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Leichen lagern in den Spitalgängen – in Österreich droht wegen Corona die Triage

Leichen lagern in den Spitalgängen – in Österreich droht wegen Corona die Triage

Die Situation ist in Österreich so schlimm wie noch nie seit Ausbruch der Krise. Lockdown-Forderungen werden immer lauter. Mit Impfskeptikern hätte man härter umspringen müssen, sagen die Grünen.

Stefan Schocher, Wien

Voll: Die Salzburger Landeskliniken werden in den nächsten Tagen mit der Triage beginnen müssen.

Keystone

In Salzburg steht die medizinische Versorgung der Bevölkerung kurz vor dem Kollaps. Die Leitung der Salzburger Landeskliniken hat deshalb am Dienstagabend bekannt gegeben, dass man ein Triage-Team zusammenstelle, das bereits in den nächsten Tagen seine Arbeit aufnehmen soll. Aufgabe des Teams: Entscheiden, wer in den überfüllten Spitälern noch medizinisch behandelt wird und wer aufgrund der zu knappen Ressourcen wieder nach Hause geschickt werden muss. Der Entscheid liegt in den Händen von fünf Medizinern und einer Juristin.

Die Lage im Bundesland Salzburg hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt. Die Inzidenz (Ansteckungen pro 100’000 Einwohner) liegt inzwischen bei 1595, so hoch wie nirgendwo sonst in Österreich. Die Intensivstationen sind am Anschlag, auch an Normalbetten mangelt es bereits. Zusätzliche Kapazitäten in Reha-Zentren werden geschaffen. Seit drei Tagen gilt landesweit ein Lockdown für Ungeimpfte.

«Wir brauchen jetzt einen zweiwöchigen Lockdown»

Experten bezweifeln aber, ob die aktuell geltenden Massnahmen zu einer Trendumkehr im dramatischen Infektionsgeschehen führen werden. Vor allem unvorhersehbare Ereignisse wie etwa schwere Verkehrsunfälle könnten das System zum kollabieren bringen, warnte etwa Salzburgs stellvertretender Landeshauptmann Heinrich Schellhorn (Grüne). Eine Massenkarambolage würde das Gesundheitssystem derzeit nicht mehr verkraften können.

Heinrich Schellhorn.

Grüne Salzburg

Deshalb fordert Schellhorn jetzt einen radikalen Durchgriff:

«Wir brauchen jetzt einen zweiwöchigen Lockdown. Wenn er jetzt nicht kommt, dann wird er im Dezember zu einer noch ungünstigeren Zeit notwendig sein.»

Schellhorn sagt, man hätte den Impfgegnern in den vergangenen Wochen massiver widersprechen müssen. «Wir waren schlicht zu nachlässig gegenüber Impfskeptikern», sagte er im Morgenjournal des Senders Ö1.

Die Eingänge zu den Salzburger Landeskliniken sind bereits verbarrikadiert.

Keystone

Ähnlich sieht die Situation in der Region Oberösterreich aus. Zu medizinischer Triage ist es hier bereits gekommen. Zuletzt seien Leichen wegen überfüllter Kühlräume im Spitalgang zwischengelagert worden, schilderte eine anonyme Pflegefachkraft der Nachrichtenagentur APA. Sie sagte:

«Coronavirus-Tote steckst du nackt in einen luftdicht verschlossenen Plastiksack, zippst zu und das war’s.»

In der Stadt Innsbruck sind bestimmte medizinische Behandlungen ebenfalls nur noch eingeschränkt möglich. Betroffen davon sind auch Tumorpatienten. Der Kliniksprecher Johannes Schwamberger richtete im österreichischen Fernsehen einen verzweifelten Appell an die Bevölkerung: «Viel Spielraum gibt es nicht mehr.»

Einreise nach Österreich nur noch mit PCR-Test

Dass sich in Österreich dieser Tage eine Katastrophe entfaltet, scheinen dennoch keinesfalls alle politischen Entscheidungsträger realisiert zu haben. Zuletzt hatte die Frage, ob denn ein Lockdown für alle oder zumindest eine nächtliche Ausgangssperre kommen solle, für offenen Streit zwischen den Koalitionspartnern ÖVP und Grüne gesorgt.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte sich klar für einen generellen Lockdown ausgesprochen. Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) aber sieht das klar anders. Bereits vor zehn Tagen ist in Österreich die 2-G-Regel in Kraft getreten. Seit drei Tagen gilt im Land ein faktischer Lockdown für alle Ungeimpften. Ab sofort ist die Einreise nach Österreich für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene zudem nur noch mit einem negativen PCR-Test möglich. Antigen-Schnelltests werden nur noch bei Grenzpendlern akzeptiert.

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