Last Exit: Damascus

Letzten Freitag war ich mit meinem alten Freund Peter, der gar nicht Peter heisst, zum Feierabendbier verabredet. So etwas kann dauern und durchaus problematisch enden, wenn man den Absprung nicht rechtzeitig schafft.

Angetrunken haben wir in der Ochsenbar, das gehört sich einfach so seit fast 30 Jahren. Der Ochsen hat nämlich gegenüber allen anderen Zofinger Lokalen einen ziemlich entscheidenden Vorteil: man kann die besten Biere der Welt trinken, und zwar aus (Halbliter-)Flaschen und zum mehr als fairen Preis von 6 Franken. Nach zwei Flaschen Budvar und einem ersten leichten Depressionsschub meinerseits (in schwarz gestrichenen Räumen kommt bei mir die Fröhlichkeit nicht so richtig auf Touren) zogen wir weiter nach Süden und landeten im Key 69. In weiser Voraussicht liessen wir das trübe «Frühlingsbier» von Feldschlösschen sein und tranken ein paar Stangen Lager.

Das Feierabendbier, das wissen Sie bestimmt, bleibt nur so lange ein Feierabendbier, bis die erste Nahrungsaufnahme erfolgt ist. Also zögert man letztere manchmal zu Gunsten des Bieres ein wenig hinaus, was aber auf Dauer nichts hilft. Irgendwann muss man essen und das mussten Peter und ich letzten Freitag auch. Und zwar dringend.

Zum Glück hatte Peter sofort einen Plan: «Schwe, wir müssen ins Damascus!» Ich hatte keinen Schimmer, dass der Pizza Takeaway an der vorderen Hauptgasse 110 (ehemals Café Oberstadt, kleiner Hinweis für die ganz alten Leserinnen und Leser) sich seit meinem letzten Besuch in eine orientalische Oase mit arabischem Essen verwandelt hatte. Während ich den Kühlschrank inspizierte, bestellte der Peter «eine kleine Platte», wie er es nannte. Dann dauerte es ein Weilchen, bis ein sehr freundlicher junger Herr an unseren Tisch trat und die «Platte» servierte. Bitte entschuldigen Sie, dass ich jetzt mit Superlativen um mich schmeissen muss: Selten habe ich so wunderschön angerichtete Speisen gesehen wie jene, die sich auf dieser Platte befanden. Ein richtiggehendes Gemälde von einer Platte war das (siehe Bild, das der Peter zum Glück noch geistegegenwärtig geschossen hat)! Und jetzt kommt’s noch besser: So oft wie der Peter und ich während des Festmahl «mmmhhhh» und «uhuere guet!» und «ganz verreckt!» ausgerufen haben, das gab‘s glaub noch nie, obwohl wir nach dem Feierabendbier immer sehr dankbare Esser sind. Falafel, gegrillter Halloumi, Taboulé mit Granatapfelkrenen, Hummus, Randenpüree, dazu frisches Fladenbrot (noch warm!) – und das alles so dermassen frisch und lecker, dass man einfach immer weiter essen möchte. Wahnsinn!  Da geh ich garantiert wieder hin. Das nächste Mal aber ohne Feierabendbier. Dann kann ich nämlich locker alleine eine Platte für zwei verdrücken.

Beweisfoto: wir waren da! (Bild: Peter)
Beweisfoto: wir waren da! (Bild: Peter)