Lehrlinge müssen dank Berufsbildungszentrum der Franke nicht mehr reisen

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Der 18-jährige Samuel Apputhurai, Anlagen- und Apparatebauer-Lehrling im zweiten Lehrjahr, steht an einer computergesteuerten Stanzmaschine und fertigt Blechteile aus Aluminium. Stanzen ist eine der Techniken, die der Lernende bei der Küchentechnik-Firma Franke in Aarburg an der Zwischenprüfung beherrschen muss. Hinzu kommen diverse Schweiss- und Lötverfahren, Umformtechniken, Bohren und Sägen.

Vor einem Jahr noch hätte Apputhurai die Prüfung in Muttenz BL absolvieren müssen – nun kann er dies im neuen Ausbildungszentrum seiner Firma im Aargau tun. «Ich bin froh, die Prüfung auf gewohnten Maschinen absolvieren zu können», sagt Apputhurai.

Als Franke-Angestellter konnte er die überbetrieblichen Kurse (üK) schon bisher vor Ort absolvieren. Seit August ist dies auch für die restlichen Anlagen- und Apparatebauer-Lehrlinge im Aargau möglich. Bisher mussten diese nicht nur für die Prüfung, sondern auch für die üK nach Muttenz BL reisen.

Prüfungen in Aarburg sind angenehmer für Lernende

Im Nebenraum ist Janic Hügli an der Arbeit. Wer ihm zuschaut, könnte ihn für einen Autolackierer halten, denn Hügli ist gerade mit der Spraydose zugange. «So können wir beispielsweise Stahlteile vor dem Rosten bewahren», sagt Hügli. Auch er ist Anlagen- und Apparatebauer – im vierten Lehrjahr. Die üK-Änderung betrifft ihn nicht mehr, aber auch Hügli sagt: «Es ist sicher viel angenehmer für uns Lernende, auch die Prüfungen hier in Aarburg machen zu können. Ich hätte es mir damals gewünscht.»

Aktuell gibt es 14 Lernende im Beruf Anlagen- und Apparatebauer/in im ersten und 12 im zweiten Lehrjahr im Aargau – die Hälfte davon lernt in einem üK-pflichtigen Betrieb. Diese angehenden Berufsleute müssen 48 üK-Tage in den ersten zwei Lehrjahren in Aarburg absolvieren. Die andere Hälfte ist von den Kursen befreit und muss nur die Prüfung in Aarburg bestreiten. Die Ausbildung dauert insgesamt vier Jahre.

Für Heinz Kattau, der als Leiter Berufsbildung bei Franke Schweiz AG massgeblich zum Entstehen des Berufsbildungszentrums beigetragen hat, ist klar: «Dass die Lernenden im Aargau bleiben können, macht den Lehrgang attraktiver.»  Es sei immer schwierig gewesen, alle Lehrstellen als Anlagen- und Apparatebauer zu besetzen, doch dieses Jahr sei es genau umgekehrt: Für 2022 seien alle Lehrstellen für diesen Beruf bei Franke besetzt.

Bei uns steht den Lernenden die neuste Technologie zurVerfügung», erklärt Kattau. So würden sie optimal auf die Arbeitswelt vorbereitet. Und auch für die Firma Franke sei es vorteilhaft, die Aargauer Lernenden im eigenen Berufsbildungszentrum auszubilden: «Die Infrastruktur ist bei uns vorhanden, nun können wir diese noch besser auslasten.»

Aargauer Lernende aus über 120 Berufen müssen für überbetriebliche Kurse in einen anderen Kanton

Aargauer Anlagen- und Apparatebauer müssen für die überbetrieblichen Kurse (üK) nicht mehr den Kanton wechseln (siehe Hauptartikel) – doch wie sieht es in anderen Berufen aus? «Es sind 120 bis 130 Berufe, die komplett ausserkantonal angeboten werden», sagt Simone Strub, Sprecherin des kantonalen Bildungsdepartements, auf Anfrage. Beispiele dafür sind Gleisbauerin, Bühnentänzer, Müllerin oder Pferdefachmann. Die üK fänden in der Regel bei jenen Berufen ausserkantonal statt, wo auch die Berufsfachschule ausserkantonal sei. Dies betreffe eher seltenere Berufe. Träger der üK sind in der Regel die Berufsverbände. Finanziert werden diese  Kurse durch Beiträge der Lehrbetriebe, der öffentlichen Hand und der jeweiligen Berufsverbände. (aka)