorato & Krebs oder Nathalie Bissig.

Unter der Leitung von Madeleine Schuppli konnte die Sammlung mit Schwerpunkt auf Schweizer Kunst kontinuierlich vergrössert und mit wichtigen Neueingängen von Sophie Taeuber-Arp, Shirana Shahbazi und Thomas Hirschhorn erweitert werden, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Die Sammlung erhielt darüber hinaus durch die regelmässig wechselnde, dynamische und dialogische Präsentation eine besondere Präsenz.

Besucherzahlen in letzten zwei Jahren angestiegen

Der einmaligen Sammlung von Schweizer Kunst habe Madeleine Schuppli zu noch breiterer Aufmerksamkeit verholfen, indem sie sich auf das Experiment «Blumen für die Kunst» der Agentur «Flowers to Arts» einliess. Werke aus der Sammlung werden in Dialog gebracht mit floralen Kreationen. Die letzte Ausgabe im März 2019 zog während einer Woche über 18’000 Besucherinnen und Besucher in ihren Bann.

Madeleine Schuppli habe auch dafür gesorgt, dass sich Museumsformate kontinuierlich weiterentwickelt haben, sodass heute wesentliche Teile der Sammlung online auf der Webseite des Aargauer Kunsthauses zugänglich sind. Ebenso habe unter ihrer Leitung die Provenienzforschung der Sammlung einen wichtigeren Stellenwert im Museumsbetrieb erhalten.

Dass sich zunehmend neue Publikumssegmente für die innovativen Ausstellungen und Veranstaltungen des Kunsthauses begeisterten, habe sich auch in den gesteigerten Besucherzahlen niedergeschlagen, die in den letzten beiden Jahren auf über 55’000 Personen angestiegen sind. Die Beiträge des Bundesamts für Kultur in der Höhe von 1,5 Millionen Schweizer Franken für die Jahre 2018-2022 können als weitere Anerkennung für die gelungene Arbeit des Aargauer Kunsthauses gelesen werden.

Stelle wird öffentlich ausgeschrieben

Das 1959 eröffnete und 2003 von Herzog & de Meuron erweiterte Aargauer Kunsthaus fand mit Madeleine Schuppli seine erste Direktorin an der Spitze dieser Institution. Madeleine Schuppli, die an den Universitäten von Genf, Hamburg und Zürich Kunstgeschichte studiert und ein MBA in Kulturmanagement an der Universität Basel erworben hat, trat Ende 2007 die Nachfolge von Beat Wismer als Direktorin des Aargauer Kunsthauses an, nachdem sie zuvor während sieben Jahren das Kunstmuseum Thun geleitet hatte.

Nun verlasse Madeleine Schuppli das Kunsthaus Ende Januar 2020. Das Departement Bildung, Kultur und Sport werde die Stelle der Kunsthausdirektorin oder des -direktors öffentlich ausschreiben. Eine Findungskommission unter Leitung der Abteilung Kultur sowie Vertretungen des Aargauischen Kunstvereins, des Berufsverbands Visuelle Kunst (Visarte) Sektion Aargau und der Stadt Aarau werden die Bewerbungen prüfen und eine Anstellungsempfehlung abgeben.